Das Wunder von Messene - Bass aerstaunt
Heute morgen wurde ich von einem mystischen Schlaflied geweckt.
Irgend ein Fanatiker, ob Pfarrer oder Muezzin konnte ich nicht identifizieren,
hat Sakralgesang auf Endlosschleife gepackt
und
beschallt damit laut die ganze Gegend vom Hügel drüben.
Vom Wachwerden bis zur Abfahrt mindestens, vielleicht ja auch den ganzen Tag. Heute ist kein Sonntag!
Noch ein Blick zurück auf den kleinen Hügel von Mystras und dann auf zur nächsten Ruinenstadt.
Schön, wenn man sich vorher informiert. Besser, wenn die Informationen auch passen!
Nach Reiseführer und meinen Infos aus dem Internet liegt die Anlage von Messene in Mavromata.
Irrtum, dieser Ort liegt bei der heutigen Ortschaft Messini, gemeint ist aber das 15 Kilometer weiter weg liegende
Mavrongati. Als ich diese Verwechslung nach längerem Kartenstudium bemerkte, tauchte prompt nach 500 Metern ein
Hinweisschild nach ancient Messene auf.
Messene hat unter anderem ein für griechische Verhältnisse heiles Theater.
Das gleiche gilt auch für das Stadion. Das Feuchtbiotop im Inneren ist ein Überbleibsel vom letzten Regen.
In diesem Areal war es also zu den Panhellenischen Spielen Ouzo, dass der wohlhabende Patate seine Souvlaki
einen Tzatziki auskämpfen lässt.
Der Überlebende von diesem Moussaka wird dann zum Zuzukaja ernannt und
erhält sein Preisgeld auf ein Gyros-Konto überwiesen.
Ja, so warn´s, die alten Griechenleute.
Wieso kriege ich Hunger?
So sah also die Tartanbahn der alten Griechen aus! Wer nicht ausgeschlafen war, rannte gegen eine Säule.
Okay, der weitläufige Rest von Messene war etwas mehr kaputt.
Nach Verlassen der Anlage führt die Straße direkt durch diesen altgriechischen Kreisverkehr, wie man an meinem
Wagen im Hintergrund (deutlich) erkennen kann. Was wäre, wenn der Stein zur anderen Seite gefallen wäre?
Eigentlich heißt das Ding arcadisches Tor. Aber was nützt ein Tor, das einfach in der Gegend steht?
Und dann hat mir mein Navi gezeigt, was es kann. Dabei habe ich noch auf seine Nachfrage nicht befestigte Straßen abgelehnt!
In einem Ort bin ich auf einem Hügel stehen geblieben, bei dem links ein Haus stand, dann kam eine knapp einspurige Straße und
rechts ein
5-Meter-Abgrund. Und ich konnte weder vorne noch hinten etwas von der Straße sehen.
Die Anwohnerin vom linken Haus meinte, ich müsse zurück.
Dann kam die Anwohnerin von hinten rechts.
Die konnte sich erinnern, dass die Straße tatsächlich da hinten weiter führt. Stimmt, Tomtom hat wieder Recht gehabt!
Der Reiseführer hatte es angesprochen: lebende Schlangen sieht man
eher auf der Straße als bei Wanderungen.
Denn auf dem warmen Asphalt können sie gut Temperatur aufnehmen für die Jagd.
Bei den heute gewählten Seitenstraßen hab ich also auch meine erste
in Freiheit lebende Schlange gesehen
(ehrlich: die zweite, mit Rudi mal eine Ringelnatter beim Pilze sammeln - vor Tschernobyl).
Sie wand sich von rechts bis über die Straßenmitte hinaus.
Nachdem ich aber hielt, drehte sie schnell um und verschwand im Gebüsch.
Mir erschien sie etwas staksig in ihren Bewegungen
und mit ihrem farblich abgesetzten Kopf auffällig gefärbt.
Am Abend in meinem Naturkundebuch habe ich nur eine Art gefunden, bei der ich sofort gesagt hätte: die ist es.
