Vor 7 Jahren hab ich für meinen Seniorenverein eine
Vorstellung unserer Heimatstadt Braunschweig erstellt. Die muss mal
wieder aktualisiert werden!
Wozu ist ein Corona-Jahr da? Aber dann
stell ich es gleich auf meine private Homepage.
Sicher werde ich
wegen Corona viel Zeit in Braunschweig verbringen, also passt es auch
hier hin.
Hinweis:
Natürlich sind die Fotos aus diesem Jahrtausend
und – je weiter der Rückblick geht – umso weniger treffen sie das
Originalaussehen, aber da ich keine Zeitmaschine habe.....
Schon
in der Steinzeit war das Braunschweiger Gebiet besiedelt, wie die
Schöninger Speere anschaulich belegen.
Auch direkt im heutigen Stadtgebiet
(siehe Dowesee!) wurden Siedlungsbelege aus der Steinzeit gefunden.
Die
Lage-Gunst für eine Besiedlung Braunschweigs
war gegeben durch die Oker.
An einer günstigen Stelle dieses
Flusses soll der Legende nach 861 n. Chr. Fürst Bruno vom Geschlecht
der Brunonen eine Siedlung gegründet haben.
Diese Lage eignete sich
gut als Hafen und als Flussübergang, denn die Oker war hier etwas
breiter und gabelte sich auf, was das Anlegen von
Treidelschiffen (vom Ufer aus durch
Pferde gezogene Kähne) erleichterte und sie bot zugleich eine flache Stelle im
Fluss als Furt für die Handelskutschen an.
Handelswege verliefen
genug nördlich vom Harz, die man über Braunschweig leiten konnte.
Das Umland war morastig, was zusätzlich einen Schutz gegen
marodierende Banden bot.
Da ich damals keine Fotos machen konnte, hilft mir Wikipedia mit
dieser Darstellung aus dem 16. Jahrhundert (vom Rhein, die Oker ist
etwas
schmaler!) aus.
Hafenstadt Braunschweig! Wer ist schon Hamburg?
Seine Siedlung wurde
demnach Brunos Siedlung (altdeutsch: Brunonis Vikus) genannt.
Magniviertel
So sieht auch heute noch die
Hauptstraße im Magniviertel aus.
Altes Handelshaus mit Tor zum
Lagerraum oben
Handelsreisende, das heißt für eine Stadt am Wege, dass die Händler
übernachten müssen. Und oft verbunden mit der Pflicht, Waren zum Verkauf
anzubieten (Marktrecht!).
Vielen Häusern sieht man heute noch an,
dass sie früher im Obergeschoss Lagerraum für Handelsgüter enthielten.
Auch Braunschweiger gehen eben nicht aus der oberen Etage auf die
Straße, sondern hier wurden per Seil und einer Rolle Güter eingeladen.
Magnikirche
Erst später wurde der Name
Brunswiek auf die Stadt Heinrichs des Löwen übertragen und für das
ursprüngliche Brunswiek setzte sich nach der Kirche des heiligen Magnus
der Name Magniviertel durch.
Leider fehlen schriftliche Belege aus
Brunos Zeit! Die erste urkundlich nachweisbare Erwähnung von Brunesguik
stammt deshalb erst aus dem Jahr 1031
und gilt heute offiziell als
Beginn Braunschweigs. Es handelt sich um die Weiheurkunde eben dieser
Magnikirche.
Burgbezirk
Brunos Bruder Dankward verzichtete
auf die häufig erwähnte Rivalität zwischen Brüdern (z.B. Romulus &
Remus) und gründete friedlich den Burgbezirk
Dankwarderode.
Diese Burg hat sich mit zahlreichen Anpassungen bis
heute erhalten.
Das ist ein Zugang zum Burgbezirk.
'
Das heutige Gebiet der
Innenstadt war überwiegend moorig, was einen Schutz vor Angreifern
bot. Aber auch Probleme:
Ein wichtiger Handelsweg musste deshalb mit
Holzbohlen „gepflastert“ werden, worauf der heutige Name Bohlweg
hinweist.
Es ist also nicht die Dieter-Bohlen-Straße!
So wie im Museumsdorf Dispilio (Griechenland) muss die Straße (nur breiter!) etwa ausgesehen haben
Die Bruchstraße (altdeutsch: Bruch = Moor) in der Nähe führt heute in einen andersartigen Sumpf, doch ich möchte hier jugendfrei bleiben.
Ägidienkloster
1115 siedelten sich
Benediktinermönche auf einer kleinen Anhöhe neben dem Magniviertel an
und erbauten die Ägidienkirche und ein Kloster.
