Alles Gute kommt von oben!!!
Nachdem ich gestern also auf den Spuren des
Mittelalters in Nördlingen war, kümmere ich mich heute um das "Loch im
Boden".
Vor 14,1 Millionen Jahren fand in Nördlingen ein Festival of
Lights der besonderen Art statt:
Ein Asteroid von etwa 1 km Durchmesser
knallte mit 72000 km/h auf den Boden.
Klar, dass er das bestehende Gestein
durchschlug, viele der anstehenden Gesteine in die Luft wirbelte oder
sie über den Boden verschob.
Durch die Aufschlagshitze schmolzen die
Steine und bildeten Suevit, brauchbares Straßenmaterial.
Das hochgeschleuderte Material fiel dann
wieder seitlich runter und bildete einen Krater, der mehrere Millionen
Jahre keinen Abfluss hatte
und deshalb lange Zeit einen großen See enthielt.
Der
entstandene Krater mit einem Durchmesser von 25 km stellt heute den am
besten erforschten und erhaltenen Meteoritenkrater dar.
Und dabei gibt
es immerhin erdweit 180 bekannte Krater! Kann man da noch ruhig schlafen?
Ich konnte es, denn der Blitz schlägt bekanntlich nie an der selben Stelle
zweimal ein.
In der Gegend um Nördlingen hat
man viele frühere Steinbrüche und weitere Überbleibsel von dem großen Bang
mit Rundwegen als Geotop erschlossen.
Das hier ist gleich am Anfang des
Wanderweges ein Aufschluss im Geotop Kühstein bei Mönchsdeggingen.
Hier sind in der Zeit des Sees Schwammriffe aus Süßwasserschwämmen
zu einem Riff gewachsen und erhalten geblieben.
Die Geotop-Wege
sind ausgeschildert und die Beschreibungen sind aus dem Internet (und sicher auch
als Faltblatt) abrufbar.
Also folge ich dem 2,7 km langen Rundweg nach
dieser Beschilderung.
Als ich nach einer Dreiviertelstunde immer noch
keine weitere Info-Tafel antreffe und auch zum Buchberg keinen Hinweis
finde, breche ich ab.
Ein
Panorama des Nördlinger Riesbeckens erhalte ich aber trotzdem. Man
sieht den Kessel im angrenzenden Randgebirge.
Anschließend ging ich den
selben (nicht (nur) den gleichen!) Weg zum Auto zurück.
Mangels Hinweisschildern konnte ich mich ein bisschen um die Biologie kümmern.
Der Weg
ist gesäumt von zahlreichen Wegwarten. Worauf warten sie hier am Weg?
Sie sollen ja in Kriegszeiten
den Zichorien-Kaffee für Bedürftige geliefert haben.
Streifenwanzen tummeln sich massenhaft im angrenzenden Gestrüpp.
Ich
wollte natürlich nur die linke knipsen und sonst nicht weiter stören!
Aber
stören tue ich trotzdem. Dieser Hase (kein Kaninchen!) saß friedlich in
seiner Sasse. Wie von ihm bezweckt, habe ich ihn nicht erkannt.
Aber
eine Sasse direkt am Wanderweg ist schon etwas unpraktisch, oder?
Jedenfalls stürmte er plötzlich vor mir los.
Von
Mönchsdeggingen habe ich noch schnell die Kirche geknipst und dann ging es weiter.
Mein nächstes Ziel liegt an der Straße hinter Holheim Richtung Herkheim.
Prima Angabe, sie hat aber zwei Probleme:
Erstens: Holheim kennt das
Navi nicht (wie ich später herausfand, ist Holheim heute in die Stadt
Nördlingen eingemeindet!).
Zweitens ist die Ortsdurchfahrt Herkheim gesperrt. Da
hilft nur, in der Gegend rumsuchen.
An einer Kreuzung fand ich die
Ofnethöhlen ausgeschildert, aber nach 10 Metern gabelte die Straße in drei
Äste auf, ohne weitere Beschilderung.
Ich habe alle drei Wege
ausprobiert.
An
diesen Dingern hielt ich mal an. Aha, das sind also die Überreste eines
römischen Gutshofes am Fuße der Ofnethöhlen.
Hätte man ja auch
ausschildern können.
Dieser Hügel
wurde vom "Ries-Ereignis" nur verschoben und liegt deshalb über der
Erdoberfläche.
Und
jetzt heißt es also, diesen Berg hoch kraxeln. Das macht auch gerade eine
Klasse mit ihren Lehrern.
