Es geht doch, Lindavia!

Nachdem Lindavia, die Beschützerin der Stadt, vor 10 Tagen noch mein Eindringen mit dem Parkplatztrumpf erfolgreich abgewehrt hat,
starte ich heute einen zweiten Anlauf. Jetzt vom Campingplatz komme ich mit Bus dank Gästekarte bequem nach Lindau rein.
Und das ganz ohne Parkplatzsuche! Alle vier Lindauer Buslinien laufen im ZUP zusammen.
Nein, auch Bayern können deutsch, das heißt Zentraler Umsteige Punkt. Erst, wenn alle vier Busse da sind, wird weitergefahren.
Ich kann also mit Linie 1 oder 2 jeweils bis zum Bahnhof am Hafen Lindau fahren. Alles im 30-Minuten-Takt, beide Linien folglich parallel.
Na, dann wollen wir mal sehen, was Lindavia so zu bieten hat.

Jedenfalls steht sie schon mal erhaben auf ihrem eigenen kleeblattförmigen Brunnen.

Normalerweise kommt man über diese Brücke auf die Insel. Klar, dass die viel befahren ist.
Deshalb gibt es auf beiden Seiten diese Unterführung für Fussgänger. Einzige Voraussetzung: Gummistiefel.
Denn der Bodensee hat immer noch Hochwasser. Anderes wäre bei dem Wetter in letzter Zeit auch nicht zu erwarten!

Vom Bahnhof kommt man direkt an den Hafen. Die Hafeneinfahrt ist an beiden Seiten von markanten Bauwerken begrenzt.
Auf der Ostseite ist es der bayrische Löwe. Ja, er sieht ein bisschen aus wie der Horst: grimmig und unflexibel.
Da sieht der Braunschweiger Löwe irgendwie beeindruckender aus.

Die andere Seite ist begrenzt durch den neuen Leuchtturm, dessen Zweck wohl jedem einleuchtet.
Er kann nämlich erstiegen werden und ist mit seinen 33 Metern ein guter Aussichtsturm. Und Leuchtturm ist er auch.

Beim Besteigen kann man einiges Wissenswerte von den Wänden ablesen. So zum Beispiel dieses Tier, das nur am Bodensee vorkommt:
Der Seehase hat Schwimmhäute an den Füßen und legt bunte Eier. Er ist aber sehr scheu, es gibt noch keine Fotos von ihm.

Und das ist vom Turm aus gesehen die Hafenpromenade, ganz links steht gerade ein roter Zug.

Außerdem kann man den Rheinzufluss in den Bodensee auch bei diesem Wetter sehen.
Im Turm gab es auch die Erläuterung, dass das Rheinwasser im Prinzip an der deutschen Küste lang treibt (kaltes Wasser, also eher unter der
Oberfläche), im schweizerischen Teil des Obersees gibt es dagegen eine gegenläufige Strömung durch den Sog des so weit eingeleiteten Rheins.

Und auch den Pfänder bei Bregenz kann man im Dunst erkennen. Also auch heute keine gute Sicht von oben.
Es war schon die richtige Entscheidung, keine Bergfahrt mehr zu machen.

Am Hafen steht auch dieses nicht schlecht aussehende Gebäude. Hier scheint sich also ein Finanzamt zu lohnen.

Auf der Landseite des Hafens steht der frühere Leuchtturm, der Mangturm.

Hier ist Rapunzel im Moment untergebracht.

Enttäuschend neben dem Hafen ist diese Römerschanze. Außer der Mauer ist oben nur Platz für Sitzbänke.
Und da sie erst im 13. Jahrhundert, damals noch auf einer eigenen Insel, errichtet wurde, hat sie auch nichts mit Caesar zu tun.

An der Seeseite gibt es noch ein paar solcher Schanzanlagen, die früher gegen Einfälle von der Seeseite schützten.
Dazu ist natürlich dann auch ein Pulverturm wichtig.

Mami Ente zeigt hier ihren Kleinen die große Welt. Mit 9 Kindern hat sie alle Flügel voll zu tun.

Die Peterskirche gilt mit ihren über 1000 Jahren als eine der ältesten Kirchen am Bodensee.

Innendrin enthält sie Gemälde, die u.a. Hans Holbein dem Älteren zugeschrieben werden.
Der Meister müsste seine Bilder mal restaurieren. Wie lange hat man Garantie?

Um 1400 wurde der Diebsturm am westlichen Stadtrand erbaut. Er wurde später auch als Gefängnis genutzt.

Und jetzt kommt ein Kirchenvergleich:
Die vordere Kirche ist das katholische Münster unserer lieben Frau, deren Anfänge etwa um 810 lagen
In ihrer jetzigen Gestalt entstand sie aber erst nach dem Stadtbrand von 1748 bis 1752. 
Die hintere Kirche ist die evangelische Kirche St Stephan aus dem 12. Jahrhundert mit einer Umgestaltung zum Rokoko-Stil 1781.
Anscheinend hat der Brand sie verschont.
Sensationell ist die Feststellung aus dem Stadtflyer, dass diese Kirche erst während der Reformation protestantisch wurde.
Früher hätte mich jedenfalls erstaunt!

Erkannt, welche Kirche davon ich zuerst besucht habe?

Ja, die katholische Kirche ist mit mehr Prunk ausgestaltet. Da freut sich Gott natürlich mehr drüber!

Das ist das alte Rathaus. Endlich mal ein bemaltes Haus im Sonnenschein.

Ja, es kommt etwas Sonnenschein durch! Wer erkennt, um wieviel Uhr ich hier war?
Richtig, 12 Uhr. Schließlich haben wir Sommerzeit und die verbiegen nicht jedes Jahr den Zeiger.

Auf der Rückseite hat das Rathaus einen hübschen Balkon.

Das ist das neue Rathaus. Ich finde, der Bürgermeister hat sich auch in Lindau nicht gerade verbessert.

Das soll das schönste Haus in Lindau sein, das Haus zum Cavazzen. Das galt möglicherweise 1963, als die Wandmalereien erneuert wurden.
Ich finde jedenfalls das alte Rathaus schöner. Hier im Gebäude ist jetzt das Stadtmuseum untergebracht.
Wie man (überall in der Stadt) sieht, beschäftigen sie sich dieses Jahr mit Picasso.

Die Rückfahrt mit den Bussen ging problemlos. Und jetzt sitze ich im Auto, um mich vor dem Regen zu schützen.

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