Braunschweigologie = Braunschwei-Geologie

Ich wohne ja in der Gegend von so nem doofen See. Und bisher ist mir entgangen, dass es am Dowesee eine geologische Schaumauer gibt.
Hier sind die Gesteine aus dem UNESCO-Geopark "Harz–Braunschweiger Land–Ostfalen" ausgestellt, der mit 9,650 km² der größte Geopark
im Norden Deutschlands ist. Dabei ist das "Braunschweiger Land" sehr großräumig gedacht. In diesem Sinne sollten wir das neue Bundesland
"Mittelaller-Ostfalen" (wieder) erstehen lassen.
Endlich! Der Braunschweiger Wunsch, Freiheit von Peine West (andere nennen es Hannover) erscheint erfüllt!



Diese Karte von einer Info-Tafel am Dowesee zeigt die geologische Situation.
Man erkennt auf den ersten Blick, wie vielfältig unsere Gegend ist.



Wo die roten Kästchen auf der Tafel sind, da liegen die Ursprungsorte der Steine von der geologischen Schaumauer ám Dowesee.

Europa - ein Spielball großer Kontinente:
Das nachfolgend Beschriebene, nicht politisch zu interpretierende Geschehen, hat im Raum Ostfalen deutliche Spuren hinterlassen.
Deshalb ordne ich die Vorgänge zur Erläuterung vorweg ein.
Die meisten Menschen haben schon etwas von der Theorie der Plattentektonik gehört, die Alfred Wegener 1911 veröffentlicht hat.
Mein Wissen dazu habe ich in meinem früheren Leben öfter meinen Schülern vermittelt: Früher war die Erdoberfläche in einem riesigen Klumpen
namens "Pangaea" zusammengeballt und schwamm auf dem flüssigen Erdinneren, getrieben von Strömungen im Erdmantel.
Der Rest war wohl ein riesiges Meer, dessen Spuren wieder untergegangen sind.
Die nachfolgende Rekonstruktion gelang durch einen Vergleich der Gesteine und Lebewesen auf den heutigen Erdplatten:
Dann veränderten sich - warum auch immer (hier ist der Mensch mal nicht Schuld!) - die Strömungen im Erdinneren.
Die Kräfte waren so unvorstellbar, dass die Riesenplatten zerrissen, es entstanden im Groben die heutigen Kontinente. 
Die einzelnen Bruchstücke wanderten in verschiedene Richtungen davon.

              Quellen:

Aber: betrachtet mal Europa, das vor 100 Mio Jahren nur ein kleiner Pickel an Asien war. Das kann also noch nicht alles sein!

   Quelle:

Diese Karte zeigt die Situation zwischen den großen Erdteilen. (Die Ziffern stehen für geomagnetische Messdaten)

Man sieht hier viele kleine Bruchstücke, die zwischen den großen Platten zerrieben werden.
Dabei wurden diese Platten zusammengedrückt und auf ihnen entstanden Gebirge. Die davon verbliebenen Nachfolgeplatten wurden
durcheinander gewürfelt und verschmolzen mit den Riesenkontinenten Laurasia (zerbrochen in Nordamerika und Asien) und
Gondwana (Südamerika, Afrika, und den heute noch zusammenhängenden Kontinenten Indien und Australien).
Der Vorgänger von Europa ist entstanden! (Armorica = Frankreich, Avalonia = England)
Die Restschollen sind schon früher als zusammenhängend erkannt worden und unter dem Namen "Variz(k)isches Gebirge",
(nach dem Lande der Varisker, dem Vogtland zwischen Bayern, Thüringen und Sachsen (hier Saxo-Thuringia beschriftet)),
manchmal auch hercynisches Gebirge benannt (nach dem Harz, der damals ungefähr die Ausmaße der heutigen Alpen erreichte).
In der Zwischenzeit haben die Geologen nachvollzogen, wo die einzelnen Bruchstücke geblieben sind:

   Quelle:

Wie sich die "vereinigten Platten Europas" aus diesen Restschollen zusammenpuzzeln, zeigt diese Karte.
Das neu entstandene Europa wandert mit dem asiatischen Kontinent, mit dem es fest verbunden ist und wird mal abgesenkt und liegt unter
Meeresarmen und steigt dann mal wieder auf.
Wind und Wetter tragen entstandene Gebirge wieder ab. Während Phasen der Absenkung tragen Flüsse ihren Schotter in das Meer und es wird
eine Schicht aus Sand aufgeworfen. Unter Meerwasser,  von der Küste entfernt, sterben zahlreiche Tiere ab und ihre Überreste fallen auf den Boden.
Es bleiben Kalkschalen übrig und auch einige tote Tiere, die unter Sauerstoffausschluss versteinern.
Durch Hitze im Erdinneren und den Druck darüber liegender Schichten werden die Geröllmassen geschmolzen und bilden feste Gesteinsschichten.



