Das hat leider nicht immer gepasst.
Daran soll dieser Ausspruch aus der Gedenkstätte
in der Schillstraße erinnern!
„Braunschweig Nazistadt?“ skandierten im Mai 2021 Neo-Nazis auf ihren Demos in
Braunschweig.
Und die AfD wählte Braunschweig für ihre Parteitage
aus und nicht Nürnberg! Woher kommt diese Überzeugung?
In der jüngeren deutschen Geschichte spielte Braunschweig eine etwas
unrühmliche Rolle, die ich nicht unterschlagen kann.
Im bereits von
den Nazis beherrschten Freistaat Braunschweig
wurde der 1925 auf eigenen Antrag staatenlos gewordene Adolf Hitler im
Februar 1932 als Regierungsrat berufen,
wodurch er Beamter wurde und
dadurch
zwangsläufig die deutsche Staatsbürgerschaft erhielt
(es ist
umstritten, ob er nicht auch ohne deutsche Staatsbürgerschaft hätte
Kanzler werden können).
Die oft behauptete Einstellung als
Kunstprofessor an der Uni Braunschweig wurde rechtzeitig verhindert.
Die rot regierte Stadt
Braunschweig versuchte zwar, auch diesen Schritt zu verhindern, aber
erfolglos.
Hitler trat seine Stelle nie an und reichte nach seiner
„Machtergreifung“ hierfür sein Rücktrittsgesuch ein.
Außerdem
strich er das Gesetz, das seine Einbürgerung erst ermöglichte. Er hat
sicher eingesehen, dass damit auch dubiose Elemente die deutsche
Staatsbürgerschaft
erhalten könnten. Recht hat er! Schließlich
vertrat er die Ansicht, dass der "Herrenmensch" groß, blond, blauäugig
und Deutscher ist. Gab es damals keinen Spiegel?
Er war davon
jedenfalls nur "und"! Nach dem Krieg hat man nicht versäumt, die
Spuren Hitlers (Ehrenbürgerschaft, Adolf-Hitler-Straße) zu tilgen und
einige Straßen
nach ermordeten Braunschweiger Widersachern zu benennen
(Jasperallee).
Nur die deutsche Staatsbürgerschaft konnte man ihm
nicht mehr entziehen, das ist im Gesetz nicht vorgesehen bei Toten....
Und nach dem Krieg hoffte Braunschweig, dass das alte "Ostfalen"
(von Lüneburg bis zum Harz) neu entstehen könnte - natürlich mit der
Hauptstadt Braunschweig.
Stattdessen schuf die englische
Besatzungsmacht das neue Bundesland "Niedersachsen" mit Hannover als
Hauptstadt.
Seit Georg III stammt der britischer König aus dem Haus
Hannover. Erst 1917 nannte sich das Königshaus in "Windsors" um.
Ein
englischer Name klang im ersten Weltkrieg besser als von "Sachsen-Coburg und
Gotha". Beziehungen schaden nur dem, der keine hat!
Das hinterließ
einen tief sitzenden Stachel in Braunschweig.
Braunschweig hat dennoch ein Regierungsgebäude am Bohlweg.
Auf der
Rückseite wird dann vollständig verraten, dass das Gebäude von der
Bezirksregierung Braunschweig übernommen wurde.
Ab 1909 war es für
die Regierung des Freistaates Braunschweig zuständig. Der Regierungsbezirk
wurde 1978 eingerichtet und 2004 wieder aufgelöst.
Als dann auch noch bei
der Gründung der Fußball-Bundesliga 1963 die Kriterien für die
Gründungsmitglieder so ausgelegt wurden, dass Eintracht Braunschweig und
nicht
die punktmäßig besser dastehenden Kicker von Hannover 96 in die
Bundesliga gesetzt wurden, war eine große Rivalität geboren.
Als
Braunschweiger dürfte ich eigentlich nur von "Peine-West 95+1" reden,
aber ich hab ja in der verbotenen Stadt studiert!
Ob die Hohlköpfe,
die sich heute bei Lokal-Derbys prügeln, wohl wissen, weshalb sie das
tun?
Stolpersteine in Braunschweig
In Braunschweig
weisen über 250 „Stolpersteine“ darauf hin, dass in diesem Haus Juden
im „Dritten Reich“ gewohnt haben und deportiert und ermordet wurden
oder rechtzeitig
Deutschland (wie in diesem Fall) verließen. (mehr Details unter
www.stolpersteine-fuer-braunschweig.de/).
Am 12. Mai 1945 nahm die US-Airforce dieses Foto von Braunschweig auf,
das ich Wikipedia entnahm.
Zur Orientierung: roter Punkt:
Katharinenkirche, blauer Punkt: Schloss, grüner Punkt: Staatstheater.
Man kann hier erkennen, dass Braunschweigs Innenstadt zu 90 % zerstört
war und wieder aufgebaut werden musste.
