Den Braunschweigern
auf die Nüsse gehen

Und damit ist
nicht die Pimpernuss aus dem Botanischen Garten gemeint, sondern ein
Bergzug im Osten der Stadt,
gleich hinter dem Franzschen Feld.
Diesen
Namen spendete der Bauer Franz aus Riddagshausen, der das Feld Anfang
des 19. Jahrhunderts bewirtschaftete.

Im
Franzschen Feld steht das Konrad-Koch-Stadion, das zu Ehren des Lehrers
benannt wurde, der den Fußball an seiner Schule,
dem
Martino-Katharineum in Braunschweig, einführte.

Wen wunderts also, dass die Kirche davor einen Fussballer-Namen
trägt. Aber hat Loddar mal bei den Kiez-Kickern gespielt?

Das also
ist der Nußberg, den ich nun bezwinge. Die etwa 20 m Höhenunterschied
sind machbar!

Aber was ist
das? Kaum hat man sich von den Strapazen der Bezwingung erholt, da
geht es wieder runter in eine Kuhle?
Mit Holz links eingezäunt ist ein
kleiner Schurf. Und daneben steht eine Erklärtafel, von der folgende
Skizze stammt.

Kleiner Exkurs in die Geologie Braunschweigs:
Unter der Erdoberfläche, die von den Eiszeitgletschern aufgeworfen
wurde, liegen Schichten
von Gesteinen, die vor 240 Mio Jahren in
einem Meer abgelagert wurden, in Braunschweig sind es Sandstein und kaum Kalk.
Strandnah, also hier am heutigen Nußberg, sammelten sich in
einem warmen Meer um einen Kondensationskern aus den Küstengewässern
durch das Meerwasser Karbonate, die
durch den Wellengang kugelförmig geschliffen wurden und als "Ooide" Ähnlichkeiten mit
Fischrogen haben.
Eisen lagerte sich ein und gab dem Ganzen den
roten Farbton. Darunter liegen in ganz Niedersachsen dicke Schichten
von Salz,
das aus einem verdunsteten Meeresarm stammt.

In
Braunschweig gab es massive Störungen in den Untergrundschichten, was im
Dowesee zur Salzlösung durch Grundwasser mit späterem
Einsturz des
Seebeckens führte.
Hier im Nußberg dagegen wurde das Salz plastisch und stieg
(etwa unter dem Franzschen Feld, abgedeckt von einer Gipsschicht) auf,
wodurch es die darüber liegenden Schichten fast senkrecht aufbog.
So kamen der
Sandstein und auch der Rogenstein an
die Oberfläche, was der wirtschaftende Mensch natürlich ausnutzte und
den begehrten
Baustoff Rogenstein abbaute. Ein Herr Nottberg pachtete 1279 den
Berg als Steinbruch, der entsprechend Nussberg genannt wurde.
Man
kann also jetzt im Herbst dort nicht seinen Nussvorrat aufstocken!

Da heute der
begehrte Rogenstein ausgebeutet ist,
Immerhin gibt es dazwischen auch noch einige Rogensteine.
wurde hier
ein kleiner Schurf geschaffen, der den
Braunschweigern einen Eindruck von
der Lagerung vermitteln soll.
Macht man mal einen Abstecher in die historischen Bezirke
Braunschweigs, kommt man am Burgbezirk nicht vorbei.
Der bekannteste
Braunschweiger, Heinrich der Löwe, ließ die Burg, die der Sage nach von
Dankward, dem Bruder des für "Brunesguik"
namensgebenden Fürsten
Bruno gegründet wurde, überarbeiten und den Dom erbauen. Damit die
Burgbewohner geschützt in den Dom
gehen können, ist der überdachte
Zugang (rechts) gebaut. (Im Hintergrund schimmert das Rathaus durch)

Ein Blick auf das Mauerwerk bei Burg und Dom ergibt einen
verdächtigen rötlichen Ton in den Steinen.

Wer
aufmerksam ist, entdeckt auch diese Kanonenkugel.
Darunter ist ein Datum eingraviert, das für Braunschweig keiner
bekannten
kriegerischen Auseinandersetzumg
zugeordnet werden kann. Daher tippt man auf einen
regionalen Konflikt mit Wolfenbüttlern.

Im Dom vor
dem Altar liegen die Grabplatten von Heinrich dem Löwen und seiner Frau
Mathilde, der Tochter des englischen Königs
Heinrich II.
Plantagenêt, die er auf Betreiben Barbarossas heiratete, um einen
Konflikt mit England zu beenden.
In der Krypta unter den Grabplatten
stehen die Särge des Paares.

