So weit die Füße tragen - und zurück
Jetzt also Agrigent, das Musthave unter den Sizilien-Besuchern.
Im Reiseführer steht bei meinem Campingplatz: "Tipp: Für einen Besuch der antiken Stätten im Tal der Tempel ...günstig gelegen."
Wenn ich auf den Plan sehe, glaube ich das. Unten rechts am Wasser beim WIFI-Zeichen, das ist der Campingplatz und in der Mitte
ist das Valle dei Templi mit den gezeichneten Häuschen. Da kann ich heute den Wagen schonen.
Dachte ich!
Auf dem Fußweg kann man sehen, dass Düne und Straße nicht immer der gleichen Meinung sind.
Aber die Autos können parken bleiben, so windig ist es heute nicht.
Nach 1 1/2-stündigem Fußmarsch sehe ich endlich das Tal der Tempel, das ich heute nachmittag der Länge nach durchschreiten werde.
Wer hat den Plan zu verantworten und wer die Aussage des ADAC-Campingführers?
Ich beschließe, doch lieber den Wagen zu holen und komme deswegen erst gegen 13 Uhr an.
Die Innenstadt Agrigents streiche ich gleich mal
aus meinen Plänen, es geht ja doch immer nur um Kirchen und evtl. Paläste.
Ich beginne im obigen Panorama mit dem Tempel rechts auf dem Hügel, starte also meine Erkundung vom Parkplatz 2 aus.
Das "Tal der Tempel" geht bis ganz links weiter, alles ist im Ticketbereich inbegriffen.
Die letzten Tempel (weil Ruinen) sind im Panorama nicht mehr zu sehen (bei Parkplatz 5).
Der mehr oder weniger heile Tempel links 5 cm vor dem Bildrand
ist der Concordia-Tempel, gerade mal die Hälfte der Anlage.
Das also ist der höchste Tempel, der Junotempel bzw. Heratempel.
Die unterschiedlichen Benennungen lassen sich wohl davon ableiten, dass sowohl Römer als auch Griechen die Tempel betrieben haben.
Und beide sind nun mal unterschiedlichen Götterfamilien hörig gewesen.
Vor dem Junotempel steht dieser Altar.
Wofür das Paar gerade geopfert wird, kann ich nicht sagen. Muss aber was mit dem Sonnengott zu tun haben.
Vielleicht dem Gott der Fotos?
Direkt unterhalb sind noch die Reste vom Stadttor III zu sehen. Diese Spuren haben die Pferdefuhrwerke hinterlassen.
Insgesamt hatte die Stadt 9 Tore, was die Ausmaße erahnen lässt.
Ansonsten war die Stadtmauer ziemlich massiv. Zum Teil bestand sie einfach aus dem Felsen, manchmal war sie auch gemauert.
Und in die Mauer wurden solche Kammern eingearbeitet.
Etwas weiter unterhalb waren es auch Grabkammern (Nekropolen), die hier eingelassen waren.
Das ist wohl der am besten erhaltene griechische Tempel überhaupt, der Concordia-Tempel.
Auch die inneren Säulenreihen bzw. Mauern für die Dachkonstruktion waren noch gut erkennbar.
Und vor dem Tempel lag der abgestürzte Ikarus von Igor Maturaj. Warum war Ikarus aber nicht nur im Kopf hohl?
Hier ist die Grotta di Fragapane zu sehen, wieder eine Anlage von Nekropolen aus frühchristlicher Zeit.
Der Herkulestempel (Heraklestempel) ist nicht mehr gut erhalten.
Der ist wohl im obigen Panorama links noch zu erahnen.
Für wahre Männer liegen hier einige Mutproben rum. Beim nächsten Erdbeben könnten die ins Rollen kommen.
Auch hier scheint wieder ein Tor gewesen zu sein.
Während ich hier meinen Weg abarbeite, spricht mich plötzlich jemand an: die Holländer von vor zwei Tagen.
Sie wollen diese Woche noch auf den Ätna. Wir haben verabredet, sollten wir uns da wieder treffen, dann trinken wir einen Kaffee.
Hoffentlich treffen wir uns dann auch in der Nähe eines Kaffeeverkaufs.....
Göttervater Zeus wohnt in einer ziemlich heruntergekommen Anlage. So recht heile ist nichts mehr.
Aber die Puzzleteile liegen noch immer rum.
Eine architektonische Besonderheit sind die Telamone, die eigentlich aufrecht stehen und tragende Funktionen mit
Gewichtsersparnis verbinden sollen. Drei solcher Figuren sind noch zu erkennen. Diese hier ist eine Kopie, das Original steht im Museum.
Der Tempel von Kastor und Pollux steht oder besser stand im Bereich der chtonischen Gottheiten. Bei ihm sind wenigstens
noch wenige
Säulen zu sehen, wie ich es ja von griechischen Tempeln gewohnt bin.
Andere Tempel in diesem Ensembel sind da eher nur noch von Fachleuten zu erkennen.
Denn ansonsten sind nur noch solche Teile wie dieser runde Altar übrig geblieben.
Der Kolymbetra-Garten war bei den Griechen noch ein gigantischer Fischteich.
Heute ist er nach links ausgelaufen und enthält mediterrane Vegetation - und kostet extra Eintritt. Das brauch ich jetzt nicht mehr.
Im Park steht diese Aloe (hoffentlich) mit der Säule.
Mit Tele kann man sogar die Blüten sehen.
Das hier ist eine Rückzüchtung der Girgentana-Ziege.
Geschafft. Nach zwei Stunden bin ich den Weg runter und auch wieder hoch gelaufen und setze mich wieder ins Auto.
Jetzt noch schnell einen Abstecher zur Türkentreppe Scala dei Turchi.
Beim Anmarsch kann ich meine Füße am Strand ein wenig abkühlen.
Hier tritt schwarze Merkel aus, äh, falsch! Hier tritt weißer Mergel (so ist es richtig!) direkt am Strand aus.
Da der Mergel unterschiedlich fest geschichtet ist, entstehen treppenartige Formationen.
Das brachte die Menschen auf die Idee, dass hier die Türken bei ihren Eroberungszügen Sizilien betreten haben sollen.
Schöne Legende, aber die einzigen Türken, die hier an Land gingen, dürften wohl Seeräuber im Mittelalter gewesen sein.
Trotzdem, in Deutschland wäre doch dieser rassistische Name längst abgeändert in osmanische Stufen oder etwas wie
"Kalkstufen, denen eine falsche Nutzung zugeschrieben wurde"
.
Heute handelt es sich wohl eher um einen Italiener-Grill.
Hier in der Nähe von Agrigent wurde auch eine prachtvolle römische Villa gefunden mit Mosaiken und allem, was man sonst so kennt.
Laut Reisebeschreibung soll die Anlage unregelmäßig geöffnet sein.
Auf mich macht sie aber den Eindruck, auf Dauer verschlossen zu bleiben.
Und jetzt zum Campingplatz zurück und im Meer erfrischen. Ja, ich bade schon wieder.
Aber nur kurz, es erscheint mir nämlich kälter als letztes Mal.
Aber so kann ich mich schon mal auf die kalte Dusche vorbereiten, die extra so beschriftet sind.
Denn die ausgewiesenen warmen Duschen laufen nicht.
Überraschung, die Dusche war schön warm.
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