Salz wedelt um den Baumkuchen?


Letztes Jahr habe ich die drei altmärkischen Hansestädte Gardelegen,  Stendal und Tangermünde besucht.
Da liegt es auf der Hand, auch den wohl bekanntesten Ort dieser Gemeinschaft Salzwedel anzufahren, zumal es sich um die Geburtsstadt meiner Großmutter
(väterlicherseits) handelt. Da ich im April 2017 schon einmal hier war, kann ich im Bedarfsfall auf Bilder aus dieser Zeit zurückgreifen.
Wenn die Vegetation nicht passt, kann es also daran liegen!

"Nach der letzten Eiszeit, die etwa vor 14.000 Jahren endete, befand sich noch zwischen Salzwedel und Wustrow im Wendland ein See.
Seit dem Jahr 800 wird eine Siedlung an der Stelle der heutigen Stadt in Nachbarschaft der Burg Salzwedel vermutet.
Der alte Name Soltwidele weist auf eine Furt durch die Jeetze an der alten Salzstraße (aus Lüneburg) hin.
Im Jahr 1112 wird die Burg bei Salzwedel zum ersten Mal urkundlich erwähnt.
Salzwedel führt seine Stadtgründung auf die Markgrafenbrüder Johann I. und Otto III. zurück, die zeitweilig auf der Burg Salzwedel lebten;
die erste Bezeichnung als Stadt datiert aus dem Jahre 1233. Ab 1247 entstand unmittelbar nordöstlich der Altstadt die Neustadt als planmäßige Gründung und eigenständige Stadt.
Beide Städte lagen innerhalb der Stadtmauer. Erst im Jahr 1713 wurden Altstadt und Neustadt vereinigt." (Wikipedia)
"Salzwedel wird in einer Urkunde von 28.05.1233 für die Gewandschneidergilde (Vereinigung der Tuchhändler) erstmals als „civitas“ (Stadt im vollen Rechtssinn) bezeichnet.
Der Tuchhandel ist im Mittelalter einer der bedeutendsten Handelsbereiche beider Städte Salzwedel.
Weitere Waren, mit denen Salzwedeler Kaufleute handelten: Honig, Wachs, Bier, Wolle, Butter, Holz, Häute, Waid, Kupfer, Zinn, Blei, Stahl, Eisen, Wein und Getreide.
02.01.1248: Herzog Albrecht von Sachsen-Lauenburg, Engern und Westfalen legt die Zollabgaben für den Handel auf den Straßen zwischen Salzwedel und Hamburg
sowie Lübeck und Salzwedel fest. Es berührten 3 wichtige Handelsstraßen Salzwedel: die Straße Lüneburg-Salzwedel-Gardelegen-Magdeburg,
die Straße Lüneburg-Salzwedel-Stendal und die Straße Braunschweig-Salzwedel.
17.06.1263 Der Rat der Stadt Lübeck teilt seinem Ältermann auf Gotland mit, daß er die Bürger von Salzwedel in die Genossenschaft in der Stadt Wisby aufgenommen hat.
Dieses Datum gilt als Zeitpunkt für die Aufnahme Salzwedels in die Hanse.
1518 Salzwedel verliert die Mitgliedschaft in der Hanse, die genaueren Umstände sind aber unklar.
Gründe könnten Bestrebungen des Landesherrn, eine schwindende Bedeutung Salzwedels als Handelszentrum (besonders im Tuchhandel) und geringe Beteiligung an
hansischen Aktivitäten gewesen sein. (oder hat es etwas mit dem in Tangermünde erwähnten Biersteuerstreit zu tun?)
1554/55 Bitten Salzwedels um Wiederaufnahme in die Hanse werden abgelehnt
24.02.2008 Im Rahmen einer Bürgeranhörung stimmten 87,08% für die Wiederaufnahme des Namenzusatzes "Hansestadt" Salzwedel.
01.04.2008 Salzwedel nennt sich offiziell "Hansestadt Salzwedel". Salzwedel ist dem altmärkischen Hansebund beigetreten." Quelle



Wenn man eine mittelalterliche Stadt betritt, fallen einem natürlich sofort die Bauwerke der mittelalterlichen Befestigung auf.
Hier ist es das Neuperver Tor, das  um 1460/1470 erbaut wurde. Links ist die Stadtmauer noch erhalten.