Im Dom steht u.a. der siebenarmige
Leuchter.
Die Burg beherbergt heute ein städtisches Museum.
Hier ist u.a. der braunschweiger Löwe geschützt untergebracht.
Auf dem Burgplatz steht nur eine Kopie.

Wenn man die
oben angesprochenen roten Steine näher untersucht, entdeckt man kugelige Strukturen.
Neben Elm-Kalksteinen wurde also auch der Rogenstein verwendet.

Besser
lässt sich das an der Magni-Kirche beobachten. Die Weiheurkunde dieser
Kirche von 1031 ist ja der erste schriftliche Beleg
für die Stadt
"Brunesguik". Also noch 9 Jahre bis zum Tausendjährigen!

Die
Seitenfenster der Magnikirche.

Die
Seitenfenster von der Rückseite aus gesehen.

So sehen
einige Säulen im Inneren aus.

Und ähnlich die
Eckvorsprünge draußen. Im Gegensatz zum Burgbezirk scheint hier die Lage
günstiger gewesen zu sein.
Denn der saure Regen und die städtischen
Abgase haben die Steine weniger angegriffen, die Ähnlichkeit zu
Fischrogen ist nachvollziehbar.

Wer sich
Rogenstein noch nicht vorstellen konnte, kann sich jetzt ein Bild
machen.

Auch in
weiteren Braunschweiger Bauwerken kann man solche Steine entdecken. So
weit, so angenehm, aber......

Im Nussberg
findet man auch solche Mauerreste. Die Nazis haben sich dieses Gebietes
ermächtigt.

Hitler ließ
am 18.10.1931 einen Aufmarsch mit etwa 100 000 Teilnehmern vor dem
Schloss Braunschweig organisieren.
Auf dem Franzschen Feld führte er
eine Weihe von 24 Standarten des Reichsgebietes mit der "Blutfahne"
(diese Fahne hatte er bei dem Putschversuch 1923 dabei) durch. 1934
wurde daraufhin diese Rednerkanzel erbaut.

Das war also
das Rednerpodest.

Und hier
sollten die Massen an den Lippen des Redners hängen.

Der
Sicherheit sollte dieser Bunker für die Parteileitung dienen.

Auch für die
Polizeiführung gab es einen Bunker.

Schornsteine
oder so etwas?

Auch ein
Beobachtungsbunker wurde errichtet.

Aber bei
diesem Herbstwetter gibt es nicht viel zu sehen.

Die Kuhle,
die durch den Abbau des Rogensteins entstand, bekam eine Sonderfunktion
zugedacht.
Die Nazis wollten den germanischen Kult beleben und haben
dafür u.a. den Sachsenhain in Verden erschaffen.
In Braunschweig
sollte im Nußberg eine Thingstätte entstehen. Dafür gab es zwar kein
Vorbild aus germanischer Zeit, aber das stört doch nicht!
Die Anlage
sollte etwa 100 m Durchmesser haben und 15 000 Zuschauer fassen.
Die
Einweihung fand am 18.08.1935 mit 3000 Mitwirkenden statt.

Auf beiden
Seiten führen diese Treppen zum "Thingplatz" runter.

Heute ist
der Platz durch Wald besetzt.

Auf der anderen Seite vom Nußberg
gibt es eine "Sperrzone", die auf keinen Fall betreten werden darf.

An einigen
Stellen erkennt man Mauerreste. Ansonsten ist dieser Hügel von Stollen
durchsetzt, die 10 000 Menschen vor Bombenangriffen
schützen
sollten. 1944 planten erfahrene Bergleute aus Salzgitter diese Anlage.
Für die Arbeiten wurden aber auch Kriegsgefangene und
Häftlinge
eingesetzt. 600 Meter wurden fertiggestellt.
Weil in den 60er Jahren
die Decke teilweise einbrach, wurde diese Anlage als Refugium für
Fledermäuse eingeschränkt.
So hat das Ganze also auch heute noch eine
gute Seite.

Da
ist der Bunker in der Kralenriede doch standhafter.

Irgendwo
hier soll eine Adolf-Hitler-Eiche gepflanzt worden sein.
Aber in
Braunschweig ist kein guter Nährboden für solche Nazi-Kultobjekte, die Eiche
und spätere Nachfolger gingen ein.

Im Nussberg
steht allerdings auch ein weniger beängstigendes Denkmal. Elias
Olfermann übernahm nach dem Tod des
"Schwarzen Herzogs" die
Truppen in Waterloo.
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