Karsterscheinungen
Nachdem ich zuletzt im Elm und Westharz zahlreiche Karsterscheinungen
beobachten konnte, macht der Erdkundelehrer jetzt mal eine
Zusammenfassung. Gut durcharbeiten, nächste Woche schreiben wir eine
Klassenarbeit darüber :)

Auch wenn der Name Karst von
diesem kroatischen
Gebirge stammt, gibt es vergleichbare Formen auch bei uns.
Grundvoraussetzung ist eine
Gesteinsschicht - meist im Untergrund - aus leicht wasserlöslichen
Bestandteilen, wie z.B. Kalk oder Gips
- oder unter Niedersachsen
Salzreste eines eingetrockneten Meeresarmes. Darüber können denn auch
festere Gesteine liegen.
Im Elm und in der Asse sind diese
Karsterscheinungen häufig anzutreffen.
Im Westharz hat man den Karstwanderweg angelegt.
Auf diesem 233,2 km langen Weg kann man alles beobachten.

Quelle (Alle zusätzlichen Angaben wegklicken und man kann sehen,
wo im Südharz Karst erwandert werden kann.)
Empfehlung: Von Bahnhof
zu Bahnhof planen!

An
der Oberfläche erfolgt die Erosion direkt und erzeugt solche
Steilabfälle wie hier in Gerolstein.

Auf größeren Massiven wurde gerne eine Burg
errichtet. Wie hier die Burg Regenstein.

Im Untergrund wird das Ganze interessanter! Wie hier z. B.
im Elm. Die löslichen Mineralien (hellblau = Steinsalz) werden von
Wasser in
Verbindung mit Kohlenstoffdioxid (also Kohlensäure)
aufgelöst.
Es entstehen Hohlräume oder ganze Höhlen, die früher mal mit
Grundwasser angefüllt waren.
Diese Tatsache wird ja einigen
Höhlenbesuchern zum Verhängnis, wenn sie durch Starkregen plötzlich
aufgefüllt werden.
Wenn diese Hohlräume groß genug sind, brechen sie
zusammen. Ist die Deckschicht nicht mehr stabil genug, bricht auch sie
ein.
Es entstehen Erdfälle, die der Geologe Doline nennt. Liegen die
Trichter unter dem Grundwasserspiegel, werden sie mit Wasser aufgefüllt.

Diese Dolinen zeigen sich als runder See - meist ohne Abfluss - wie hier
der Dowesee in Braunschweig.
Bitte nicht mit dem vulkanischen Maar
verwechseln!
Höher gelegene Dolinen bleiben trocken. Der Regen fließt in einer
Höhle ab.

Dieser "Bombentrichter" liegt im Elm. Für den Wasserhaushalt der Gegend hat das natürlich Auswirkungen!

Wenn unter einem Flußbett eine Schwächezone liegt, fließt das
Wasser in den Boden ab, wie hier in der Donau.
Hier hat sie noch ihr Wasser.

Und dann gibt es Risse am Grunde des Flusses,

das
Wasser versickert.

Dadurch ist die Donau hier für ein halbes Jahr trocken.