In Ufernähe bildeten sich Korallenriffe, weil Europa gerade in Äquatornähe liegt. Deren Kalkskelette überstehen den Tod der Korallen.
Durch günstige Bedingungen bleiben solche Gebilde wie der Hübichenstein bei Bad Grund oder die Drei Zinnen in den Dolomiten stehen.
Für Norddeutschland ergab sich außerdem, dass dort ein Meeresarm lag, der an den Rändern durch angehobene Berge keine Verbindung zum
restlichen Ozean mehr hatte. Das Wasser verdunstete und das Meersalz blieb alleine zurück.
"Von den in größeren Mengen im Meereswasser gelösten Mineralien geschieht dies als erstes mit Calciumcarbonat, das sich als Kalk absetzt.
Anschließend setzt sich Calciumsulfat ab und bildet eine Gipsschicht. Bei weiterer Verdunstung setzt sich Natriumchlorid als Salzschicht am Boden
des Meeresgebiets ab. Wenn die Senke schließlich ganz trocken fällt, lagern sich am Boden durch Wind als Staub herangetragene Tonmineralien ab
und bilden eine wasserundurchlässige Tonschicht. (So kann die nächste Überflutung  das Ganze wieder mit Sand überdecken....)
Da die Abtrennung des Meeresgebiets ein langsamer Vorgang ist und der Meeresspiegel Schwankungen unterworfen ist, strömt wiederholt Wasser
aus dem angrenzenden Ozean herein. Dadurch können die sich absetzenden Schichten mehr Mineralien enthalten, als bei der geringen Tiefe eines
Flachwassermeeres zu erwarten wäre. Außerdem kam es vor, dass sich der gesamte Vorgang mehrfach wiederholte.



Links Steinsalz, rechts Gips.

Dadurch entstehen Schichtungen von Kalk, Gips, Salz und Ton. Im weiteren Verlauf der Erdgeschichte stieg der Meeresspiegel wieder so weit,
dass die Gebiete wieder längere Zeit an die Ozeane angeschlossen waren.
Am Boden dieser Flachwassermeere lagerten sich (neue) Sedimentschichten ab und bildeten Sedimentgestein. Diese Sedimentschichten können in
Europa eine Dicke von Hunderten von Metern über den im Perm-Zeitalter gebildeten Salzschichten haben. Da Salz eine deutlich höhere
Plastizität und eine geringere Dichte als das Sedimentgestein aufweist, wurde es an einigen Orten durch den Druck der auf ihm liegenden Schichten
in Salzdomen nach oben gedrückt. Dadurch ist hier der Abbau des Steinsalzes mit vergleichsweise geringem Aufwand möglich. (Wikipedia)"
Lüneburg freut sich darüber!
In der Erdneuzeit blieb Europa weitgehend über dem Meeresspiegel. Neue Schichten wurden kaum noch abgesetzt, außer durch Wind oder Flüsse.
Eine Ausnahme gab es allerdings, im "Pleistozän" fanden die sogenannten "Eiszeiten" statt. Da nicht die gesamte Erdoberfläche unter Eis lag,
bevorzuge ich die Bezeichnung "Kaltzeit". Es gab für unseren Raum drei verschiedene Epochen, in denen das Eis von Skandinavien bis
Mitteleuropa reichte. Benannt sind sie jeweils nach dem Fluss, der am Eisrand das Schmelzwasser aufnahm.
(Nicht "Langnese", "Schöller" oder "Möwenpick"!):
Die Elster-Kaltzeit begann vor  410 000 Jahren und endete vor 390 000 Jahren.
Die Saale-Kaltzeit begann vor 300 000 Jahren und endete mit wärmeren Unterbrechungen vor 130 500 Jahren.
Die Weichsel-Kaltzeit begann vor 126 000 Jahren und endete vor 11 500 Jahren.
Dazwischen gab es deutlich wärmere Epochen, die meist als "Warmzeit" benannt werden. Es herrschten etwa heutige Temperaturverhältnisse.

     

Quelle Diese Karte ermöglicht einen besseren Überblick. Nicht angegeben ist das tiefer liegende Salz unter Niedersachsen.
Zur besseren Einordung: das helltürkise Band bei Celle ist das Aller-Urstromtal, nach der Vereigung mit der Aller heißt sie ab Verden aber Weser.
Nördlich davon sind die Endmoränen der Saale-Vereisung markiert.
Die roten Linien auf der Höhe von der verbotenen Stadt (Hannover) zeigen die Endmoränen der Elster-Vereisung.
Die Moore haben sich in flachen Becken der Grundmoräne gebildet und bedeckten Mal halb Norddeutschland, bis der Mensch sie trocken legte.