Die Stadt entschloss sich,
in einigen Traditionsinseln
(Magniviertel, Burgkomplex, Altstadtmarkt) Teile der alten Bausubstanz
wieder zu errichten,
an anderen Stellen wurde die Gelegenheit für modernere Einrichtungen genutzt. Es entstanden einige Großkomplexe für
Warenhäuser u.ä..
Der Rat der Stadt entschied nach dem
Krieg, das
Schloss nicht zu rekonstruieren, sondern Überreste auf Halden in der
Randzone zu deponieren.
Anstelle des Schlosses entstand eine
Parkanlage - Stadtgrün in der City!
Torbogen in der Bartholomäus-Twete
Braunschweig wurde im zweiten
Weltkrieg großteils zerstört (90 % der Innenstadt). Dieser Rest ist
heute quasi als Kriegsmahnmal erhalten.
Nach all den historischen Anmerkungen folgt jetzt noch ein kleiner
Bummel durch die Braunschweiger Innenstadt.
Hier möchte ich einige
Bauwerke vorstellen, die ich außer den bereits vorgestellten Häusern in
Braunschweigs Innenstadt für erwähnenswert halte.
Durch eine Bürgerinitiative wurden Sponsoren aktiviert, wodurch
dann bis 2007 das Schloss in seinem früheren Aussehen wieder
hergestellt wurde.
Die erhalten gebliebenen Überreste vom
zerstörten Schloss wurden (wie üblich) mit eingebaut, was zur Zeit
noch deutlich zu erkennen ist.
So sieht der neue Komplex heute aus.
Links ist Eingang zu den Arkaden.
Schloss-Arkaden
Der Preis ist, dass
das Schloss z.T. für Verwaltungszwecke genutzt wird, aber
überwiegend die Schloss-Arkaden enthält.
Vor dem Schloss stehen zwei
Reiterstandbilder von bekannten Braunschweiger Herzögen.
Wer kennt die Quadriga auf dem
Brandenburger Tor? Vergesst sie!
Das Braunschweiger Schloss ist
gekrönt von der größten Quadriga Deutschlands!
Brunonia in der
Mitte ist allein 5,30 m groß und damit höher als die 5 Meter der
ganzen Berliner Gruppe. Die restliche Quadriga misst 9,50 m Höhe.
Fachwerkhaus bei der Burgpassage.
Die kleine Kneipe
In der Nähe der
Burg am Papenstieg liegt die kleine Kneipe "Mutter Habenicht".
Und das ist Mutter Habenicht
persönlich!
Das Einhornhaus, ein Bürohaus von 1910.
Das Sieben-Türme-Haus
Dieses Haus am
Altstadtmarkt trägt seinen Namen nicht nur wegen der aufgemalten
Türme.
Vor der Zerstörung in einem Aufstand 1374 hatte es
richtige Türme.
Ein unbekannter Bauherr soll es 1297 nach dem
Aussehen des Staatsgefängnisses in Konstantinopel erbaut haben,
weil er dieses Gelübde für den Fall seiner Befreiung abgelegt hatte.
In seiner heutigen Form existiert es seit 1708, allerdings nach
völliger Zerstörung im 2. Weltkrieg danach wieder aufgebaut.
Die namensgebenden Türme.
Kohlmarkt
Ein kleiner Eindruck von
Braunschweigs größtem Marktplatz. Seinen Namen hat dieser Platz von
den dort im Mittelalter angebotenen Waren.
Die Meisten tippen
aber falsch, man verkaufte hier Kohle.
Mitten auf dem Kohlmarkt sind die Umrisse der Pfarrkirche des
Weichbildes Sack, St. Ulrici von 1036, die 1544 nach einem Teileinsturz
abgerissen wurde.
Dadurch entstand natürlich ein großer freier Platz
für die Außengastronomie in Braunschweig.
Für Gemütlichkeit sorgt auch der
Kohlmarktbrunnen von 1869.
Er ersetzte den Ulrichsbrunnen, der die
Bevölkerung seit 1391 mit Wasser versorgte.
Haus zur Sonne. Viele Häuser am
Kohlmarkt wurden von wohlhabenden Bürgern Braunschweigs erbaut.
Da
es überwiegend jüdische Bürger waren, bildete der Kohlmarkt ein jüdisches
Zentrum in Braunschweig, was auch viele Stolpersteine hier belegen
Hier schmeckt natürlich das Eis!
Haus zum Stern. Hier wohnte übrigens
Lessing bei seinen Besuchen aus Wolfenbüttel in Braunschweig.
1894
wurde es aber abgerissen und durch diesen Steinbau ersetzt.
Auch Fachwerkhäuser stehen am
Kohlmarkt. Auf die Beschriftung des linken Hauses komme ich noch
zurück!
Kemenate
Solche Bauwerke wurden
früher als Vorratslager an die Häuser angebaut.
Dieser Anbau beim
Hagenmarkt ist erhalten, das eigentliche Haus dagegen nicht mehr.
Das alte Postgebäude.
Verglichen mit dem heutigen Service hat
die Post früher guten Geschmack bewiesen.
