Aktenzeichen Wasserklau - gelöst
Gestatten, mein Name ist Hohns, Sharelocke Hohns.
Als
Agent 0/8/15 löse ich im Auftrage seiner Majestät Heidrun I knifflige Fälle
und habe die Lizenz zum Wandern.
Ich habe gestern etwas von einem
dreisten Fall von Wasserdiebstahl gehört. Ein Fall für mich!
Ich fahre an
die Donau bei Immendingen. Während ich über die schöne blaue Donau fahre,
denke ich noch: "so breit wie die Oker in BS".
Aber jetzt beginnt der
Kriminalfall:
Hinter Immendingen, Donau abwärts (!), finde ich ein Hinweisschild für
einen Weg zum Fluss.
Der kann ja jetzt nur noch größer sein.
Ich gehe ran, nein, ich gehe
rein: kein Wasser! Sind wir hier in der Wüste, dass sich ein Wadi gebildet
hat?
Nein, das Wetter fühlt sich nicht so warm an!
Also gehe ich ein Stück zurück, also flussaufwärts. Nanu, da gibt es Wasser in kleinen Tümpeln.
Noch ein Stück flussaufwärts, da sieht die Donau wie ein normales Flüsschen aus. Was ist hier los?
Ich gehe zurück und sehe das hier. Kombiniere, hier fließt Wasser vom
Fluss raus und in die Erde rein.
Im trockenen Abschnitt finde ich den endgültigen Beweis: Hier ist ein
Riss in der Erde.
Wenn Wasser bis hier reichen würde, würde es in
der Erde verschwinden!
Der Untergrund ist kalkhaltig, den wäscht
Wasser in Verbindung mit Kohlenstoffdioxid aus und schafft so erst
kleine Risse, dann Höhlen.
Forscher haben mehrmals Salz oder
Farbstoffe in die Donau geworfen und gewartet, bis es irgendwo wieder
aus der Erde austrat.
Und man fand die verschiedenen Farbstoffe
jeweils wieder im Aachtopf.
Daraus und aus Tauchgängen hat man diese Schemazeichnung erstellt.
Links Donauversickerung, rechts Aachtopf.
Auf der kurzen Strecke
bleibt das Wasser so trüb wie im Aachtopf.
Erst 1874 gibt es einen ersten schriftlichen
Hinweis auf eine wasserfreie Donau, also die erste belegte Vollversickerung. Na, das ist ja schon verjährt.
Vor
100 Jahren war die Donau schon an 60 Tagen im Jahr wasserfrei, heute ist sie etwa ein
halbes Jahr lang ohne Wasser.
Die Risse werden größer! Irgendwann wird der Rhein
der Donau hier das
Wasser vollständig abgegraben haben.
Kann ein Verbrechen verjährt sein,
wenn die Folgen heute immer drastischer werden?
Während ich
darüber grüble, wispert mir die Donau ein weiteres Verbrechen zu:
Vor 2 Mio
Jahren hat sie schon einen Fall von Wasserdiebstahl durchlitten:
Bis dahin
flossen alle Flüsse südlich der Donau zu ihr und der Rhein begann erst
zwischen Schwarzwald und Vogesen.
Dann grub der Rhein sich schneller
ein
und zog immer mehr Flüsse in seinen Bereich rüber. Die Donau wurde also
immer kleiner.
Ist das in geologischen Zeiträumen schon verjährt?
Irgendwann wird bis Immendingen alles Wasser dem Rhein gehören. Darwin hat
Recht, der Stärkste (Fitteste) überlebt halt.
Damit habe ich meinen
Aufträg erfüllt, wieder ein aufgeklärter Fall. Abspann!
Nachtrag: in den 50er Jahren gab es bei der Immendinger Industrie
Überlegungen, das Donaubett abzudichten, um den Wasserverlust zu
verringern.
Durch heftige Proteste und per Gerichtsbeschluss konnten
das die Einwohner von Aach gerade noch verhindern. Warum bloss?
Jetzt bin ich weiter im Hegau. Hier haben mehrere Vulkane vor ca. 10
Mio. Jahren den Ausbruch
versucht.