Wichtig ist, dass der "pleistozäne Erdhobel" in den nach Süden "fließenden" Eismassen massenhaft Steine aus seinem Ursprungsgebiet enthält,
die beim fälschlicherweise als "Rückzug" benannten Verschwinden - es schmolz lediglich das Eis und floss als Wasser ab - an der Stelle des
Abschmelzens als Moräne abgesetzt wurden.
In etwa kann man sagen, dass die Elster-Vereisung bis an die Mittelgebirge reichte und sogar durch die Porta Westfalica vorstieß.
Ungefähr bis zum Harz war unser Gebiet also vom Elster-Eis bedeckt, das Sand usw. als Moräne auf unsere Erdoberfläche brachte.
Unser Gebiet war also zu der Zeit komplett von Eis bedeckt. Ein Leben hier war nicht möglich!
Da seitdem viel Regen fiel, wurden die Nährstoffe ausgeschwämmt und der Boden gibt wenig her. Die Geest war geboren.



Bleibt der Boden ungeschützt, können Dünen entstehen, wie hier in Verden.

Die Saale-Vereisung endete kurz vor der heutigen Aller. Die Weichsel Vereisung kam nur bis Schleswig-Holstein bzw Meck-Pomm.
Wir lagen damals also weit vor dem Eis!



Das Wort Geest bedeutete im Altdeutschen trocken bzw. unfruchtbar!
Der Boden eignet sich für den Anbau von Kartoffeln, auch Futtermais (nach Kolumbus!) oder anderen Schwachzehrern.
Andere Pflanzen brauchen viel Dünger. Als Alternative boten sich Forst- oder Weidewirtschaft an.
Glücklicher waren die Menschen vor den Mittelgebirgen dran: Der Wind wehte von kalt zu warm, also vom Eis aufs Land und
trieb den Staub mit den Mineralien bis vor die Berge. Diese Bodenform kennen wir unter dem Namen "Löss", die Lanschaft ist die "Börde",
die von Braunschweig bis Magdeburg (daher Landkreis Börde, (Haldens-.
Oschersleben)) reicht.
 Ein gutes Gebiet für den Spargelanbau und die Zuckerrübe.



Die Zuckerfabrik in Schladen belegt den Anbau vom "Zuckerrohr Europas". In der Saale-Kaltzeit war unser Gebiet eisfrei.
Die Gletscher begannen etwa am Wilseder Berg. Auch für den Harz ist die Existenz eines eigenen Gletschers nachgewiesen.
Als das Eis schmolz, musste die Aller die Unmengen an Schmelzwasser aufnehmen und war ein reißender Strom,
der sein Bett in einer kilometerbreiten Rinne auswusch.



Hier bin ich am Urstromtal bei Verden. In meinem Rücken liegt der heutige Allerdeich.
Die schiffbare Aller verläuft direkt bei den Häusern, aber früher hatte die Aller ihr Bett in diesem Altarm.
Die Allerinsel ist immer noch von Überschwämmungen gefährdet und wird nur als Weide genutzt.
Danach mündet die Aller in die Weser und diese fließt zunächst weiter im Urstromtal der Aller.
Viele Zeugen der Gletscherarbeit sind im Norden Ostfalens aufzuspüren:



In Lüneburg wurde das "Gold des Mittelalters" - der Bodenschatz Salz - gewonnen (vgl. Kapitel unten).
Um es zu nutzen, wurde das Wasser in Bottichen verdunstet. Dazu brauchte man viel Brennstoff. Die Wälder wurden gerodet.
Auf dem nährstoffarmen Untergrund wuchs der Wald kümmerlich nach, zumal die Schafe der armen Bevölkerung Sprösslinge mit Genuss vertilgten.
Nur das anspruchslose Heidekraut (nicht Erica, sondern Calluna!) gedieh prächtig.
Der Mensch hatte die erste scheinbar natürliche
Landschaft erschaffen.
  

Calluna vulgaris                                                           Erica tetralix (In Ermangelung eigener Bilder bei Wikipedia ausgeliehen.)



Anderswo freuten sich die Menschen, wenn das Eis größere Findlinge abgeladen hat. Nicht nur für Wegweiser wurden díese Steine benutzt.



Z.B. in Helmstedt wurden die Findlinge zur Errichtung von Gräbern genutzt.



Das ist das Grab in Groß Steinum.



In Gross Steinum demonstriert man heute, wie diese Kolosse bewegt wurden.



Sicher bekannt sind die sieben Steinhäuser  (es gibt nur 5, aber 7 ist eine heilige Zahl!) auf dem Truppen-Übungsplatz bei Fallingbostel.



