Freie Fahrt für freie Bürger?
Natürlich war heute Paestum dran.
Diese Siedlung haben zuerst um 600 v.Chr. die Griechen gegründet und auch die Römer waren ab 350 n. Chr. fleißig an der
Umgestaltung beteiligt.
Dazwischen vegetierte die Siedlung vor sich hin.
1246 zog es Friedrich II vor, die Stadt zu zerstören und sie geriet völlig in Vergessenheit.
Erst vor dem 2. Weltkrieg begann man mit gezielten Ausgrabungen.
Diese Mauer zieht sich um das alte Paestum. Der von ihr geschützte Bereich umfasst mindestens doppelt so viel Fläche wie der
bisherige Grabungsbereich. Da ist wohl noch einiges zu erwarten...
Die Porta Sirena ist eines der Einfallstore in die Stadt. Wie alle Tore liegt sie weit vor dem Grabungsbezirk.
Ich habe ja immer gesagt: "Die heilsten griechischen Ruinen gibt es auf Sizilien". Und dabei liegt Paestum noch weit davor.
Hierbei handelt es sich um den Hera-Tempel II (teilweise auch Poseidon-Tempel benannt).
Auch die inneren Säulenreihen sind noch gut in Schuss. Nur ein Dach fehlt.
Die beiden Tempel der Hera liegen aber dicht zusammen. Der linke Termpel wird als Hera I oder auch als Basilika geführt.
Und an der Stirnseite beider Tempel war dieser Altar für Kultzwecke aufgebaut.
Um welche Kulthandlungen es sich dabei handelt, kann ich nicht sagen.
Die Griechen haben ihr Ekklesiaterium für die Volksversammlungen errichtet.
Da konnten die Römer nicht anders, sie bauten ihr eigenes Ekklesiaterium. Hat aber nicht so gut gehalten.
Die Reste vom Capitolium und dem dort errichteten Tempel.
Das Eingangstor zum Amphitheater.
Vorne gab es diesen Tunnelgang, für wilde Tiere?
Die im Erdboden verborgenen Reste des Amphitheater wurden 1829 beim Straßenbau zerschnitten und damals nicht weiter beachtet.
Deshalb ist es nur noch halb vorhanden, aber auf der Straße dokumentierte man bei der Verbreiterung das Problem.
Am anderen Ende der Anlage liegt noch ein Tempel. Dieser ist Athene geweiht.
Dieser Säulenstumpf hat mich interessiert. Innen ist er hohl und geht mindestens doppelt so tief runter, wie die Säule hoch ist.
Was das für ein Papierkorb ist, konnte ich nicht klären.
Im Bereich der römischen Wohnhäuser ist diese Säulenanlage stehen geblieben.
Wenigstens das Atrium ist noch da, wenn das Haus auch fehlt.
Das Mauerwerk der Häuser war teilweise recht kunstvoll gestaltet.
Und auch der Fußboden war mit Mosaik gepflastert.
Die Kurie an der Straße Decumanus.
Das Lustralbecken.
Auch wenn viele Menschen in der Anlage rumrannten, es gab vermutlich mehr Eidechsen, die hier zu Hause waren.
Aus dem Museum habe ich u.a. diese Terracotta-Kassette aus dem Hera-Tempel I geknipst.
Von den Gräbern hat man diese Gemälde auf den Deckplatten gerettet.
Da kann man wohl die Hobbies des Verstorbenen erkennen: Turmspringen und Orgien feiern.
So eine Vase fehlt mir noch in meiner Sammlung.
Die politische Gesinnung dieser Frau kann man sich denken. Kein Wunder: kein Kopf, also auch kein Hirn, dann passts.
Auch vorgeschichtliche Gräber hat man in Paestum gefunden.
Und jetzt kommt also meine titelgebende Fahrt:
Nachdem ich Paestum abgefertigt habe, setze ich meine Anfahrt nach Sizilien fort, schließlich wollte ich ja auf die Insel.
Dazu geht es wieder über die Autobahn. Merkwürdige Ausschilderung. Obwohl Autobahn, konnte man die ganzen 4 Stunden kaum mal
die sonst zugelassenen 130 km/h ausnutzen. Irgendwie war es ein Tempolimit-Roulette.
Von 40 bis 120 war fast jede Beschränkung vorhanden, ohne dass meist irgendwas Auffälliges wie eine tatsächliche Baustelle zu sehen war.
Ich sehe vor meinem geistigen Auge, wie der Patrone im Sessel sitzt, seine Zigarre pafft und gelangweilt mit Dart-Pfeilen auf eine
Landkarte wirft. Wo er hin trifft, wird eine Beschränkung gesetzt.
Beispiel: Ich hatte mich gerade an die 100 gewöhnt, da taucht ein Schild Baustelle auf, verbunden mit der Begrenzung auf 110.
Aber das Gasgeben lohnte kaum, nach einem Kilometer war wieder Tempo 100, 500 Meter später kam Tempo 80 und 50 Meter darauf
die häufigste Variante:
Tempo 60, weil die rechte Spur ohne irgend einen erkennbaren Schaden gesperrt war.
Oder nachdem ca. 20 km lang auf 60 begrenzt war und der Deutsche (ich fuhr etwa 80) auf der zweiten durchaus freien Spur permanent
von den
Einheimischen überholt wurde, kam eine völlige Sperrung der Autobahn. Über die Bergdörfer ging es so bis zur nächsten Abfahrt,
fast ausschließlich auf Tempo 30 beschränkt. Das machte aber kaum was aus, man fuhr ohnehin Konvoy auch mit schweren LKWs,
die in den Serpentinen ohnehin langsamer waren bzw. bei Gegenverkehr völlig standen.
Ich habe trotzdem die Fähre erreicht und kam zügig nach Sizilien rüber.
Das ist das Örtchen Villa San Giovanni, der Fährhafen auf dem Festland.
Die Autos, die es in diese Schlangen geschafft haben, kamen alle mit auf die nächste Fähre.
Man ließ alle Schlangen gleichzeitig anfahren. Ich stand ganz vorne in der 2. Reihe und bin mit neapolitanischem Fahrstil
als dritter PKW raufgefahren. Nur die LKWs durften vorher verladen werden.
So ne Fähre nach Sizilien ist schon ein anderes Kaliber. Hier ist der Aufenthaltsraum zu sehen und im Hintergrund die Bewirtungsabteilung.
Die Fahrt selbst dauert keine halbe Stunde, also wäre wohl Fastfood angesagt.
Und so sieht mein erster Eindruck von Sizilien aus.
Auf dem Festland war die gesamte Autobahn-Baustelle gratis. Nur die nach Taormina war mautpflichtig.
Endlich wollte ich meine Mautschulden von vor zwei Tagen begleichen.
Geht nicht, erklärte mir der Kassierer. Wir sind hier zwar die gleiche Gesellschaft, aber haben auf Sizilien ein anderes System.
Nachzahlen kann ich nur auf dem Festland. Mal sehen, ob die 14 Tage Zahlungsfrist abgelaufen sind, wenn ich in 4 Wochen zurückfahre.
Etwa gegen 19 Uhr erreichte ich den Campingplatz in Taormina.
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