Was passiert, wenn für den Bau eines
Hauses (Hertie/Horten, heute: ungenutzt) der Grundwasserspiegel
abgesenkt wird, mussten die Bewohner dieser Seitenstraße erkennen.
Beim Bau dieser Häuser wurde schon korrekt gearbeitet, aber mooriger
Boden enthält eben viel Wasser und in unterschiedlicher Mächtigkeit.
Und ohne Wasser sackt der Boden ein.
Das ist also der Verursacher.
Durch den Erfolg von Brunos Siedlung entstand weiterer
Siedlungsbedarf. Deshalb gründeten sich unabhängige „Weichbilder“ als
Konkurrenz.
Der Name leitet sich von den Begriffen Vikus (Siedlung)
und billig im damaligen Sinne von "Recht und billig" ab und beschreibt
die stadtähnliche Struktur der Weichbilder.
So lässt sich erklären,
dass Braunschweig so zahlreiche Kirchen (oft zwei pro Weichbild, eine
für Gottesdienste und eine Begräbniskirche)
und drei Gebäude mit dem
Namen Rathaus enthält (jetziges Rathaus, Altstadtrathaus,
Neustadtrathaus). Die drei fehlenden Rathäuser haben sich nicht
erhalten.
Altstadt
Altstadtrathaus
Um 1100 entstand die heute als Altstadt bekannte Siedlung.
Das gotische Altstadtrathaus ist eines der ältesten erhaltenen
Rathäuser Deutschlands, dessen ältester Teil aus der Mitte des 13.
Jahrhunderts stammt (Wikipedia).
Das Altstadtrathaus enthält heute ein Museum und im frei
zugängigen Vorraum das Stadtmodell von 1671 (siehe später).
Links,
hinter dem Altstadtmarkt, nicht im Bilde, steht das Gewandhaus, auf
das ich im mittelalterlichen Abschnitt zu sprechen komme
Außen am Rathaus ist die
Braunschweiger Elle als verbindliches Marktmaß angeschlagen.
Braunschweigen leben nicht auf großem Fuß, aber vergleiche mal mit
Deiner Elle!
'
Dieses frühbarocke Portal schmückte
das Stechinellihaus am Altstadtmarkt und blieb beim Wiederaufbau
erhalten.
Auf der anderen Straßenseite
gegenüber dem Altstadtrathaus steht die Martinikirche.
Die Entstehung
der heutigen Martinikirche geht auf das Jahr 1180 zurück, natürlich mit
zahlreichen Umbauten.
Außen sind zwei Sonnenuhren angebracht,
augenscheinlich eine für den Vormittag, eine für den Nachmittag.
In
der Umgebung der Martinikirche stehen einige Justizgebäude.
Neustadt
Gegen 1170 entstand als neues
Weichbild die heutige Neustadt.
Hier stelle ich das Neustadtrathaus
(oben, heute Sitz der "Bierbörse") und das Achtermannsche Haus (unten)
vor.
Die Brüdernkirche ist die Hauptkirche
dieses Weichbildes. Sie war Klostersitz des Franziskaner-Ordens in
Braunschweig.
Hagen
Ungefähr zur gleichen Zeit hat
Heinrich der Löwe den Anstoß für das Weichbild Hagen mit der
Katharinenkirche gegeben.
Katharinenkirche - innen.
Deshalb steht vor der Katharinenkirche auf dem Hagenmarkt auch der
Heinrichsbrunnen mit einer Statue von Heinrich dem Löwen.
In seiner
Hand hält er die Katharinenkirche, die er erbauen ließ.
Sack
Erst etliche Jahre später wurde das
noch unbewohnte Gebiet zwischen den bisher vorhandenen Siedlungen, also
der eingesackte Bereich, ebenfalls besiedelt
und es entstand der
heutige Stadtteil Sack.
Deshalb löste es auch keinen Shitstorm aus,
als eine Braunschweiger Zeitung um die Jahrhundertwende über die
vorweihnachtliche Stimmung berichtete und dies mit einem Foto
mit
der Unterschrift belegte: „Flötenspielender Nikolaus mit roter
Zipfelmütze am Sack“. Braunschweiger Bürger wussten sofort, dass er in
der Straße "Sack" stand.
Die Weichbilder Braunschweigs
Zur genaueren Vorstellung habe ich
auf das Google-Earth-Bild die ungefähre Lage der Weichbilder bzw.
Sonderbezirke übertragen.
Übersicht
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Braunschweig heute
Braunschweig Nordstadt
Braunschweig südl. Peripherie