Oder der Fluss endet in einer Doline, sein Wasser verschwindet in
einem Schluckloch (Ponor) und fließt unterirdisch weiter wie hier
die
Wabe im Reitlingstal vom Elm.
Die Erdoberfläche bleibt natürlich in Bewegung und nach
Millionen Jahren Erdgeschichte endet eine Höhle an der Oberfläche.
Was passiert mit dem Höhlenwasser?
Es tritt unter Druck in einem Quelltopf aus und speist einen neuen
Fluss.
Anbei eine
Hitliste der Karstquellen Deutschlands:
Rang |
mittlere Schüttung (l/s) |
Name |
Ort |
Bundesland |
1. |
8590 |
Achtopf
|
Ach |
BW |
2. |
5000
|
Paderquelle
|
Paderborn |
NRW |
3. |
2300
|
Blautopf |
Blaubeuren |
BW |
4. |
2000
|
Rhumequelle |
Rhumspringe |
N-S |
5. |
1500
|
Brunnenmühlquelle
|
Heidenheim
|
BW |
6. |
1500
|
Kuhfluchtquelle
|
Farchant |
By |
7. |
1400
|
Partnachursprung |
Garmisch Partenkirchen | By |
8. |
1270
|
Brenztopf
|
Königsbronn
|
BW |
9. |
927
|
Buchbrunnenquelle
|
Ballmertshofen
|
BW |
10. |
800 |
Almequelle
|
Alme
|
NRW |
11. |
740 |
Lippequelle |
Bad Lippspringe |
NRW |
12. |
704 |
Salzaspring |
Nordhausen |
Th |
13. |
700 |
Spring von Plaue |
Plaue |
Th |
14. |
700 |
Gießbrunnen |
Wolkertshofen |
By |
14. |
680 |
Echazquellen |
Honau |
BW |
16. |
680 |
Schwarze Kocher |
Oberkochen |
BW |
17. |
650 |
Gailachquelle |
Mülheim |
By |
18. |
590 |
Winsener Höhle |
Zwiefalten |
BW |
19. |
570 |
Stempfermühlquelle
|
Gößweinstein
|
By |
20. |
550 |
Petrusquelle
|
Deising
|
By |
21. |
380 |
Mühlenteich |
Förste |
N-S |
22. |
230 |
Lutterquellen |
Königslutter |
N-S |
23. |
230 |
Schunterquelle |
Räbke |
N-S |
24. |
sporadisch |
Teufelsloch |
Osterode |
N-S |
Man kann sehen, dass Baden-Württemberg das Bundesland mit den
meisten Karstquellen ist.

So wie hier in
Blaubeuren. Der Kalk lässt in Verbindung mit Sonne das Wasser in
schönem Blau erstrahlen.

Das Wasser erscheint dennoch klar und man kann weit auf den Grund
blicken.
Nur die eigentliche Quelle liegt so tief, dass man sie nicht
mehr sehen kann.

Schon im Mittelalter nutzten Menschen die Gunst solcher Lagen und
betrieben Mühlen. Das ist natürlich noch klimafreundlich!

Ganz anders sieht dagegen die Achquelle aus. Sie nimmt das Sickerwasser
der Donau auf und hat auch unterirdisch starke Strömung.
Deshalb
bleiben Schwebstoffe und das Wasser sieht schmutzig aus. Durch diese
Verbindung fließt sogar Donauwasser zum Rhein.

In Dreimühlen gibt es eine interessante Variante des Karsts. Der aus einer kleinen Karstquelle austretende Mühlenbach wurde wegen
Straßenbaus mit anderen Flüsschen zusammen gelegt und stürzt in diesem
Wasserfall zu Tal. Der hohe Kalkgehalt führt dazu, dass
Kalk auskristallisiert
und sich der
Boden sehr verbreitert, weil das Moos mit Kalk abgedeckt wird.
So entsteht der wachsende Wasserfall von Dreimühlen.
Noch faszinierender wird es, wenn die Höhlen so weit angehoben
sind, dass sie nicht mehr von Wasser ausgefüllt sind.
Von oben tropft Wasser,
das stark kalkhaltig ist. Etwas Wasser verdunstet. Dabei setzt sich
etwas Kalk ab und die Tropfstelle bildet
einen Tropfstein, der sich
von oben und unten einander annähert. Die Wachstumsgeschwindigkeit hängt
natürlich von den regionalen
Bedingungen ab. Meist wird ein Wachstum
von 8 bis 15 Millimeter pro 100 Jahre angegeben.
Die aufsteigenden
Säulen sind die Stalagmiten, Eselsbrücke: Die Mieten steigen ständig, so
auch die Stalag-miten.
Die herabhängenden Säulen heißen Stalagtiten. Die
Eselsbrücke dazu ist allerdings frauenfeindlich.
Und wenn sich beide
eingeholt haben, nennt man sie Stalagnate.

Aufgabe:
Benennen sie die einzelnen Tropfsteine in dieser Nische in der
Sonnenbühler Tropfsteinhöhle!

In Dargilan (Frankreich) hat man an eine stark tropfende Stelle eine
Blumenvase gestellt, um das Einkalken zu demonstrieren

Ein durchgetrennter Stalagmit zeigt Jahresringe wie ein Baum.

Wenn Menschen einen Zugang zu solch einer Höhle entdecken, kann sich
ihnen solch ein Bild präsentieren.
Meine Fotos stammen aus Sonnenbühl
(BW).

Ich finde diese Bilder immer wieder faszinierend.

