In den Fängen des Paten
Zunächst aber mein endgültiger Abschied von den Griechen.
Gestern war ich in Selinunt und habe mich gefragt, wie die das aufgebaut habe.
Heute kriege ich einen kleinen Einblick darein, aber die Technik ohne schweres Gerät wird noch rätselhafter.
Zehn Kilometer von Selinunt entfernt steht der Steinbruch Cave di Cusa, aus dem die dicksten Säulen für Tempel G stammen.
Das ist also der Rest, den sie vom hervorragenden Gestein stehen ließen.
Aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen haben die Griechen aber nicht ihre Arbeit abgeschlossen.
An etwa fünf Stellen sind die Säulen mehr oder weniger weit freigeklopft, aber nicht verwendet worden
Hier haben sie angefangen, zwei solche Ringe freizukloppen. Dann wird der Rest in der Mitte entfernt und der Gang ist breit genug,
dass man sich den nächsten Schritt tiefer gravieren kann. Und das rechts wird dann die Säule.
Hier ist man fast bis unten durch, sie müssten jetzt nur noch vom Untergrund losgelöst werden - wie auch immer.
Aber aus irgend einem unerfindlichen Grund sind die Säulen nicht verwendet worden.
Ansonsten sieht man hier auch die etwas altertümliche Form eines Selfies...
So, tschüss griechische Erinnerungen.
Jetzt kommt ein auch für Italien weniger rühmliches Kapitel.
Es gab ja zwei bedeutende kriminelle Organisationen: die drei Mafia-Gruppierungen und die Faschisten.
Kommen wir zunächst zu letzteren, zeitweise ja unseren Verbündeten.
Der deutsche Führer plante Germania, seine neue Hauptstadt.
Der italienische Duce stand nicht zurück und gründete einige "Städte" wie Borgo Schiro.
Diese Städte sollten seine Landreform anstoßen, damit die ihm Widerstand leistenden Großgrundbesitzer kalt stellen
und gleichzeitig dem Kampf gegen die Mafia dienen.
Es durfte nur eine kriminelle Vereinigung geben....
Das Ergebnis ist wohl eher niederschmetternd, diese Stadt bewohnt heute kein Mensch mehr.
Er hat sogar eine kleine Auflockerung auf den zentralen und einzigen Platz bauen lassen.
Insgesamt besteht die Siedlung aus etwa fünf Häusern, mehr Einwohner konnte Mussolini nicht dorthin schleusen.
Auch an eine Schule hat er gedacht.
Von der Seite erinnert sie eher an heutige Schulgebäude in Niedersachsen, nur etwas kleiner.
Ich vermute, die Anzahl der Kinder in Borgo Schiro betrug nie mehr als Null.
Dabei liegt die Stadt doch landschaftlich gar nicht so schlecht.
Ich habe auf dem Weg nach Borgo Schiro/Corleone drei angewiesene Abzweigungen meines Navis nach einigen hundert Metern
abgelehnt - reine Naturpiste. Der vierte Abzweig war dann akzeptabel, was man aber eben relativ zu den drei anderen sehen muss.
Hier wechselte wenigstens manchmal normaler Straßenbelag mit so etwas wie auf dem Bild ab und zweimal war die Strecke
nur noch Naturpiste,
so etwa 100 m lang. Es handelt sich um eine normale Landstraße, die ich etwa 15 km befuhr.
So sieht also der äußere Bereich von Corleone aus, ob das Don Vito gesponsert hat?
Ja, ich war hier. Und bin durch die Gassen der Stadt hin und zurück gefahren.
Das war wirklich kriminell, aber ich bin heile wieder rausgekommen.
Das einzig Fotogene in Corleone war für mich dieser Fels. Marlon Brando tauchte nicht auf.
So, jetzt noch Sperlinga. Dachte ich. Aber da habe ich meine Rechnung ohne das sizilianische Wegenetz gemacht.
Denn der günstigste Weg von Corleone
in Sizilien Mitte-West nach Sperlinga in Sizilien Mitte-Ost führt ab Palermo über die Küstenstraße.
Wenn ich das Dienstag schon gewusst hätte, dass ich an der Autobahnabfahrt Solunto vorbei fahre....
Und da der Weg an der Küste bis Cefalu geht, lege ich dort eine Übernachtung ein. Im Landesinneren gibt es ja keinen Campingplatz.
Wollten wir ja vor knapp einer Woche auch, aber heute passt das Wetter,
Und das Meer hat eine schöne Brandung, auch auf dem Strand vom Campingplatz.
Und das ist also das kleine Örtchen Cefalu. So klein, dass es nirgends ein Hinweisschild zur Kathedrale/Duomo gibt.
Deshalb war ich froh, als ich diese Kirche der Maria della Catena sah.
Das war also mein erster Anhaltspunkt auf dem Wikivoyage-Stadtplan. (Straßennamen siehe Syrakus, Kirchen hat er fast komplett)
Und wenn man erst mal einen festen Punkt hat, kann man sich orientieren.
Das also ist der Dom SS Salvatore. Und vor ihm haben sich jede Menge Straßencafés breitgemacht.
Durch dieses Tor noch und dann kann man eintreten.
Die Figur über dem Altar erinnert stark an Monreale, aber insgesamt haben wir mit Monreale doch die bessere Wahl getroffen.
Hier gibt es an den Seiten keine Mosaiken.
Noch habe ich genug Klamotten auf Vorrat mit, brauche also diese mittelalterliche Waschanlage nicht, die die Araber hier errichtet haben.
Hier ist also das große Becken für die Hauptwäsche.
Aus diesem berufenen Mund lief das benötigte Wasser.
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