Abgründe in Edessa
Heute ist also mein erster richtiger Urlaubstag in der zu Recht weltberühmten Stadt Edessa.
Mal ehrlich, wer hat schon mal was von diesem Nest gehört? Nicht einmal Hotels richtig ausschildern können die.
Und diese Stadt habe ich als erstes Ziel ausgewählt, obwohl ich 100 km ohne Autobahn anfahren musste!
Und kaum komme ich aus meinem Hotel raus, höre ich aus dem benachbarten Stadion etwa hundert Schüler trommeln
und mit ihren beiden Wörtern Deutschkenntnis prahlen: "Merkel raus!"
Die wollen mir wohl klar machen, dass Deutschland das griechische Geld verplempert hat und deshalb wir die Pleite verschuldet haben.
Ich halte mich da besser raus!
Aussehen tut die Stadt ganz nett. Sie liegt oben auf diesem hundert Meter hohen Hügel.
Wenn man die Stadtgrenze überschreitet, dann merkt
man das - aber nach 100 m merkt man nichts mehr.
Denn diese hundert Meter geht es sehr steil runter.
Ich gehe an das Flüsschen Vodas, das durch Edessa fließt.
Schon die alten Byzantiner haben dieses Brückchen darüber gebaut.
Was ist das? Wenn man die Fließrichtung beachtet: hier wird aus einem Flüsschen zwei gemacht.
Und das passiert an mehreren Stellen. Korrigiert man hier die Natur oder unterstützt man nur, was natürlich entstanden ist?
Bei dem, was ich über die Veränderungen des Flüsschens in der Vorzeit gelesen habe, gehe ich mal von einer Stabilsierungsmaßnahme aus.
Der rechte Teil vom links abgezweigten Fluss erreicht hier den Stadtrand. Dafür ist Edessa berühmt.
Denn hier entsteht der große Wasserfall.
Da kann man unter einem Wasserfall durchgehen und bleibt tatsächlich völlig trocken.
Okay, Sackgasse, also am Ende des Ganges (Fluss in Indien?) in einer Nische riecht es merkwürdig.
Männer!
Direkt in der Unterführung gibt es eine kleine Höhle, in der man bewundern kann, was das kalkhaltige Wasser so aufbaut.
Als ich reinging, flatterte mir sogar eine Fledermaus entgegen, die ist durch die Touris völlig aus dem Rhythmus.
Es ist Vormittag, also für sie Schlafenszeit - Tiefschlafphase!
Ich gehe erst mal den Wasserfall runter und folge unten dem Weg neben der großen Rohrleitung
(unten dürfen die Stadtwerke das benötigte Trinkwasser entnehmen und es dann wieder hochpumpen).
Mein Ziel ist aber nicht das Kloster Agia Triada, sondern das liegt nur auf dem Weg.
Denn mich zieht das antike Edessa an.
Damals hat man die Stadt noch vor den Abhang gebaut, die waren cleverer, die alten Griechen (4. Jh. v. Chr.)!
Wenn ich in der Schule aufgepasst hätte, wüsste ich jetzt, welcher Säulenstil das ist.
Jetzt weiß ich natürlich, dass es eine ionische Säule ist. Wikipedia
weiß alles.
Ich vermute mal, dass die zu einer Tempelanlage gehört, auch wenn das Haus an der Stirnseite das Soldatenhaus ist.
Und für besonders Findige: Auf diese Schautafeln hat man vor Jahren wichtige Informationen rauf geklebt.
Aber die meisten Tafeln waren in besserem Zustand.
So, und jetzt noch etwas mehr aus Edessa selbst. Ich hab mal den rechten Kanal verfolgt.
Der verläuft direkt vor meinem Hotel, von meinem Balkon blicke ich drauf. War mir bis dahin nicht weiter aufgefallen.
Am Stadtrand baut man gerade an seinem Naturbett. Wenn das nächstes Jahr (?, wenn Merkel zahlt) fertig ist, gibt es wohl
einen neuen Wasserfall zu bewundern und eine herrliche Anlage dazu mit Aussichtsplattform.
Wo das Wasser jetzt bleibt, konnte ich nicht feststellen, alles abgesperrt.
Die Stadtkirche und die Ausgrabung der altgriechischen Akropolis (so heißt jede griechische Burg) passen auf ein Foto.
Die roten Dächer sind natürlich nur zum Schutz der alten Grundmauern angelegt.
Die Kirche zur Jungfrau Maria hat ihre Anfänge bei den Byzantinern gehabt, ist aber später überbaut worden.
Da kriege ich bestimmt noch besser erhaltene byzantinische Kirchen zu sehen.
Und aus der Zeit der Türkenherrschaft ist diese Moschee übrig geblieben - wie lange noch?
Türken sind in Griechenland noch unbeliebter als Deutsche, alle Scheiben sind eingeschlagen.
Heute sprach mich der Wärter vom antiken Edessa an, wo ich herkomme. Als ich "Deutschland" antwortete, meinte er: "ah, Putin".
Ich ließ ihn in dem Glauben. Merkel möchte ich da besser nicht erwähnen (siehe oben).
Übersicht Vorheriger Tag
Nächster Tag