Ich bau mir ein Schloss, so ganz ohne Sorgen
So sang es Heintje. Nein! Hier war es der preußische König
Friedrich II.
Nur zur Übersicht, wer in Geschichte nicht
aufgepasst hat: Die preußischen Könige bzw. die deutschen Kaiser:
Friedrich II. (1740-1786) (
Friedrich
der Große, der Alte Fritz) (weil kinderlos, folgte ihm der Sohn
seines Bruders)
Friedrich Wilhelm II. (1786–1797) (Sohn von August
Wilhelm von Preußen und Luise Amalie von Braunschweig-Wolfenbüttel)
(weil der Vater krank war, übernahm sein Sohn)
Friedrich Wilhelm III.
(1797–1840)
Friedrich Wilhelm IV. (1840-1861) (wegen Erkrankung
übernahm sein Bruder)
Wilhelm I. (Wilhelm Friedrich Ludwig von
Preußen) (1861-1871) (
seit 1871 erster deutscher
Kaiser, bis 1888) (
berief
Bismarck zum Ministerpräsidenten)
Friedrich III (Friedrich
Wilhelm Nikolaus Karl von Preußen) (1888-1888) (der 99-Tage Kaiser
(Krebs))
Wilhelm II (Friedrich Wilhelm Viktor Albert von Preußen)
(1888-1914) (
dankte erzwungenermaßen nach dem ersten Weltkrieg
ab und emigrierte nach Holland)
Man muss sich ja nicht viele Namen
merken! Aber das Jahr 1888, da regierten in Deutschland drei Kaiser! Ich war
nie
Geschichtslehrer!
Der Alte Fritz erwählte den "Wüsten Berg" bei
Potsdam als Sitz seiner späteren Sommerresidenz. 1744 begann er mit 6
Weinterrassen und ließ im kommenden Jahr das
Geld seiner Untertanen
in einem Lustschloss anlegen. Seine Anlagen entsprachen dem
französischen Barock.
Natürlich bin ich mir
bewusst, dass die Häuser beeindruckend aussehen, weil der Erbauer
befürchtete, dass seine Untertanen ihren Besitz verplempern würden
und er deshalb lieber bleibende Werte anlegte. Eine weise Entscheidung!
Denn der Tourismus lebt heute von den Bewunderern dieser Prachtbauten. -
Genug Sozialkritik!
"Die Stadt ist bekannt für ihr Vermächtnis als
ehemalige Residenzstadt der Könige von Preußen mit den zahlreichen und
einzigartigen Schloss- und Parkanlagen und der
bedeutenden
bürgerlichen Kernstadt. Die Kulturlandschaften wurden 1990 von der
UNESCO als größtes Ensemble der deutschen Welterbestätten in die Liste
des
Weltkultur- und Naturerbes der Menschheit aufgenommen. Seit 2019
ist Potsdam UNESCO-Filmstadt im Netzwerk der Creative Cities" (Wikipedia
ordnete Potsdam so ein.)
Natürlich war der Park gegen den Pöbel abgetrennt, wie hier im "Grünen
Gitter". Nur hochgestellte Persönlichkeiten ließen die Wachen ein.
Heute kann jeder den Park frei betreten, also auch ein Gesandter der
Braunschweiger Welfen wie ich.
Auch das Obeliskportal
(von 1747, im Hintergrund der namensgebende Obelisk, demnächst
restauriert) war solch ein Eingangstor.
Aber außerhalb lag noch
diese als Moschee getarnte Dampfmaschinenhalle, die Friedrich Wilhelm
IV. 1841–43 von Ludwig Persius errichten
ließ.
Den Zweck dieses Gebäudes erläutere ich später, beim
Ruinenberg. (Bitte Geduld!)
Die Inschrift oben
verrät: "Friedrich Wilhelm IV. K. v. P., hat dieses Thor zu erbauen
befohlen Hundert und sechs Jahre nach der Gründung von Sans-Souci.
MDCCCLI"
Das Triumphtor wirkt als Eingangsportal des Winzerbergs.
Friedrich Wilhelm IV. plante es als Teil einer Triumpfstraße.
Der
Triumph galt den Erfolgen im Preußisch-Österreichischen Krieg, 1866
und im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71.