Das Probeliegen macht mir immer wieder große Freude.



Bei Königslutter hat man die gesammelten Findlinge in einem Findlingsgarten ausgestellt.

   

Man erkennt den in Skandinavien häufig anzutreffenden Granit.      Auch Gneis ist dort viel verteten.



Im alten skandinavischen Gebirge gab es auch etliche Flint-Einschlüsse.
Sehr zur Freude der Steinzeitler, die ihn als Grundstoff für ihre Werkzeuge nutzten.

Jetzt komme ich mal auf die Braunschweiger Hausberge Elm (Nord)Elm (Süd) und Asse zu sprechen.



Bei Königslutter liegt der Kalk in einer besonderen Form vor, dem Duckstein.
"Im Elm bezeichnet Duckstein ein sekundäres Sediment, welches als Kalktuff aus den dortigen Kalkgesteinen chemisch ausgefällt wurde.
In der Geologie werden für Quellkalk, uneinheitlich, auch die Bezeichnungen Kalktuff (auch Röhrentuff), Travertin und Kalksinter weiter
differenzierend oder auch synonym verwendet. Die ganze Altstadt von Königslutter steht auf einer Ducksteinschicht, die durchschnittlich
etwa 2–3 Meter und höchstens acht Meter mächtig ist.
Dieses lockere Gestein wurde früher populär Scheuersand genannt und zum Reinigen der hölzernen Dielenboden verwendet."



Keller, die in den Duckstein eingegraben wurden, waren prädestiniert für ein obergäriges Dunkelbier, das die Haupteinnahmequelle von
Königslutter im Mittelalter war. Das Foto hab ich von der Website des heutigen Herstellers.



Hier erkennt man eine Vermengung meiner bisherigen Erläuterungen und ich muss die Bedeutung des Salzvorkommens hervorheben.
Unter der Asse sieht man, dass das Salz plastisch geworden ist und fast bis an die Oberfläche aufgestiegen ist.
Die Kraft des Aufstiegs bog die darüber liegenden Schichten hoch, bis sie fast umklappten. Es sind ja nur Steine!
Anders unter dem Elm. Hier haben Wind und Regen die oberen Schichten erodiert, sie sind dünner geworden.
Wenn der Regen im Untergrund Höhlen gewaschen hat, kann die Oberfläche einstürzen und Dolinen entstehen.
Mehr Details zum Karst habe ich hier eingestellt.



Im Elm gibt es Dolinen in Serie.



Wenn kleine Bäche in die Doline laufen, haben wir möglicherweise Bachschwinden. Hier im Elm kann man das bei Regenzeiten sehen.



Bei tief liegenden Dolinen kann das Grundwasser austreten. Es liegt eine Karstquelle vor.
Die größte im Norden ist die Rhumequelle.
Das Salz im Untergrund hat auch Auswirkungen auf Braunschweiger Orte! Eine Störungszone zwischen Elm und der Stadt prägte zwei Bereiche in
Braunschweig: Durch die Störung verschoben sich die Untergrundschichten, so dass unter dem Dowesee und dem angrenzenden Bullenteich
Wasser auf das Salz traf und deshalb Salz ausgewaschen wurde.



Dadurch brach die Oberfläche ein und die beiden Seen füllten die Dolinen mit Grundwasser auf. Diese Absenkung soll auch heute noch anhalten.
Der flachere Bullenteich vermoorte in der Zeit, weshalb er unter Naturschutz gestellt wurde.
In Ansätzen hat der Vermoorungsprozess auch am Dowesee eingesetzt. Ein ausgeprägter Schilfgürtel ist vorhanden.
Es könnte spannend sein, ob das Absinken eine vollständige Vermoorung stoppen kann.

Ähnlich dürfte diese Störung sich am Nussberg ausgewirkt haben.



Hier aber stieg das Salz auf und drückte die Gesteinsschichten hoch, wodurch der begehrte Rogenstein an die Oberfläche kam.

Die Geologie bot dem Braunschweiger Raum einige Verdienstmöglichkeiten an.
Damit komme ich zu den wirtschaftlichen Vorteilen, die die geologische Situation unserer Gegend mit sich brachte.



Die Steine der Berge wurden natürlich für Bauwerke benötigt. Im Braunschweiger Burggebäude kann man Material folgender Steinbrüche
erkennen: hell ist der Kalk aus dem Elm, rötlich schimmert der Rogenstein aus dem Braunschweiger Nussberg.



In unserer Gegend herrschte vor 50 Mio. Jahren tropischer Regenwald mit verholzten Farnen, Schachtelhalmen und den
Vorfahren des Ginkgo-Baumes vor. Diese Bäume starben und kippten in den morastigen Untergrund, wo sie ohne Sauerstoff nicht verrotteten
und diese Schichten später absanken. Durch die Hitze im Boden wandelte sich das Holz in Braunkohle um.
In der Helmstedter Gegend und auf der anderen Seite in der DDR wurde sie abgebaut, um z-B. bei uns in Buschhaus Strom zu erzeugen.