Ein Scheltopusik. Den Namen gibt es wirklich!
Kommt aus dem Russischen und heißt Gelbbauch (Wikipedia, nicht eigene Kenntnisse!).
Hab ich nicht nachprüfen können.
Zoologisch: Ophisaurus (lt. Wikipedia
Pseudopus) apodus, also ein Saurier!
Aber das ist dann eine Blindschleiche, die 1,40 m lang werden kann. Meine war eher halb so groß.
Diese Art ist übrigens recht selten geworden. Kein Wunder bei der Art über eine Straße zu gehen.
Um so ärgerlicher, dass ich nach dem Bremsen nicht schnell genug nach der Kamera greifen konnte.
Die meisten Griechen hätten jetzt wohl gezielt auf die böse Schlange gesteuert.
Dabei habe ich noch nicht viel von dem angeblichen Jagdfieber der Griechen gesehen.
Die meisten überfahrenen Tiere, die ich gesehen haben, gehören zum Sortiment aus Hankensbüttel (von Wiesel bis Dachs alles dabei gewesen).
Mir sind die Tiere in Hankensbüttel lebend ehrlich lieber, wie wir sie bei unserem Besuch (schöne Grüße aus Griechenland!) erlebt haben.
Ich sehe lieber einen Frechdachs als einen Plattdachs!
Zehn Minuten später nahm ich dann den Müll auf der Straße zwischen die Räder und registrierte im letzten Moment,
dass das auch eine zusammengerollte Schlange war. Ich tippe der Färbung nach auf Äsculapnatter,
aber im Vorbeifahren bin ich mir natürlich nicht ganz sicher. Könnte ja auch eine Zornnatter sein.
Im Rückspiegel sah ich sie beleidigt von der Straße kriechen, weil ich ihren Schlaf gestört habe.
Danach habe ich das Wunder von Vastas aufgesucht. Auf dieser Kirche der Theodora wachsen massenhaft Bäume.
Architekten haben nachgeprüft: es gibt keine Mauerrisse, also auch keine Wurzeln bis zum Boden.
Und das Dach trägt mindestens die fünffache Last, die es nach deren Berechnungen eigentlich tragen kann.
Das muss denn ja ein Wunder sein! Ob die Theodora heilig gesprochen wurde, weiß ich nicht.
Als Biologe würde ich mal die Porösität der Steine untersuchen, denn gleich neben der Kirche fließt ein Bächlein.
Und die Stellung der Wurzeln auf dem Dach würde ich auf die Gewichtsverteilung analysieren.
Immer diese skeptischen Naturwissenschaftler!
Immerhin, über dem Eingangstor sieht man eine Wurzel. Wie der Baum bloss die Figur geschaffen hat? Sicher ein Wunder!
Und so sieht das Bauwerk von innen aus. Keine Wurzeln, keine Stützen!
Ich finde, dass man solche Straßen doch viel lieber fährt als unsere langweiligen Alleen.
Hier kann man wenigstens noch drauf wetten, ob eine Leitplanke dahinter steckt. Manchmal tut sie es tatsächlich.
Als letzte Station ging es nach Bassae. Nee, Christo war hier nicht.
Dieses Zelt steht sogar unter Unesco-Denkmalschutz als Weltkulturerbe.
Denn es beherbergt den Apollo-Tempel (mit zwei O!) und soll ihn vor dem bösen griechischen Wetter schützen.
Viel hat sich gegenüber 1979 hier nicht verändert.
Obwohl er wieder aufgebaut wurde, scheinen die Bauarbeiter eine Bierflasche als Wasserwaage benutzt zu haben.
Die Säulen sind jedenfalls nicht bundeswehrmäßig ausgerichtet.
Wer wollte, konnte auch ein Video vom Nachbau ansehen.
Ich bin lieber zum Campingplatz nach Olympia gefahren. Aber ancient Olympia schaffe ich heute nicht mehr.
Übersicht Vorheriger Tag Nächster Tag