Diese Formen regen immer wieder die Phantasie der Menschen an und man
überträgt die Gedanken an die Namen der Gebilde,
wie Wasserfall,
Orgel, Nikolaus usw.

In Aven Armand (Zentral-Frankreich) herrscht in der Höhle eine
Luftströmung. Dadurch fallen die Tropfen nicht senkrecht runter und
ihre Auftropffläche verteilt sich um die Mitte. Dadurch entstehen solche
Stalagmiten, die mich an Baumkuchen erinnern.

Und so sieht es da am Boden aus.

Wenn der Höhlenzugang von außen zu erreichen ist, dient die Höhle
natürlich auch Wildtieren als Unterschlupf.
Wenn sie versterben,
bleiben ihre Knochen erhalten.
In der Bärenhöhle in
Sonnenbühl fand man die Überreste zweier junger Höhlenbären.
Der Name
der Tiere zeigt
an, dass diese Bären sich in Höhlen zurückgezogen haben, wo sie evtl.
starben oder von Menschen getötet
werden, weshalb
Höhlenforscher öfter ihre Knochen in Höhlen gefunden haben.

Deshalb hat
man in Rübeland dem Bären über dem Höhleneingang ein Denkmal erbaut.
Vorsicht, bissig!
Die berühmteste Höhle liegt in Scharzfeld am
Harz.

In dieser Höhle hat 1686 der bekannte Naturforscher Gottfried
Wilhelm Leibniz Knochen gefunden, die er keinem bekannten Tier
zuordnen
konnte. Da die Kirche erklärte, dass Gott die Tiere erschaffen hat,
konnte es keine ausgestorbenen Tiere geben!
Weil er nicht auf dem
Scheiterhaufen landen wollte, puzzelte er die Knochen so, dass sich ein
Phantasietier ergab.
Sein Glück war, dass in der Höhle im Harz auch
das Horn eines Narwals lag (wie auch immer es durch Handel dorthin
gekommen ist?)
In der Bibel steht immerhin, dass das Einhorn
ausgestorben ist. Also rekonstruierte er das Einhorn.

Dieses
Bild aus Wikipedia zeigt das Ergebnis. Der Biologe fragt sich natürlich,
was so ein Schwanz soll. Außerdem haben heutige
Einhörner 4 Beine.
Diese Darstellung wird heute als Werbesymbol der Schauhöhle genutzt.
Heute weiß man, dass es überwiegend aus Knochen des Höhlenbären besteht,
Und dass der Höhlenbär mit dem Neandertaler um die Wohnung konkurrierte.

So
sieht es also in der Einhornhöhle aus. Das war der frühere Eingang.

"Das 81 m
hohe Kyffhäuser-Denkmal wurde 1892 bis 1896 zu Ehren von Kaiser Wilhelm I.
errichtet und ist nach dem
Völkerschlachtdenkmal in Leipzig und dem
Kaiser-Wilhelm-Denkmal an der Porta Westfalica das drittgrößte Denkmal
Deutschlands."
Es steht im Kyffhäuser Gebirgszug im Südharz.

1865
entdeckten Arbeiter im Kupferschieferbergbau, dass im Berg eine Höhle
liegt.
Diese Höhle entstand in Anhydrit, einem Gipsgestein.

Anhydrit
bildet keine Tropfsteine, sondern schuppt ab, wenn er feucht wird.

Um diese
Hähle rankt die Sage, dass Barbarossa hier schläft, "bis Deutschland
geeint ist. Sein Bart wächst um einen runden Tisch.
Bis jetzt reicht
er zweimal herum, doch wenn er die dritte Runde beendet hat, beginnt das
Ende der Welt oder Barbarossa wacht auf und
beginnt seine Herrschaft
erneut. Und es heißt, bis dahin werde kein guter Kaiser mehr kommen -
Ausnahme natürlich Kaiser Franz Beckenbauer!
Barbarossas Thron
wartet schon auf ihn.
Jetzt muss er nur noch aus Holz zu Fleisch werden!