In Salzgitter nutzte man schon früher die günstige geologische Lage der Stadt.



Der Garßenhof mit Solebad "Zu Anfang des 14. Jahrhunderts entstand der heutige Stadtteil Salzgitter-Bad um Solequellen an der Grenze zu den
Gemarkungen, Gitter und Kniestedt. Der Name Salzgitter wurde 1347 als „up dem solte to Gytere“ erwähnt."
Der Garßenhof (oben) stand ursprünglich in Gitter. 1979 setzte die Stadt ihn an den Rosenhof in SZ-Bad um.
Zusammen mit dem Gradier-Pavillon (rechts) führt er heute die Tradition als Hotel und Solebad fort.



Dieser Reichtum förderte die Errichtung von Schloss Salder.



Ich hab nur Fotos vom Gradierwerk in Bad Salzuflen. Das gehört zwar nicht in unser Gebiet, zeigt aber das Prinzip.
Von oben wird salzhaltiges Wasser (Sole) über die Anlage verteilt.



Die Sole sickert über die Reiser und Wasser verdunstet. Unerwünschte Stoffe wie Kalk, Eisen usw. kristallisieren aus
und die konzentrierte und gereinigte Sole wird weiter bearbeitet.



Wie hier in Göttingen in der Saline Luisenhall. Die Sole wird erhitzt und das weiße Gold des Mittelalters setzt sich ab.



Apropos Goldvorkommen: Tief in unserem Boden liegen Gesteine wie der Posidonienschiefer.
Er entstand aus Meeresablagerungen im Zechstein (vor 250 Mio. Jahren).



Die Versteinerungen größerer Lebewesen erfreuen heute die Geologen bei ihren Forschungen.
Aber es hat sich auch viel Plankton abgesetzt, das sich in der Tiefe in Erdöl bzw. Erdgas umgewandelt hat.
Beide Produkte werden durch den Druck zum Aufstieg gezwungen. Das geht so lange, bis sie auf eine undurchlässige Schicht wie Salz stoßen.
Deshalb liegen dort, wo die Salzschichten aufgewölbt sind, darunter Öl und Gas vor. Das Emsland und der Raum Celle danken.
Niedersachsen zählt heute als "Ölscheich Deutschlands".



Den Vorteil des Ölgehaltes im Posidonienschiefer haben die Nazis natürlich erkannt.
Denn die Feinde liefern kein Öl für die Panzer. Nicht mal Gas zum Heizen.
Die Nazis setzten selbstverständlich Strafgefangene für den Schieferabbau ein. Daran erinnert dieser Gedenkstein.

Den Kaliabbau im Norden muss ich nicht extra betonen.



Er ist auffällig durch seine Abraumhalden wie den "Kalimandscharo" bei Magdeburg.
Kali liefert Rohstoffe für die Düngemittelproduktion.



Das bekannteste Kalibergwerk unserer Region dürfte wohl in der Asse liegen:
(Die nächsten 2 Bilder stammen von Infotafeln dort)



Da kommen die wertvollen Stoffe raus.



Und das ist die (meiner Meinung nach skandalöse) neue Nutzung.



Die Asse soll ja jetzt ausgeräumt werden. Mal sehen, ob man das so lange überprüft, bis es nicht mehr geht?

Der Harz ist die Bergbauregion Deutschlands. Durch seine Entstehungssgeschichte bietet er eine Vielzahl an Bodenschätzen an.
"Im Bereich des Salzgitter-Höhenzuges befand sich die Küstenlinie des Unterkreide-Meeres.
In der Umgebung verwesender Meeresorganismen konnten im Wasser gelöste Eisenverbindungen besonders gut ausfällen und bildeten
sogenannte Toneisenstein-Geoden. Diese wurden durch die Meeresbrandung bevorzugt in natürlichen Senken in Küstennähe abgelagert.
Durch Verwitterungsprozesse nach Rückzug des Wassers zerfielen sie in zahlreiche Trümmer. Bei nachfolgenden Überflutungen wurden an
gleicher Stelle Eisen-Oolithe abgelagert. Die so entstandenen ursprünglich flachen Lagerstätten (auch Erzkolke genannt) wurden im Verlauf der
Jahrmillionen durch tektonische Prozesse und/oder aufsteigende Salzstöcke gestört und aufgerichtet."
(Danke Wikipedia, besser hätt ich es nicht formulieren können)