Ich glaube, ohne Schüler macht es mir doch mehr
Spaß!
Und
das ist also die große Ofnethöhle. Und davor der vorwitzige Schüler
(Motto: ich bin schon da, wo bleibt ihr?).
In
diesen Höhlen lebten vor 40.000 bis 10.000 Jahren die Steinzeitmenschen
und hinterließen ihre Spuren:
3000 Knochen, 270 Feuersteinwerkzeuge,
Gefäßscherben
und 33 deutlich erkannbar abgetrennte und nach Westen
ausgerichtet bestattete Schädel (20 Kinder, 9 Frauen, 4 Männer). Grund
unbekannt.
Aber
das haben Oskar Fraas und R. R. Schmidt alles längst ausgegraben und irgendwo
deponiert.
Auch
die kleine Ofnethöhle war sicher in die Wohnanlage mit einbezogen.
Platz genug ist jedenfalls in der kleinsten Höhle.
Jetzt geht das
Abenteuer Holheim-Suche weiter, aber von dieser Seite fand das Navi den Weg
nach Herkheim,
und ich brauchte ja nur die Richtung dahin, die
gesperrte Ortsdurchfahrt störte mich deshalb hier nicht.
Das
ist der große Steinbruch im Geotop Lindle.
Hier wurde Material für den
Straßenbau gewonnen und so erhielt man einen guten Einblick in den
Untergrund.
Hier ist viel Gestein zertrümmert und hochgeschleudert worden und hat sich anschließend wieder am Boden abgesetzt.
Hier kann der Fachmann
unten zusammengestauchte Kalksteine mit Störungen durch die Verschiebung
erkennen.
Dazwischen lagert viel zertrümmertes und wieder
runtergefallenes Gries.
Je nach Härte wurden es größere oder kleinere
Körner, manchmal blieben auch richtig dicke Brocken erhalten.
Ganz oben
liegen dann die Ablagerungen von dem später entstandenen See.
Hier
liegt viel zusammengestauchtes, also nicht ausgeworfenes Material herum, das an dieser Stelle viele Feuersteinknollen eingeschlossen hat.
Schon
zur Steinzeit wurde hier deshalb nach Feuerstein gegraben, weil daraus die
Werkzeuge hergestellt wurden.
Den Steinzeitlern kam also der Meteorit
gelegen, aber den hat ja noch kein Mensch miterleben können.
Dieser etwas
kleinere Steinbruch scheint eine mondähnliche Struktur zu haben.
Deshalb haben hier die Apollo-Astronauten für ihre Mondmission geübt.
Nördlingen ist wirklich nicht weit entfernt, wie dieses Bild von der St.
Georgs Kirche mit dem Daniel belegt (aber Tele!)
So,
ich verlasse Bayern und fahre nach Steinheim a.A.. Das heißt nicht "am
A... der Welt", sondern "am Albuch".
Von Nördlingen kennt jeder die
Kraterentstehung, aber kaum jemand weiß, dass zur gleichen Zeit ein
etwas kleinerer Brocken bei Steinheim niederging.
Vermutlich ist dieser
Brocken vom gleichen Asteroiden beim Eintritt in die Atmosphäre
abgesprengt worden.
Aber das ist natürlich nicht nachzuweisen.
Jedenfalls lässt sich auch dieser Einschlag auf den Zeitraum vor 11,4 Mio.
Jahren datieren.
Wohl kaum ein Zufall!
Im Ortsteil Sontheim begrüßt
einen der Burgstall. Er
enthält gestauchtes Material vom Kraterrand.
Auch hier bestand lange
Zeit ein See, der erst in der letzten Mio. Jahre ausfloss.
Deshalb ist
dieser Hang erst "vor kurzem" vom neu entstandenen Wentalfluss angegraben
worden und gibt sein Innerstes frei.
Vom
Burgstall erhält man diesen Ausblick in das Steinheimer Becken.
Wer
findet da links meinen Wagen?
Im
Hintergrund ist der Knill zu erkennen.
In leider zugewachsenen
Aufschlüssen konnte man früher die zusammengeschobenen Steinschichten des
Grundgebirges erkennen.
Aber da ich das schon aus dem Internet wusste, bin ich nicht
mehr hingelaufen.
Jetzt aber los Richtung Blaubeuren. Dabei komme ich direkt am Campingplatz
Heidehof vorbei. Günstiger geht´s nicht.
Da bin ich jetzt also, Blaubeuren kommt
morgen dran.
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