Deutschlands nördlichste Tropfsteinhöhle im Naturpark Weserbergland:
Im Süntel,
einem Teil des Weserberglands, bei Hessisch-Oldendorf, wird seit Jahrzehnten Korallenoolith abgebaut.
Dabei entdeckte man 1992 eine Höhle. "Benannt
wurde sie nach dem Sinterchronologen Bodo Schillat, welcher bereits 1969
im Bereich
desselben Steinbruchs eine Tropfsteinhöhle im Riesenberg
entdeckt hatte. Diese damals entdeckte, rund 1.100 Meter lange Höhle
wurde
„Riesenberghöhle“ getauft. Es handelte sich dabei um eine
geologisch besonders wertvolle Höhle, die untersucht, dokumentiert,
unter Naturschutz gestellt und zum Schutz vor Beschädigungen wieder
verschlossen wurde.
Die Schillat-Höhle ist rund 180
Meter lang und liegt in einer Tiefe von 45 Metern.
Die Hälfte der einst
über 400 Meter langen Höhle fiel dem Gesteinsabbau zum Opfer.
Es handelt
sich dabei um eine trockengefallene Flusshöhle mit einigen wenigen Tropfsteinen.
Sie wurde zu einer Schauhöhle
ausgebaut und im August 2004 für Besucher geöffnet.
Dieser Stein ist beim Abbau erhalten geblieben.
Der Höhleneingang liegt 36 Meter unterhalb der Steinbruchkante.
"Im Innern der Schauhöhle befinden
sich neben verschiedenen Tropfsteinformationen zahlreiche Fundstücke,
die in Vitrinen präsentiert
werden. Es werden unterschiedliche
Gesteinsarten, Mineralien, Tropfsteine, Fossilien der Jurazeit,
Sinterperlen und seltene
Kalzitkristalle, sogenannte Korallen, gezeigt.
Außerdem beinhaltet die Höhle das Deutsche Archiv für Sinterchronologie.
Eine künstlich geschaffene Verbindungsröhre zwischen zwei
Höhlenabschnitten zeigt nachgebildete Höhlenmalereien.
Für die Besucher
werden Führungen angeboten.
Dabei wird auch die Riesenberghöhle
mit ihren geologischen Schätzen in einer 3D-Dia-Show vorgestellt."
Sie hat sehenswerte Tropfsteine, wird aber nicht für Besuche
freigegeben, um das Höhlenklima nicht zu beeinflussen.
Zurück ins Mutterland des Karsts. Dort gibt es die Plitvicer Seen.
Landschaftlich so beeindruckend, dass sie für die
Karl-May-Verfilmung landschaftlich angeeignet wurden.

Der Fluss
hier durchfließt das kalkige Land und ist deshalb mit Kalk gesättigt. An
kleinen Barrieren wie Pflanzen setzt sich der
Kalk ab uns schafft
sich so eine kleine Staumauer selbst. Hier ist so eine Sinterterrasse zu
sehen.

Das
gleiche Prinzip gilt auch für den Fluss Krka.

Apropos Karst
in Kroatien. In den Höhlen dieses Landes lebt ein Tier, das für mich ein
Beispiel für Anpassungen an Umweltbedingungen
war, der Grottenolm
(Proteus anguinus). Dieses Tierchen wird extra in einem Bassin vor einer
Höhle gezeigt.
Der Olm lebt in den dunklen Höhlen des Karst und
verzichtet deshalb auf schützende Farbstoffe in der Haut.
Einige
Exemplare wurden schwarz, als es sie für längere Zeit in mit Tagenslicht
beleuchtete Tümpel verschlug.
Weil sie in den Höhlengewässern leben,
atmen sie lebenslang über Kiemen, was sonst nur Larven von Amphibien
(Kaulquappen)
machen. Sie haben aber eine schwach ausgebildete Lunge.
Im Prinzip sind sie ihr Leben lang im Larvenstadium. Sind also
Erwachsene, die ihr Leben lang in der Pubertät bleiben. Sie ernähren
sich von dem, was der Fluss ihnen so mitschleppt.
Das in Kroatien
"Menschenfischlein" genannte Amphib hat eine Lebenserwartung von 70 bis
100 Jahren.
In der Hermannshöhle in Rübeland (die mit dem Bären)
hat man 1932 und später 18 aus Istrien stammende Exemplare ausgesetzt.
Bis heute haben dort allerdings keine Jungtiere überlebt.

Der Olm ist
vergleichbar mit dem Axolotl in Mexiko. Ebenfalls eigentlich farblos,
aber im ständig beleuchteten Terrarium in
Königslutter verdunkelt.
Am "Hals" erkennt man die Kiemen.
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