Anfang des 19. Jahrhunderts benötigte das Ruhrgebiet viel Eisenerz und Salzgitter (liegt noch vor dem Harz) begann 1867,
im Schacht Konrad den begehrten Stoff zu fördern. Leider waren andere Erze (z.B. aus Lothringen) ergiebiger und Konrad wurde eingestellt.
Mit dem Ende des 1. Welkriegs fiel Lothringen an Frankreich und es fehlte diese Konkurrenz. Konrad nahm wieder die Förderung auf.
Nach dem 2. Weltkrieg war Konrad international nicht mehr konkurrenzfähig und "kluge Leute" glaubten, dass in knapp 1 km Tiefe schwach
und mittel-radioaktive Substanzen sicher untergebracht sind. Nach Wikipedia hat 2006 ein Gericht diese Pläne genehmigt und das Verfahren
zur Speicherung ist eingeleitet. Die Bundesregierung sagt auf ihrer Webseite, dass man plant, 2027 mit der Einlagerung beginnen zu können.
Geplant ist ein Kostenrahmen von 4,2 Mrd. Euro. Ein Drittel (35%) davon zahlt der Steuerzahler (also unsere Enkel!),
damit der Atomstrom heute so schön billig ist! Mal sehen, wer mehr Verspätungen bzw Mehrkosten generiert, der BER oder Konrad?
Wieso bloß bezeichnen uns Umweltschützer als "Atomklo Deutschlands"?

Wer kennt eigentlich die "Reichswerke Hermann Göring"? In der nahen "Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben" benötigten die Nazis Stahl
und außerdem wollten sie autark werden, schließlich liefen schon die Kriegsvorbereitungen.
Deshalb bekam Salzgitter eine Schlüsselposition in der Eisenerzeugung.



Auch Lagerstätten im südlichen Salzgitterschen Höhenzug wurden erschlossen, wie z.B. Schacht Ida-Bismarck in Liebenburg.



Für den Transport wurde (sogar schon vorher) der Berg durchtunnelt wie für den Schroederstollen.

Nicht vergessen darf man, dass der Harz ja ein altes Gebirge ist, das im Laufe der Zeit kräftig umgemodelt wurde.
Dadurch entstanden Spalten im Gestein. Mineralien, die von der Hitze im Erdinneren verflüssigt waren, konnten aufsteigen und erstarren.
"Ganglagerstätten können in den unterschiedlichsten geologischen Umgebungen auftreten, so etwa in tektonisch beanspruchten Gebieten wie der
Grauwackenzone der Ostalpen, in der Nähe von magmatischen Intrusionen wie beispielsweise im Harz, in vulkanischen Eruptivgesteinen, oder in
archaischen Grünsteingürteln. Hierbei variiert die Mächtigkeit der Gänge zwischen wenigen Millimetern und mehr als 100 Metern.
Im Allgemeinen wird davon ausgegangen, dass sich Ganglagerstätten in Spalten und Störungen bilden, die mineralhaltigen Lösungen oder Gasen
(Fluiden) einen Transportweg oder eine Abscheidungsfalle bieten. Die Herkunft der mineralischen und metallischen Komponenten kann dabei sehr
unterschiedlich sein: sie können direkt aus dem Nebengestein stammen (Lateralsekretion) oder aber aus weit entfernten Quellen wie magmatischen
Schmelzen, Hydrothermalsystemen oder Produkten der Gesteinsumwandlung (Metamorphose)."

   Quelle


Diese Skizze zeigt die Lage der wichtigsten Erzgänge im Harz.



Diese Gänge müssen mühsam von unbrauchbarem (tauben) Gestein getrennt werden.
Und so sieht das Ganze aus. Das Weiße ist Quarz, wird evtl. wieder wertvoll, wenn der Sandmangel sich verschärft.
Das dunkle Gestein enthält hier Blei und Silber (letzteres in niedriger Konzentration).

Das gab im Harz viele Arbeitsplätze, viel Erfahrung und dazu viel Kapital. Um den Bergbau zu unterstützen, gab es in Clausthal schon früh
die "Bergbau-Akademie", heute eine ganze Uni.
Einige Innovationen aus dem Harz sind:

         

Die Fahrkunst: ein Element, hier 2 Drahtseile, fährt abwechselnd abwärts, das andere aufwärts.
Arbeiter standen auf Podesten und wechselten bei Richtungswechsel die Seite. So kam man zum Arbeitsplatz runter.



Das Drahtseil. Es ersetzte die in der feuchten Atmosphäre schnell verschleißenden Hanfseile und ermöglichte die Errichtung von Förderkörben.
Von der Wassersäulenmaschine, die den Druckunterschied zweier Wassersäulen ausnutzte, um Wasserpumpen zu betreiben, hab ich kein Bild.



