Ein unterirdischer Tag
Jetzt beginnt er also, mein letzter Tag in Tirol. Heute mache ich das Passeier Tal unsicher.
Mit Bus ist mir das zu undurchsichtig, viele Nebenlinien, stündlicher Rhythmus usw..
Also muss mein Navi wieder ran. Aber was gibt man da ein? Südtirol ist zweisprachig, das Navi auch?
Erlebnisbergwerk oder Schneeberg kennt es schon mal nicht. Im Reiseführer gibt es andere Anhaltspunkte, aber nichts konkretes.
Damit also das Navi füttern (ich habe den Ort Ridnaun eingegeben, der soll irgendwie in der Nähe sein) und los.
Ach du Schreck, es geht über den Jaufenpass (2094 m). 15 km Anstieg und drüben wieder runter.
Hab ich wirklich das Richtige eingegeben?
Und dann hat sich zwischendurch das
Navi auch noch verrechnet und schrie mitten auf der Strecke: "Bitte wenden"!
Aber ich war nur auf der anderen Serpentinenspur.
Hat´s dann auch schnell eingesehen.
Und, oh Wunder, ich bin direkt dahin gekommen, wo ich auch hinwollte.
Für den Wolkenbruch zwischendurch kann das Navi nichts!
Und das ist die Bergbauanlage, die den längsten Betrieb in den Alpen überhaupt (800 Jahre, Stillegung in den 80ern) hinter sich hat.
Und unser Führer hat hier noch als Knappe gearbeitet. Nein nein, nur der Typ, der uns heute leitete! Tss tss tss.
Es geht vor allem um Blei, Silber und Zink.
Unter Tage im Schaustollen waren typische Arbeitsszenen aus verschiedenen Jahrhunderten nachgestellt.
Hier schlagen zwei Arbeiter trockene Holzkeile in Risse und lassen sie dann mit Wasser aufquellen.
Der linke Typ hat wirklich einen Hammer in der Hand, aber mit geradem Stiel würde er ständig an die Decke hauen....
Und der hier macht die Steine mit Feuer mürbe, um sie dann mit der Hacke abzutrennen. Gut geräuchert, der Job!
Die beiden drehen durch. Das war die einzige Möglichkeit, etwas hoch zu kriegen.
Zeitsprung. Diese Raupe arbeitet mit Pressluft. Wie das zischt und kracht, hat er uns auch vorgeführt.
Und wenn das Gestein draußen ist, muss es zerkleinert werden. Bis vor hundert Jahren machte das dieser Frauenarbeitsplatz:
Links neben dem Wasserrad ist die untere Anlage.
Die Frauen mussten hier ständig Steine nachwerfen und Kleingemahlenes rausholen.
Mit Erfindung der Maschinen konnte man natürlich die Kapazität auf etliche Tonnen pro Tag steigern
und das Sortieren ging in diesem Sieb auch schneller.
Die restliche Trennung des brauchbaren Gesteins ging über chemische Zusätze. Der unten vorbeilaufende Bach soll auch heute noch keine Fische haben.
Das ist oben im Modell und unten in der Realität der Bremsberg, der für den Gesteinstransport sorgte.
Prinzip: Wagen auf zwei Spuren oben mit einem Seil verbunden, der abwärts fahrende Wagen ist etwas schwerer als der hochzuziehende.
Als Ballast diente Wasser.
Im Modell hat´s funktioniert.
So, und jetzt bleibe ich im Passeiertal, muss aber wieder über den Jaufenpass zurück.
Die spinnen, die Passeier.
Im Bauer lese ich die dort erhaltene Broschüre genauer durch.
Jetzt verstehe ich: der Schneeberg ist im Ridnauntal, die Stollen reichen durch bis ins Passeiertal.
Den Erdkundelehrer in meinem Auto zieht es zuerst nach Platt, denn da gibt es Gletschermühlen.
Die sind in einem Strudel im Gletscher-Schmelzwasser von Steinen mehrere Meter tief ausgeschliffen worden.
Natürlich müssen die so etwas aus Sicherheitsgründen heute einzäunen, aber man kann rüber gucken (und leider auch werfen).
Ich schätze den Durchmesser auf 1 m.
Für dieses Loch soll das Schmelzwasser etwa eine Woche gebraucht haben!
Was ist dagegen eine Black & Decker?
Und dann ging´s noch ins Mooseum. Nein, kein Schreibfehler! Es liegt in Moos!
Hier hat man ehemalige Bunkeranlagen erhalten und zu einem Museum umfunktioniert.
Im Gebäude ist eine Wendeltreppe. Auf jeder Etage wird man mit Reden von z.B. Adolf oder Goebbels (u.a. "wollt ihr den totalen Krieg?")
beschallt. Dann kommt man in die Bunkergänge im Gebirge. In ein paar Nischen haben sie ein MG-Nest oder zwei Soldaten beim Kartenspiel nachgebaut.
Der Rest der Bunkergänge enthält Schautafeln zur Natur der Umgebung, eine gewöhnungsbedürftige Kombination.
Im Außenbereich (links die rostige Absperrung ist begehbar) spazierte ein Steinbock auf dem Geländer herum.
Als ich kam, sprang er geschätzte 3 Meter runter, die muss er ja wohl auch hoch gesprungen sein, oder?
Aber auch er gehört zum Inventar, im Freigehege.
So, Tirolo. Jetzt noch eine Pizza und dann war´s das.
Ich freue mich schon auf Reschen.
Nächster Tag