Das Triumphtor sollte Teil einer Triumphstraße
sein, die Aussichts- und Schlossgebäude am nördlichen Rand des Parks
verbinden sollte.
Das Geld reichte nicht dafür, nur noch zum
Orangerieschloss.
Eine geplante Tempelanlage zum Andenken an
Friedrich den Großen, zu der das Tor den Eingangsbereich bilden sollte,
wurde auch nicht gebaut.
Was versteckt sich wohl hinter dieser Mauer?
Die Friedenskirche ließ 1845-1848 Friedrich Wilhelm IV erbauen.
So sieht die Friedenskirche innen aus.
Mit Corona-Abstand stehen die Stühle.
Der Altarraum der Friedenskirche.
Die Orgel.
Im Barockgarten des Parks
gibt es viele solcher Rondelle. Dieses trägt heute den Namen "erstes
Rondell", denn der Name "Mohrenrondell" erschien nicht mehr zeitgemäß.
Dennoch finde ich, dass hier schwarze Frauen diskriminiert werden; denn
auch auf dem Erklärfoto daneben lässt die rechte Frau eine Brust durch
die Bluse blicken.
Das ist noch nicht das
Schloss, sondern die Bildergalerie von 1755 für die Bilder, die nicht im
Schloss untergebracht werden konnten.
Andere Leute stecken Bilder in
Alben!
1751 wurde die Neptungrotte erbaut.
Innen ist alles mit
Muschelschalen ausgestaltet.
Und oben auf der Grotte
grüßt Neptun persönlich. (Das Gesicht erinnert mich an Asterix, aber der
war damals noch nicht herausgegeben).
Dieses Foto zeigt 3
wichtige Abschnitte im Park Sanssouci:
Im Vordergrund ein Brunnen mit
Fontäne, wie es viele an Wegkreuzen gibt. Dahinter der Weinberg, mit dem
alles anfing. Und oben das Schloss.
Schloss Sanssouci. Friedrich II ließ es 1745 bis 1747 bauen.
Auf der Nordseite umschließen die Kolonnaden den Hinterhof.
"Ich habe als Philosoph
gelebt und will als solcher begraben werden, ohne Pomp, ohne Prunk und
ohne die geringsten Zeremonien", verfügte Friedrich II. in seinem
Testament 1752.
"Man bringe mich beim Schein einer Laterne, und ohne
dass mir jemand folgt, nach Sanssouci und bestatte mich dort ganz
schlicht auf der Höhe der Terrasse, rechterhand,
wenn man hinaufsteigt, in einer
Gruft, die ich mir habe herrichten lassen".
Als er am 17. August 1786
vierundsiebzigjährig starb, setzte sich der Nachfolger Friedrich Wilhelm
II. über den Letzten Willen seines Onkels hinweg und ließ ihn nach einer
prunkvollen
Totenfeier in der Potsdamer Garnisonkirche neben dem
Sarg des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. bestatten.
Vater und
Sohn, die sich im Leben nicht mochten, waren im Tod nun vereinigt. Nach
einer langen Odyssee, die im Frühjahr 1945 begonnen hatte, waren die
schweren Särge von der
Potsdamer Garnisonkirche über das
thüringische Bergwerk Bernterode nach Marburg und 1952 weiter in die
Burg Hohenzollern bei Hechingen in Württemberg,
dem Stammsitz des
Königshauses, geschafft worden. Erst nach der deutschen
Wiedervereinigung kamen beide Särge nach Potsdam zurück."
Quelle (verändert)
Die Grabstätte vom Alten Fritz auf der obersten Terrasse von Sanssouci, wo er
seine (hoffentlich) letzte Ruhestätte fand, wird regelmäßig mit Kartoffeln
geschmückt,
weil er diese Frucht in Deutschland eingeführt hat und
damit auch die Pomm Fritz!
Die Platten im Hintergrund repräsentieren
seine Lieblingshunde, wie er es in seinem Testament wünschte.
Vom Schloss aus hat man einen schönen Blick auf die Gartenanlagen.
Auch einzelne Beete sind
durchorganisiert.
So sieht also Spalierobst
aus.
Am Parkplatz zum Schloss
(der heute angelegt ist) steht diese historische Bockwindmühle.