Von innen sieht das Tor viel freundlicher aus.



Auch das Steintor blieb erhalten. Es ist von 1530 und damit das jüngste Tor der Neustadt.



Der Karlsturm steht heute alleine da, er gehörte aber auch mit zum Schutzsystem.
Er war im 14. Jahrhundert Vortor des  (nicht mehr bestehenden) Altperver Tores.



An mehreren Orten Salzwedels trifft man auf Reste der alten Stadtmauer.



In Salzwedel sind noch etwa 1800 Meter der Stadtmauer erhalten. Hier ist nur der Wehrturm nicht mehr vollständig



Die Bedeutung der Burg hab ich ja schon hervorgehoben.
"Die ursprünglich ringförmige Burganlage mit einem Gesamtdurchmesser von etwa 220 Meter war innerhalb der Stadt nochmals durch Wassergräben und Mauern geschützt.
Im Burggarten hat sich nur noch der 24 m hohe Bergfried aus dem Ende des 12. Jahrhunderts erhalten.



Das ist ein Rest der St.-Annen-Kapelle.



Dafür wurde hier 1923 eine Gedenkhalle für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges errichtet.



Am Eingang zum Burggarten steht der Puparschbrunnen. Er soll die Anwohner früher auf die Reinhaltung des Wassers hingewiesen haben.

      

Das ist also der Namensgeber.                                                Und das seine Aufgabe. Soweit zum Thema Reinheitsgebot. Fisch im Bier okay, aber Kot nein danke!



Mit seinen beiden Flüsschen (hier die Jeetze), die durch Salzwedel fließen, kommen schon Assoziationen zu Klein Venedig in Wolfenbüttel.



Ich erspare mir einen Scherz zum Namen des zweiten Flüsschen, der Dumme (altdeutsch für Eiche), die hinter der Altstadt in die Jeetze mündet.



In der Neuperver Straße kann man sehen, dass seit der Wende noch ein Restaurationsstau verblieben ist.



Die Nachbarschaft zeigt, wie das Stadtbild noch verbessert werden kann.
Und damit komme ich zur Vorstellung einiger Gebäude aus Salzwedel.



Die Löwenapotheke wurde 1567 gegründet



Etwas jünger ist die Apotheke der Neustadt, die seit 1635 besteht.



"Im 12. Jahrhundert war die Hansestadt Salzwedel eine landesherrliche Münzstätte. Die Stadt erwarb im Jahr 1314 das Münzrecht und stellte in einem
Vorgängerbau des Gebäudes unter anderem Vinkenaugen und Hohlpfennige (Kleinst-Münzen) her.
In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts entstand der spätgotische Backsteinbau. Der genaue Zeitpunkt der Errichtung ist nicht bekannt,
da die Akten 1895 beim Rathausbrand vernichtet wurden. Im Zuge des Bierstreits verlor die Stadt im Jahr 1488 das Münzrecht."



Das Rathaus für die Altstadt wurde im 16. Jahrhundert erbaut. Heute ist es Sitz des Amtsgerichts.



So sieht die Front aus.



Zur Blütezeit der Hanse gehört dieses Handelshaus von 1586



Wie in Braunschweig das Haus zur Hanse war auch in Salzwedel der Hansehof ein Anlaufpunkt für Handelsreisende.
Nach der Wende wurde er komplett saniert und wird heute wieder als Pension genutzt.



Das ehemalige Neustadt-Rathaus wird heute nach der Zerstörung durch einen Brand 1895 von einem Hotel genutzt.
Der 25 m hohe Turm überstand den Brand und kann heute von der Tourist-Info (um die Ecke) aus erklommen werden.



