Grüß Gott - heute geht es hoch hinaus
Heute will ich also endlich Eis sehen, nicht nur essen.
Der Bus in Graun fährt in etwa 75 Minuten los.
Es gibt 3 Möglichkeiten: Mit dem Bus eine Stunde vorher von Reschen abfahren und in Graun warten,
mit dem Bus in Reschen starten, der 2 Minuten vor Abfahrt dort durchfährt und hoffen, dass er pünktlich ist,
oder zu Fuß von Reschen nach Graun gehen.
Nee iss klar, Angie würde sagen: "alternativlos".
Wie sonst sollte ich auch einen derart ruhigen See erwischen.
Und auch der Turm - für Zweifler, das Bild ist richtig rum!
Und dann geht es also mit dem Bus ins Langtaufer-Tal, aber nicht zur Taufe, sondern zur Länge.
Heute will ich meine wohl höchste Station in diesem Jahr erreichen - und das ohne Lift!
Der Bus fährt bis Melag (1925 m hoch) und den Rest per pedes.
Auf der Melag-Alm, die ich in etwa einer halben Stunde erreicht habe, steht auch schon das erste Schild vom Gletscherlehrpfad.
Mitten in einer Weggabel, und kein Hinweis, welcher der beiden Wege zum Lehrpfad führt.
Irgendwie kommen italienische Schilder und ich wohl nicht recht zusammen!
Da lt. Wanderkarte die Weißkogelhütte in 2544 m Höhe auf meinem Weg liegt, schlage ich diesen Weg ein.
Wie gehabt - steil.
Irgendwann stoße ich auf dieses tolle Schild - Ende der Zivilisation oder wie?
Aber da sieht man auch schon die Hütte.
Nur zur Nostalgie: der linke Gletscher ist der Kaunertal-Gletscher - letztes Jahr war ich im Kaunertal.
Der rechte Gletscher ist jetzt aber der Wichtigere!
Denn an der Hütte steht das letzte Schild vom Gletscherlehrpfad, also gehe ich den Weg jetzt einfach rückwärts:
links das Tal hoch, rechts wieder runter, dos passt schoa!
Und das ist also der Langtaufer-Ferner 2012. Ich stehe hier auf der Endmoräne, die der Gletscher noch 1988 aufgeworfen hat.
2007 lag die Zunge 190 m hiervor, jetzt habe ich die aktuelle Entfernung nicht abgeschritten!
Gletscherrückgang, was ist das?
Und so sieht es hinter dieser Endmoräne aus. Hat jemand den Gletscher gesehen?
Hier bin ich noch ca 500 m weiter talabwärts gegangen. War nicht ganz einfach, weil diese Steine oben vom Gletscher zwar
überflossen wurden, aber sie blieben liegen und wurden nur poliert.
Natürlich gibt es da drin jede Menge Gletscherschrammen, aber in Meran ist das eben ungewöhnlicher.
Hinten links der "Sandhügel" ist Teil der Seitenmoräne, die der süße Gletscher da hinten bei seinem letzten Vorstoß 1856 auf
seiner rechten Seite aufgeworfen hat. Aber das ist noch nicht alles von diesem Vorstoß!
Hier holt sich die Biologie ihren Lebensraum zurück.
Dass Moos Wasser speichert, kann man hier schön sehen.
Noch etliche 100 Meter weiter runter sieht mein Wanderweg so aus.
Hier bin ich auf der linken Seitenmoräne des 1856er Gletschers.
Links kam wohl der Gletscher vom anderen Berg dazu.
Beruhigend zu wissen: jeder Fehltritt führt auf einer der beiden Seiten zum Abrutschen.
Und Gletschermaterial enthält viel Kies!
Außerdem: links und rechts zwei große Gletscherabflüsse, die irgendwann weiter unten zusammenfließen.
Und dieser Weg ist dazwischen. Hoffentlich haben die da eine Brücke! Ja, haben sie!
Und hier sieht man, dass Wolfsburger Kinder hier gewesen sein müssen. Schließlich lernt man solche Konstruktionen nur im Phaeno.
Als ich endlich die eher unauffällige Endmoräne von 1856 erreiche (etwa 90 Minuten Fußweg vom heutigen Gletscher entfernt), fängt es an zu tröpfeln.
Und auch Donner ist vernehmbar. Gut, dass ich bald die Melag-Alm erreicht habe.
Der jetzt loslegende Schauer dauert ziemlich genau ein Alster, ääh pardon, ein Radler lang.
Und dann gehe ich ich auf der anderen Flussseite als auf dem Hinweg runter. Auf der Hälfte des Weges kommen mir Wanderer entgegen.
Unten ist gesperrt wegen Baumfällung. Kommt mir irgend was bekannt vor?
Die hatten sogar einen Zettel aufgehängt, aber den hat keiner zur Kenntnis genommen, weil der Wind ihn um den Stock gewickelt hat.
Also zurück zur Alm und über die Brücke. So brauche ich wenigstens in Melag keine Stunde auf den Bus zu warten.
Der Fahrer hat ein Einsehen und ich darf 10 Minuten vor Abfahrt in den Bus, denn es fängt an zu regnen und hört die ganze Fahrt nicht mehr auf.
Nur zum Umsteigen in Graun war es trocken. Und selbstverständlich in Reschen wieder. So gehört sich das ja auch!
Nächster Tag