Der Legende nach ließ sich der Besitzer nicht darauf ein, die
lärmbelästigende Mühle vom Schloss entfernen zu lassen.
Und man wird mit standesgemäßer Musik begrüßt.
1771 wurde die ehemalige Orangerie zu einem Gästeschloss
umgebaut und heißt jetzt "neue Kammern".
Vom Schloss aus gibt es
auch diesen Ausblick auf den "Ruinenberg".
So sehen die extra neu gebauten Ruinen aus (Details siehe
hinten).
Im Park gibt es wie in
der Stadt auch zahlreiche Nebelkrähen.
Auch Graureiher gibt es an den zahlreichen Feuchtbiotopen.
Friedrich Wilhelm II entwarf 1851-1856 nach italienischem Vorbild selbst und ließ dann
das
Orangerieschloss bauen
Die obere Terrasse
schließen zwei Panther-Figuren ab. Panther sollen den Weingott Dionysos
begleiten.
Auf der unteren Terrasse steht mein Sternbild.
Auf dem Klausberg wurde
1738 ein Aussichtsturm errichtet.
1770 wurde daneben das
Drachenhaus gebaut, heute beherbergt es ein Café.
So sieht also ein böser
Drache aus. Grisu lässt grüßen.
Und mir fällt Michael Ende dazu ein:
(verkürzt: Der Lindwurm und der Schmetterling, die sich über den Anfang
ihres Namens ärgerten, weil sie ihn unpassend fanden)
der Tausch ward schriftlich festgelegt,
„Gemacht!“ rief jeder tiefbewegt,
und Arm in Arm verließ den Turm
ein LINDLING und ein SCHMETTERWURM.
Quelle und ganzes Gedicht
Unterhalb der Orangerie liegt der botanische Garten, der heute
zur Uni gehört.
Und Persius baute sich
hier
seine eigene Villa.
Das chinesische Haus von 1754 steht mitten im Park.
Hier kann man die damaligen Klischees über China erkennen. Viele
gelten auch heute noch.
1763 ließ Friedrich II das Neue Palais als zweite
Sommerresidenz bauen. Es war für ihn eine
Demonstration der Stärke nach dem Siebenjährigen Krieg.
Dieses Gebäude war für den
arbeitenden Teil des Schlosses - die Wirtschaftsräume.
Weil heute
die Universität im Neuen Palais untergebracht ist, hat die DDR -
immerhin stilähnlich - weitere Uni-Gebäude erbaut.
Die römischen Bäder beim
chinesischen Haus von
Friedrich Wilhelm IV. 1829–1840 demonstrieren den Hang zu
römisch/altitalienischen Einflüssen.
Schloss Charlottenhof war der
Sommersitz des Kronprinzen Friedrich Wilhelm (1795–1861), ab 1840 König
Friedrich Wilhelm IV. von Preußen.
Die Namensgeberin war Maria
Charlotte von Gentzkow, die Frau eines Kammerherrn und von 1790 bis 1794
Besitzerin des Gutes,
von der Friedrich Wilhelms II das Schloss für
seinen Sohn und
dessen Frau als Sommersitz erworben hatte.
Endlich die Auflösung!: Am höchsten Punkt im Park steht der Ruinenberg.
Sein Hauptelement ist ein riesiges Wasserbassin, das für Druck auf den
Fontänen des Parks sorgen soll
und auch der Bewässerung dient. Das
Wasser wurde von der Dampfmaschine aus der Moschee hoch gepumpt.
Der
Alte Fritz ließ es einrichten und ließ den Berg mit einigen dem
Forum Romanum nachempfundenen Ruinen verzieren. Es handelt sich also
um die jüngsten römischen Ruinen der Welt.
Im Hintergrund der
Normannenturm mit der Theaterwand.
Nicht nur München hat
einen Monopteros, sondern auch Potsdam.
Die Säulen, so wie ich sie aus Griechenland kenne.
Und zur Abwechslung mal
andersrum: ein Blick vom Ruinenberg zum Schloss!
Jetzt bin ich
ziemlich ruiniert und fahre ganz sorglos zum Campingplatz zurück.
Übersicht 2021
Schwielowsee
Potsdam Übersicht
Potsdam Zentrum
Potsdam Sanssouci
Potsdam Neuer Garten
Potsdam
Babelsberg
Heimfahrt