In diesem Gebäude kam am 12. 02.1814 Johanna Bertha Julie Jenny von Westphalen auf die Welt.
Die Leistung dieser Frau bestand darin, dass sie am 19.06.1843 ja sagte und zwar zu einem gewissen Karl Marx, mit dem sie politisch auf einer Linie lag.
Ich habe herausgefunden, dass aus dieser Verbindung 3 Kinder hervorgingen.
Zugegebenermaßen litt Jenny auch unter den Verfolgungen, die sie und ihren Mann betrafen.



In diesem Haus lebte Friedrich Ludwig Jahn, während er von 1791 bis 1794 das Gymnasium in Salzwedel besuchte.
Später wurde er als Turnvater Jahn bekannt.

Natürlich hat Salzwedel auch einige Kirchen, die die DDR überstanden haben:



Die Katharinenkirche ist mit der Stadtgründung 1427 verbunden.
Durch ihr hohes Alter sind die Wände nicht immer senkrecht geblieben, aber sie halten noch.



Im Altarraum steht wieder der gotische Einhornaltar. Er musste vorübergehend evakuiert werden, weil notwendige Sanierungen anstanden.



Mithilfe der Einhornlegende, dass ein Einhorn nur im Schoß einer Jungfrau gezähmt werden kann, wird in diesem Altar die Weihnachtsgeschichte wiedergegeben.



Und das ist also die Zähmung des einzigen Tieres, das laut Bibel ausgestorben sein darf.



Ein Seiten-Altar der Kirche.



Die katholische Lorenzkirche aus der Mitte des 13. Jahrhunderts verlor nach der Reformation im Norden natürlich an Bedeutung und wurde als Lagerraum umgewidmet..
Erst in der "Franzosenzeit" ab 1717 wurde ihre religiöse Funktion wieder aufgenoimmen.



Die größte Kirche der Stadt, die Marienkirche, ist mit ihrem leicht gekrümmten 80-Meter-Turm ein Wahrzeichen der Stadt.
Nach einigen Vorgängerbauten wurde ab Mitte des 14. Jahrhunderts die Kirche zu einer fünfschiffigen Basilika im gotischen Stil umgebaut.



Die Orgel "stammt von Joachim Wagner, der beim Bau der Orgel für die Marienkirche am 24. Mai 1749 in Salzwedel starb."



Dieser aus Holz geschnitzte Altar von 1510 füllt mit seinen 8 Metern Breite fast den gesamten Altarraum aus und ist der größte Schnitzaltar der gesamten Altmark.



Die Mönchskirche aus der Mitte des 13. Jahrhunderts wird schon seit 1986 als Konzert- und Veranstaltungshalle genutzt.



In seiner Nähe befindet sich das heutige Rathaus von Salzwedel.



Vor der Mönchskirche steht die von Hans Molzberger errichtete Gottesanbeterin. Sie entstand im Rahmen der Expo 2000 in Hannover.
Es ist jedenfalls die wohl einzige Gottesanbeterin mit Solarzellen auf dem Kopf.



Dieses Haus aus dem 16. Jahrhundert hat ein imposantes Eingangstor. Man schreitet zwischen Adam und Eva ein.



Der 44 Meter hohe Wasserturm diente zwischen 1903 und 1981 zur Erhöhung des Wasserdrucks aus der öffentlichen Leitung.



"Salzwedeler Baumkuchen" besitzt seit 2010 das EU-Gütezeichen "geschützte geografische Angabe" (g.g.A).
Damit wird die historisch gewachsene Kunst der Baumkucherzeugung gesetzlich auf Salzwedel festgelegt".
Auch wir bekamen vor der Wende von Angehörigen meiner Oma Weihnachtspäckchen aus Salzwedel. Darin war natürlich auch Baumkuchen und Dresdner Stollen.



Heute scheinte die Baumkuchenerstellung großteils in Händen dieser Bäckerei zu sein, auch wenn es einige kleinere Konkurrenten gibt.



Im Sommer kann man hier direkt der manuellen Fertigung von Baumkuchen zusehen. Und natürlich auch im Cafe das Produkt testen.

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