Die Frontseite des Rathauses.
Dieses Gebäude wurde zwischen 1894 und
1900 errichtet - ist eben kein Flughafen!
Das Staatstheater wurde von 1856 bis
1861 erbaut.
Figuren am Giebel.
Der Ringerbrunnen.
Das Michaelisviertel, ein Glücksgebiet.
Es erschien den Bomber-Strategen nichts wert und sie verschonten es.
Kattreppeln
Diese Plastik weist auf
die Deutung des Straßennamens "wo sich die Katzen treffen" hin.
Eulenspiegelbrunnen
Hier am
Bäckerklint soll Till Eulenspiegel seine "Eulen und Meerkatzen"
gebacken haben. Sie werden aber heute nicht mehr verkauft.
Im Fachwerkhaus am Kohlmarkt steht
diese Inschrift. Hier wurde demnach Eulenspiegel mit seinen eigenen
Waffen geschlagen!
Er brachte seine Stiefel zum Spicken (Wachsen)
und der Meister durchlochte das Leder und zog Speckstreifen ein.
Eulenspiegel soll die Schuhe lobend in Empfang genommen haben. Er
kam aber wieder in den Laden zurück, um zu fragen, was für Speck
verwendet wurde.
Dummerweise schritt er durch das geschlossene
Fenster ein und riss beim Gehen den kompletten Flügel raus. Welcher
Schelm hatte wohl den größeren Schaden?
Mehr zu Eulenspiegel kann
man in Schöppenstedt im Eulenspiegel-Museum erfahren.
Säule 2000 Jahre Christentum
Vor der
Burg hat Prof. Jürgen Weber eine Säule aufgestellt, auf der Szenen
aus 2000 Jahren Christentum dargestellt sind.
Vor der Säule
werden für Interessierte Gratisflyer mit den Aussagen der Säule
angeboten.
An der Spitze hat er in Anlehnung an die Ringparabel Lessings
Symbole der drei großen Weltreligionen Islam, Judentum und
Christentum nebeneinander dargestellt,
um zu mehr Toleranz
zwischen den Weltreligionen zu mahnen.
Das Happy-Rizzi-Haus
2001 wurde der
heftig umstrittene Bürokomplex von James Rizzi fertiggestellt. Heute
steht das Gebäude rechts neben dem Schloss.
Konrad Koch Quartier
Viele Braunschweiger kennen dieses
Gebäude noch unter dem Namen City Point
Konrad Koch war Lehrer am Gymnasium
Martino-Katharineum, beim Altstadtrathaus.
1874 führte er hier
etwas aus England ein, nämlich dass mehrere Schüler hinter
(zunächst) einem Rugby-Ball herlaufen und diesen in
eine "Tor" genannte Markierung zu schießen.
Das Fußballspiel begann seinen
Siegeszug in Deutschland. Koch formulierte auch die ersten
Fußballregeln - sogar mit Abseits, aber ohne Videobeweis!
Es ist kein Zufall, dass eine
Sportausstattungsfirma in dem Quartier beheimatet ist!
Der Botanische Garten an der
Humboldtstraße.
Die Alte Waage war im Mittelalter ein
wichtiges Kontrollorgan beim Handel.
Nach dem Krieg wurde sie
erst 1991 bis 1994 rekonstruiert, an ihrem alten Standort ging es
nicht, der war besetzt.
Heute residiert hier die VHS.
Das naturhistorische Museum
In disesem Gebäude werden seit 1754
naturhistorische Exponate gesammelt.
An den Außenanlagen begrüßen Saurier
die Besucher.
Das Wendenwehr hilft dabei, den
Wasserstand der Oker zu regulieren.
Jasper-Allee
Seit 1894 war die Kaiser-Wilhelm-Straße
eine Prachtstraße, die den Nußberg mit dem Staatstheater
verbindet.
1946 wurde sie zu Ehren des Ministerpräsidenten vom
Freistaat Braunschweig Heinrich Jasper umbenannt, der im 3. Reich
umkam.
Vor einem Jahr wurden die Bäume der Allee gefällt, weil
sie marode waren. Diese Neupflanzung soll die Bäume ersetzen.
Eine Villa dieser Prachtstraße.
Den Hagenmarkt mit dem Heinrich-Brunnen
hab ich ja schon gewürdigt.
Leider stammt dieses Foto aus der
Zeit vor Oktober 2017, Wo Xavier bis 28 Bäume unwehte.
So sieht der Platz 2021 aus und die
Stadt streitet noch mit Bürgerinitiativen um ein Konzept zur
Neugestaltung
Hinter dem Schloss steht das Herzog
Anton Ulrich-Museum, eines der ältesten Kunstmuseen Europas (lt.
eigener Homepage)
Einer der bekannteren Bürger
Braunschweigs ist Carl Friedrich Gauss, dessen Denkmal am Gaussberg steht.
Wer jetzt noch mehr Infos zu Braunschweig erwartet, hat sich verrechnet!
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