Aber etwa 200 Meter vor dem Durchbruch reichte ihre
Kraft nicht mehr aus, sie blieben unter der Erdoberfläche stecken.
Da können die Einwohner von Pompeji nur neidisch rüberschauen!
Erst
in der Eiszeit wurden diese unterirdischen Vulkane freigelegt und
stehen heute als Hügel da.
Der rechte Hügel auf dem Foto oben steht dicht an der Autobahn. Es ist der Hohenkrähen.
Ganz oben sind noch die Reste einer Burg zu erkennen, denn solche
Hügel waren natürlich gute Aussichtspunkte im Mittelalter.
Aber da
gehe ich jetzt nicht hoch, viel zu anstrengend!
Dann doch lieber den Hohentwiel bei Singen hoch.
Auch da war mal eine Burg oben drauf, die in diesem Modell rekonstruiert ist. Und den Rest kann man besichtigen.
Gut erhalten sind eigentlich nur zwei Bauwerke: Hier das Rondell Augusta, auf dem die schweren Kanonen postiert waren.
Und der Turm der ehemaligen Kirche, der so weit instandgesetzt ist, dass man ihn als Aussichtsturm nutzen kann.
Der Rest steht höchstens noch in Grundmauern da.
Vom Kirchturm aus kann man die Fabrik erkennen, die auch ich mit
Singen/Hohentwiel in Verbindung bringe.
Aber auch Liebstöckel wird
mittlerweile von Nestlé verarbeitet.
So, nun geht es also in die Schweiz.
Liebe Schweizer, ich muss
euch loben: die Ausschilderung ist hervorragend, da solltet ihr mal
die Italiener in die Lehre nehmen!
Das Kesslerloch in dem schweizer Grenzort
Thayngen hat seinen Namen erhalten, weil dort früher Kesselmacher
Töpfe u.Ä.
reparierten und anschließend wieder verkauften. Das klingt
langweilig.
Aber als der Reallehrer Konrad Merk dort 1873 Ausgrabungen
machte, wurde durch seine Funde diese Höhle berühmt.
Er und Nachfolger entdeckten, dass
vor 15 000 bis 11 000 Jahren dort Rentierjäger (wahrscheinlich im Sommer,
es war Eiszeit!)
lebten und viele Spuren
hinterließen, (die heute aber auf mehrere Museen verteilt sind).
Zu
diesen Funden gehört auch ein wolfsähnlicher, aber eben nur ähnlicher Schädel aus der Zeit vor über 14
000 Jähren,
der bisher als der älteste Nachweis der Domestizierung des
Wolfes gilt. Wer hat´s erfunden?
Noch berühmter ist diese Höhle aber durch Funde von
verschiedenen Kleinkunstgegenständen wie dem in ein Rentiergeweih
gravierten
und in Fachkreisen gut bekannten "suchenden Rentier".
Aber heute ist davon nur noch die Höhle selbst zu sehen. Man kann sich aber vorstellen, dass hier der Schlafplatz der Familie war.
Und jetzt bin ich in Schaffhausen. Auch wenn wir Deutschen es nicht
mögen, der Rheinfall liegt in der Schweiz, weil der Rhein
hinter
dem Bodensee einen Schlenker nach Süden macht und deshalb noch einmal
über Schweizer Gebiet läuft.
Hier sieht man den gesamten Bereich
des Rheinfalls.
Der eigentliche Fall liegt hier.
Einer der Felsen, der bisher noch der Wucht des Rheinwassers widersteht.
Den mittleren Felsen kann man besteigen. Man muss sich nur vom Boot dahin bringen lassen.
Die beiden Schlösser auf beiden Seiten des Rheins.
Auf meiner
Seite steht das Schlössli Wörth, der Ausgangspunkt für Bootstouren.
Auf der anderen Seite steht Schloss Laufen, zu dem man über die
Eisenbahnbrücke, im Hintergrund zu ahnen, rüber laufen kann.
Von
der Seite kann man natürlich auch an den Rheinfall runter, aber da
kostet es 5, egal ob Fränkli oder Euro.
Danach fahre ich noch
schnell über die Grenze, um einen Campingplatz im Euro-Bereich zu
kriegen, bei dem Wechselkurs.
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