Ich vermute, dass der Hydrokompressionsturm in Bad Grund daraus entwickelt wurde. Im Turm steigt eine Leitung aus dem höheren Berg auf.



Im Topf oben wird das Wasser mit Luft vermischt und sofort runtergedrückt.
Unten in einem Kessel kommt das Wasser zur Ruhe und die Luft setzt sich oben ab.
Durch die Wassersäule steht sie unter Druck und kann für Pressluftmachinen genutzt werden.

  

Bei der Arbeitstechnik wurden natürlich Sicherheitssysteme nötig. Man sieht links unten den Käfig.
Darin trällerte der nur im Harz gezüchtete Harzer Roller. Wenn beim Abbau Grubengase austraten, sanken diese zum Boden.
Wenn der Vogel schwieg, drohte Gefahr! Diese Sicherheitstechnik wurde weltweit exportiert.



Der andere Teil der Sicherheitstechnik "made in Harz" ist der Einbau von Stützbalken aus Fichtenholz.
Durch ihre Harzgänge brechen die nicht einfach ein, sondern warnen zunächst durch lautes Knacken.
Hier gilt also, wenn es laut wird, droht Gefahr!

          

Die Symbole des Bergbaus.   Die tägliche Ausrüstung des Bermanns.                      Der Harzer Frosch, die Lampe für Untertage.
Außerdem benötigte der Bergbau kräftige Maschinen, deshalb installierte man für Wasserräder das System des Oberharzer Wasserregals.



So sieht die Gesamtbetriebshof eines Berwerkes aus. Jedenfalls die oberirdische Gesteinsaufbereitung.
Das Bild habe ich vom Eingang zum UNESCO-Welterbe Rammelsberg bei Goslar aufgenommen.

Soweit also der kristalline Nordharz. Der Südharz zeigt ein völlig anderes Gesicht:
Hier herrscht Kalk vor und es handelt sich um einen großen Karstbezirk.
Die wichtigsten Karsterscheinungen im Südharz sind:



Der Kyffhäuser mit seinem Denkmal steht im einem großen Gipsrevier. Gips ist für die Bauwirtschaft ein wichtiger Rohstoff.



In der Nähe des Denkmals liegt eine große Höhle.



Sie ist im Gips entstanden. Das Material schuppt bei Feuchtigkeit ab, wie man sehen kann-



Um diese Höhle rankt die Sage, dass Barbarossa hier schläft, "bis Deutschland geeint ist. Sein Bart wächst um einen runden Tisch.
Bis jetzt reicht er zweimal herum, doch wenn er die dritte Runde beendet hat, beginnt das Ende der Welt oder Barbarossa wacht auf und
beginnt seine Herrschaft erneut. Und es heißt, bis dahin werde kein guter Kaiser mehr kommen -
Ausnahme natürlich Kaiser Franz Beckenbauer!
Barbarossas Thron wartet schon auf ihn.                                                     Jetzt muss er nur noch aus Holz zu Fleisch werden!

Zum Südharz gehören drei Tropfsteinhöhlen mit Fotoverbot.
Bei Rübeland (S-A) liegen die Baumannshöhle und die Herrmannshöhle. Normalerweise wechseln sie sich mit der Öffnung ab,
aber laut Homepage ist bis Ostern 2023 die Baumannshöhle geschlossen.



In den Kaltzeiten boten Höhlen Schutz gegen das Wetter. Dabei kämpften Mensch und Höhlenbär um das Wohnrecht.
In der Herrmannshöhle wurden Bärenknochen gefunden
Das Besondere an der Herrmannshöhle sind außerdem die Grottenolme, die man von Kroatien hier ausgesetzt hat.
Bis heute hofft man vergebens auf Nachwuchs.



In einer anderen Höhle bei Scharzfeld entdeckte der Naturforscher Leibnitz Knochen, die er keinem lebenden Tier zuordnen konnte.
Weil er der mächtigen Kirche nicht widersprechen wollte, konstruierte er dieses Einhorn; denn das ist in der Bibel als ausgestorben beschrieben.
Ob ihm bewusst war, was er da für ein Fake-Tier konstruiert hat? Immerhin landete er so nicht auf dem Scheiterhaufen!
Bei Bad Grund gibt es noch die Iberger Tropfsteinhöhle.



Um das Fotoverbot zu umgehen, stelle ich ein Bild von einer Höhle in Sonnenbühl (BW) ein.



Bei Saalfeld gibt es die Feengrotten. Sie sind aus einem stillgelegten Stollen entstanden.
Die Tropfsteine sind aus "Bergbutter" (Diadochit) gebildet, was deutlich schneller ablief als bei Kalk.
Durch eingelagerte Mineralien schimmern sie in unterschiedlichen Farben und sind deshalb vom Guinness-Verlag als
"farbenreichste Schaugrotte der Welt" anerkannt.

