Abschied aus Sölden
Ja, es ist wahr. Die erste Etappe meines Urlaubs geht dem
Ende entgegen.
Die letzte Nacht in Sölden blieb Petrus bei seiner
Tradition. Und auch tagsüber sieht es wieder gut aus.
Bevor ich
hangabwärts nach Längenfeld fahre, will ich aber noch nachholen, was ich
mich Sonntag wegen der Sage,
also der Wettervorher-Sage nicht getraut
habe. Könnte ja was Wahres dran sein an so einer Sage, wie Gewitter u.a..
Deshalb fahre ich
mit dem Wagen vom Campingplatz, aber erst noch mal das Tal hoch wieder nach
Vent.
Gleich zu Beginn muss ich mich
entscheiden: Über die Martin-Busch-Hütte zur Similaun-Hütte und dann noch
ein Stündchen weiter,
da ist die Ötzi-Fundstelle. Aber 6 Stunden hin
heißt auch 6 Stunden zurück, dann schaffe ich es heute nicht mehr bis
Längenfeld.
Deshalb gehe ich noch einmal den
Art@Vent-Weg bis zu den Rofen-Höfen wie Sonntag.
Gleich danach weist mich dieses Schild zurecht, aber ich habe ja keinen Hund
bei mir.
Jetzt also ein Blick zurück auf das Haus
der Geierwalli in Rofen.
Der heutige Tag ist dem Geologen in mir
gewidmet. (Ja, den gibts auch, ist aber nur ein kleiner Teil vom
Geographen, Gnotto!)
Was jeder kennt, ist ein Canyon. Hier hat die Rofental-Ache
eine mächtige Schlucht eingegraben.
Da kommt die Kühtrainschlucht nicht
mit. Aber ich darf mich nicht zu weit vorbeugen, sonst geht´s ab!
Nicht weit von den Rofenhöfen liegt dieser
Kieshaufen im Weg. Ich vermute, dass es die Endmoräne der Rofentalgletscher
aus
dem Little Ice Age ist, denn die waren ganz schön mächtig, oben ist
kein Abschluss erkennbar.
Das Gemisch aus großen Findlingen bis fein
gemahlenem Sand passt jedenfalls.
Irgendwie sind die Hänge nicht nur aus
massivem Gestein. Deshalb kann es passieren, dass, wie hier, plötzlich eine
Quelle aus dem
Berg austritt und nach wenigen zig Metern wieder
verschwindet.
Unter mir hörte ich es kräftig rauschen, das Wasser hat
sich also eine Höhle bis zur Rofental-Ache geschaffen.
So klein ist der oberirdische Abschnitt
dieses namenlosen Flüsschens.
An einigen Stellen sieht man im Gestein
deutliche Schichtungen. Die sind durch Ablagerungen in einem See oder Meer
entstanden
und waren mal waagerecht. Das hat der kleine Tekt (der wo die
Tektonik macht) ganz schön verändert,
die stehen fast senkrecht und sind
verbogen.
Die können ganz schön geschwungen sein!
Der Weg ist nicht so ganz ohne Risiko. Aus
diesem Fels sind unten Steine rausgebrochen, der obere Teil kommt irgendwann
nach.
Und so mancher steil aufragende Stein hat
keine Verbindung mehr zum Berg. Irgendwann fällt er um.
Und das ist der südliche Berg in diesem
Tal. Auch der birgt Geologisches.
Irgendjemand hat diesen Stein in der Mitte
zerschlagen. Wer tut denn so was?
Und plötzlich laufen senkrechte Rillen den
Berg runter.
Hier hat sich der kleine Tekt die Alpen übers Knie gelegt
und sie zerbrochen.
Natürlich fließt Wasser bevorzugt in den Klüften ab
und verdeutlicht hier die beiden Brüche.
Das gibt es an mehreren Stellen.
Wer es nicht glaubt: rechts fließt ein
Fluss, wie es seine Dynamik vorschreibt.
Und links zwängt ihn die Kluft
ein, wenn genug Wasser da ist.
So etwa bis Sichtende bin ich gegangen.
Zum Vernagtegg habe ich mich nicht getraut.
Dazu hätte ich nämlich über
den rechten Hügel gemusst, das wäre Herzinfarkt-förderlich.
Am Vernagtegg
soll man auf breite Spalten im Gestein runtersehen können, die die gleiche
Entstehungsgeschichte haben wie die Klüfte.
Und immer wieder frage ich mich, was die
Schmetterlinge eigentlich auf den Wegen suchen.
Auf Blüten gehören sie.
Eine Ecke war voll in deutscher Hand, da
wuchs viel von diesem deutschen Enzian.
Keine Distel und wohl keine Flockenblume,
aber so was ähnliches muss es sein.
Und mal wieder ein Kunstwerk: "Tischlein
deck dich" von Ach-im Rofental.
So, nach 4 Stunden Fußmarsch aber ab
in den Camp-Goo und zum Campingplatz in Längenfeld.
Endlich bin ich also
aus der (flächenmäßig) größten Stadt Österreichs raus, aber immer noch im
Ötztal, also Bezirk Imst.
Natürlich hat Längenfeld Kirchen. Die
größte ist der heiligen Katharina Märtyrerin (Reihenfolge vorgegeben)
geweiht.
Und das wohl größte Hotel im Dorf ist das
"zum Hirschen".
Andächtiges Schweigen, denn Christian Morgenstern hat
hier 1906 einige Tage verbracht und im Gästebuch festgehalten,
dass es
ihm gut gefallen hat. Na denn!
Und wie immer: beim Bilder bearbeiten
fallen einige Tropfen. Bin schon gespannt aus das Schlaflied heute Nacht.
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