Der Vesuv und seine Schandtaten
Heute morgen bekam ich gleich auf dem Weg zur Morgenreinigung eine volle Dröhnung Schwefelgestank ins Gesicht.
Offensichtlich hat sich der Wind gedreht. So dicht dran hat auch Nachteile!
Also gleich nach dem schwefelriechenden Frühstück Abfahrt.
Da ich heute im Großraum Neapel bleibe, fuhr ich ohne Autobahn, und das mitten durch Neapel selbst.
Für einen aus dem Abendland stammenden zivilisierten Europäer ein
Kulturschock!
Ich konnte alles vergessen, was ich in Deutschland über das Bewegen mit einem motorisierten Fahrzeug gelernt habe.
Wichtigste Regel: es gibt keine Regeln!
Beispiele: Rote Ampeln? Na und?
Vorfahrtstraße? Wen interessierts?
Ein Autofahrer fuhr über den Bürgersteig. So konnte er gleich vier Autos überholen.
Die Straße ist dreispurig. Da kann man doch eine fünfte Spur eröffnen.
Spur halten ist nur was für Langweiler.
Ganz Neapel ist ein Stau. Den Wettlauf mit dem Jogger (hier nicht im Bilde, ich führe gerade!) auf der Strandstraße habe ich verloren.
Dabei schwitze ich doch genauso wie der, nur bei ihm kommt es von der Anstrengung, bei mir vor Angst.
Der Straßenzustand in Neapel ist schlechter als in der DDR vor der Wende, und das auf der Durchgangsstraße.
Und überall dazwischen die Pest auf zwei Rädern. Die queren die Straße nach Belieben.
Und sobald sie Platz erahnen, fahren sie dazwischen. Griechische Mopedfahrer
sind Gold dagegen.
Dafür trägt die Hälfte sogar Helm.
Nach der heutigen Fahrerei bin ich reif für die Insel. Morgen will ich Sizilien erreichen!
Aber heute geht es erst mal auf Besichtigungen.
Erste
Etappe war Herkulaneum.
Der Vesuv ist ja nur ein kleiner Randvulkan des Supervulkans, aber der kann auch ganz kräftig Unheil anrichten.
Herkulaneum hat der Vesuv bei seinem durch Pompeji bekannten Ausbruch 79 n.Chr. ebenfalls begraben.
Seit 1738 wurden mit Stollen Ausgrabungsarbeiten durchgeführt, seit 1878 auch im Tagebau.
Hier im Überblick sieht man das kleine freigelegte Städtchen.
Wenn man die Bodenhöhe des alten Herkulaneums mit der des neuen Ercolano vergleicht, kann man erahnen,
mit welchen Massen der
Vesuv die Stadt eingepackt hat. Sie wurde nicht nur mit Asche überdeckt, sondern auch von einer 16 Meter dicken Lavazunge.
Reste eines Wohnhauses.
Säulengang des Argus-Hauses. Dieses Haus direkt neben dem Hafen war wohl u.a. Speicherraum für Lebensmittel.
Männertherme.
Nettes Mosaik, früher sicher mal ebenerdig angelegt.
Kleiner Brunnen auf der Straße.
Hier hat der Bäcker Patulcus Felix einen Phallus aus Stuck errichten lassen, um seinen dahinter liegenden Backofen vor dem bösen
Blick zu schützen.
Auf solche Ideen muss man erst mal kommen. Wer stand hier Modell?
Und das ist das zu schützende Objekt.
Das Priesterkolleg der Augustalen, wohl eines der prächtigsten Gebäude der Stadt.
Das Telephos-Relief im gleichnamigen Haus. Telephos war Sohn des sagenhaften Gründers der Stadt, nämlich Herkules.
Eine der vielen Tavernen der Stadt. Bei den Römern aß man eben auswärts.
In den eingearbeiteten Gefäßen wurden Speisen und Getränke aufbewahrt und zum Verzehr angeboten.
Wandgemälde statt Tapeten.
Haus der vier Gottheiten. Hier ist eine der jeweils auf solch einer Tafel dargestellten Gottheiten zu sehen, Merkur oder Vulkan?
Auf dem Platz des Senators M. Nonius Balbus, dem ein großer Teil der Stadt gehörte, steht diese Skulptur.
Stand der auf kleine Jungs?