 

Das liegt sicher nicht nur an der farbigen Lichtshow, die man installiert hat.



Deutschlands nördlichste Tropfsteinhöhle im Naturpark Weserbergland:
Im Süntel, einem Teil des Weserberglands, bei Hessisch-Oldendorf, wird seit Jahrzehnten Korallenoolith abgebaut.
Dabei entdeckte man 1992 eine Höhle. "Benannt wurde sie nach dem Sinterchronologen Bodo Schillat, welcher bereits 1969 im Bereich
desselben Steinbruchs eine Tropfsteinhöhle im Riesenberg entdeckt hatte. Diese damals entdeckte, rund 1.100 Meter lange Höhle wurde
„Riesenberghöhle“ getauft. Es handelte sich dabei um eine geologisch besonders wertvolle Höhle, die untersucht, dokumentiert,
unter Naturschutz gestellt und zum Schutz vor Beschädigungen wieder verschlossen wurde.
Die Schillat-Höhle ist rund 180 Meter lang und liegt in einer Tiefe von 45 Metern.
Die Hälfte der einst über 400 Meter langen Höhle fiel dem Gesteinsabbau zum Opfer.
Es handelt sich dabei um eine trockengefallene Flusshöhle mit einigen wenigen Tropfsteinen.
Sie wurde zu einer Schauhöhle ausgebaut und im August 2004 für Besucher geöffnet.

    

Dieser Stein ist beim Abbau erhalten geblieben.                       Der Höhleneingang liegt 36 Meter unterhalb der Steinbruchkante.




"Im Innern der Schauhöhle befinden sich neben verschiedenen Tropfsteinformationen zahlreiche Fundstücke, die in Vitrinen präsentiert
werden. Es werden unterschiedliche Gesteinsarten, Mineralien, Tropfsteine, Fossilien der Jurazeit, Sinterperlen und seltene
Kalzitkristalle, sogenannte Korallen, gezeigt. Außerdem beinhaltet die Höhle das Deutsche Archiv für Sinterchronologie.
Eine künstlich geschaffene Verbindungsröhre zwischen zwei Höhlenabschnitten zeigt nachgebildete Höhlenmalereien.
Für die Besucher werden Führungen angeboten.
Dabei wird auch die Riesenberghöhle mit ihren geologischen Schätzen in einer 3D-Dia-Show vorgestellt."
Sie hat sehenswerte Tropfsteine, wird aber nicht für Besuche freigegeben, um das Höhlenklima nicht zu beeinflussen.

Zurück ins Mutterland des Karsts. Dort gibt es die Plitvicer Seen.
Landschaftlich so beeindruckend, dass sie für die Karl-May-Verfilmung landschaftlich angeeignet wurden.




Der Fluss hier durchfließt das kalkige Land und ist deshalb mit Kalk gesättigt. An kleinen Barrieren wie Pflanzen setzt sich der
Kalk ab uns schafft sich so eine kleine Staumauer selbst. Hier ist so eine Sinterterrasse zu sehen.



Das gleiche Prinzip gilt auch für den Fluss Krka.



Apropos Karst in Kroatien. In den Höhlen dieses Landes lebt ein Tier, das für mich ein Beispiel für Anpassungen an Umweltbedingungen
war, der Grottenolm (Proteus anguinus). Dieses Tierchen wird extra in einem Bassin vor einer Höhle gezeigt.
Der Olm lebt in den dunklen Höhlen des Karst und verzichtet deshalb auf schützende Farbstoffe in der Haut.
Einige Exemplare wurden schwarz, als es sie für längere Zeit in mit Tagenslicht beleuchtete Tümpel verschlug.
Weil sie in den Höhlengewässern leben, atmen sie lebenslang über Kiemen, was sonst nur Larven von Amphibien (Kaulquappen)
machen. Sie haben aber eine schwach ausgebildete Lunge. Im Prinzip sind sie ihr Leben lang im Larvenstadium. Sind also
Erwachsene, die ihr Leben lang in der Pubertät bleiben. Sie ernähren sich von dem, was der Fluss ihnen so mitschleppt.
Das in Kroatien "Menschenfischlein" genannte Amphib hat eine Lebenserwartung von 70 bis 100 Jahren.

In der Hermannshöhle in Rübeland (die mit dem Bären) hat man 1932 und später 18 aus Istrien stammende Exemplare ausgesetzt.
Bis heute haben dort allerdings keine Jungtiere überlebt.



Der Olm ist vergleichbar mit dem Axolotl in Mexiko. Ebenfalls eigentlich farblos, aber im ständig beleuchteten Terrarium in
Königslutter verdunkelt. Am "Hals" erkennt man die Kiemen.


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