Vor der Anlage riskiere ich auch mal einen Blick in Richtung Meer. In meinem Rücken lagen damals die Hafenanlagen.
Den Rest muss man wohl dem Vesuv zuschreiben, auch wenn der Meeresspiegel schwankt, weil der Supervulkan mal den Boden
anhebt und mal absenkt.
An der Info ließ ich mir dann aufschreiben, was ich in mein Navi für den Parkplatz zum Vesuv eingeben muss.
Schade, den Ort kennt mein Navi nicht. Aber es gab ausreichend Schilder.
Vom Parkplatz mit dem Rücken zum Vesuv sieht man dieses Gebirge. Es ist der Monte Somma.
Er ist bei einem der früheren Ausbrüche des Vesuvs entstanden.
Etwa vor 17000 Jahren wurde er durch einen weiteren heftigen Ausbruch gesprengt und seitdem bildete sich
darin der kleinere,
heutige Krater.
Vom Parkplatz aus musste man nur noch
282 m hoch, was auf einer etwa 1500 Meter langen Piste machbar war.
Und oben sieht man dann einen friedlich schlummernden Vulkan, den man fast komplett umrunden kann.
Das ist der Krater mit einem Durchmesser von 650 m und einer Tiefe von 230 m.
Hier darf man nicht mehr rein, auch wenn der Vesuv
seit dem 2. Weltkrieg Nichtraucher ist,
Da würde man auch schlecht wieder hoch kommen.
Bei seinen Ausbrüchen flogen so kleine Brocken durch die Gegend.
Und das ist ein Blick vom Vesuv auf Neapel.
Letzte Etappe für heute war Pompeji.
Vorher habe ich aber schnell auf kurze Hose gewechselt, das Thermometer zeigte teilweise eine 3 am Anfang.
Wie soll das erst im Sommer werden?
Irgendwann habe ich auch gemerkt, dass das Auto nicht so recht abkühlt, wenn man einfach das Fenster offen lässt.
Aber ich habe ja extra für mein Auto einen Beifahrerschminkspiegel für 1000 € gekauft.
Da gab es dann noch dem Tempomat und eine Klimaanlage gratis dazu. Den Tempomat habe ich schon seit Oktober genossen,
jetzt merke ich auch den Wert einer Klimaanlage. Nur der Schminkspiegel ist immer noch ungenutzt!
Nach Pompei (so heißt die heutige Stadt) fand das Navi und gleich am Anfang dieser Stadt war auch das alte Pompeji gut ausgeschildert.
Ich habe aus Herkulaneum gelernt: Taschen dürfen nicht mit reingenommen werden! Also blieb der Rucksack im Auto.
Der deutsche Flyer war vergriffen, an den Ausdruck im Rucksack kam ich aber nicht mehr ran!
Beim ersten Foto blinkte die Akkuwarnung. Der Ersatzakku ist im Rucksack.
Also nur ausgewählte Fotos machen! Der Akku reichte bis zum Schluss.
Pompeji war wesentlich größer als Herkulaneum, und die Beschilderung ist sehr viel spärlicher.
Nur bewaffnet mit einem italienischen Plan
schlenderte ich verloren durch Pompeji.
Aber es sieht natürlich auch vieles ähnlich aus wie in Herkulaneum. Kein Wunder, haben ja beides die Römer errichtet.
Auf dem Forum.
Das große Theater.
Tapeten waren auch hier noch nicht angesagt.
Der weltberühmte tanzende Faun.
Und so sahen die Straßen bei den Römern aus, auf Normbreite Durchlass für die Pferdefuhrwerke im "Zebrastreifen"
Jetzt aber zum Auto zurück. Parkgebühren 6 €, aber wenn man im angeschlossenen Restaurant isst, bekommt man die erstattet.
So sagte es jedenfalls der Parkplatzwächter. Der Kellner ergänzte dann, dass dazu mindestens 40 € verzehrt werden müssen.
Auch wenn eine Pizza Margherita 10 € kostet, als Einzelfahrer schafft man das nicht.
Also stand ich wieder auf und fuhr lieber nach
Paestum weiter.
Schmackhafte Strecke: durch Capaccio nach Paesto (pardon -um)!
Und auf dem Zeltplatz gab es dann nur Tütenspätzle!
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