Huy - ein Huy-gel mit Gehalt
Der Huy
(sprich: Hü), die Asse, der Elm, der Harly (Vienenburg) und der
Fallstein (Hornburg) sind die Nichten/Neffen des
Brockens! Wie das?
Vor etwa 300 Mio. Jahren bildete sich aus dem
abkühlenden Erdmantel eine Granitschicht unter Ostfalen. Sie liegt heute
noch im Nordharz in 6
km Tiefe vor.
Hier steht auch heute noch in 6 km Tiefe Granit an, darüber liegen Schichten aus
Ablagerungen des Ozeans vor.
Nur am Brocken, am Ramberg (Bodetal) und
an der Rosstrappe hat sich
vor 85 Mio. Jahren etwas Schwerwiegendes als Folge der
Plattentektonik getan:
Die Granitschicht zerbrach damals und an dieser Störung
stieg das Land auf.
Die 6 km Deckschicht wurde angehoben und Wind und Wetter verwitterten die Steine, so dass sie als Sand abgetragen wurden.
Daher hat das Elbsandsteingebirge also sein Material. Und der
Nordharz besteht aus völlig anderem Material als der Hochharz.
Das Ergebnis ist der heutige
Brocken.
Der Brockengranit in typischer "Wollsackverwitterung".
Parallel
enstand die
Rosstrappe. Wer schafft den Sprung mit einem Pferd?
Gleichzeitig schob
sich das Brockenplateau langsam nach Norden, wie man an der Harzer
Nordrandstörung gut beobachten kann.
Die
vorhandenen Gesteinsschichten wurden wie von einer Planierraupe
zusammengeschoben und teilweise senkrecht gestellt wie z.B. in der "Teufelsmauer".
Dadurch wurde auf die
Salzvorkommen im Untergrund ein enormer Druck ausgeübt, das Salz wurde
plastisch und stieg auf.
Die kalkhaltigen Deckschichten wurden aufgebogen und
sind heute als o.a. Höhenzüge erkennbar.
Wer sich in
der Gegend nicht so auskennt, der kann sich an diesem Kartenausschnitt
orientieren, die ich der Broschüre "Die klassischen Quadratmeilen der
Geologie"
vom Geopark entnommen habe. Nicht zu übersehen ist der Elm,
die Asse ist durch Nummer 51 gekennzeichnet, Der Fallstein durch Nr. 71
und der Huy Nr 67 und 68,
den Harly markiert die 45.
Man erkennt,
dass die Höhenzüge um eine Mulde, das subherzyne Becken angeordnet sind.
Hier liegt auch Heeseberg (Nr. 60), auf das ich später zurück komme.
Die
Salzvorkommen ließen sich ohne großen Aufwand abbauen wie hier in der
Asse.
Aber hier im Huy gibt es einige nennenswerte Besonderheiten.
Die
Westerburg hab ich ja schon beschrieben.
Wie kann es sein,
dass 1300 Bewohner von Hessen bis zur Wiedervereinigung in der DDR
wohnten?
Bei Osterwieck gibt es einen Ort namens Hessen. "Unsicher
ist, ob der ostfälische Stammesführer Hessi, der sich der Überlieferung
nach 775 bei Ohrum Karl dem Großen
unterwarf und taufen ließ,
unmittelbar mit dem Ort in Verbindung steht. Dafür spricht, dass Karl
der Große Hessi 782 zum Grafen im Harzgau einsetzte und 804 das nahe
Osterwieck
zum Missionszentrum erhob."
Dieser Findling
weist im Zonengrenz-Mahnmal auf die Wende hin. Hier wurde also 3 Tage
nach der Wende geöffnet.
Der Grenzpfahl blieb auch erhalten.
Ansonsten ist
noch der Wachturm vorhanden, wenn auch in schlechtem Zustand.
Hier zog sich
also der Todesstreifen hin.
Auf einer
Gedenktafel gibt es zwei Fotos aus dieser Zeit.
Man sieht, vor
der Grenze war der Westen offen.
Im Knick am
Grenzzaun gibt es rechts unten eine Lücke.
Diese Lücke soll
von der DDR bewusst gelassen sein, um Spione in den Westen einschleusen
zu können. Mir fehlt die Fantasie, daran zu glauben!
So jetzt bin
ich aber wirklich im Huy angekommen und zwar in Huy-Neinstedt. Man sieht, dass
das Kalisalz bis unter die Oberfläche aufgestiegen ist.
Na klar! Im
Ortsteil Wilhelmshall gab es einen Kalischacht.
Diese Häuser sind Überreste des Kali-Abbaus. Für mich ist allerdings
der hier startende geologische Wanderweg interessanter.
Nicht nur wegen solcher Wegweiser!
Man erblickt
während der Wanderung zahlreiche ehemalige Steinbrüche. Hier wurde also früher das
Baumaterial u.a. für Schloss Röderhof (siehe hinten) gewonnen.
Weil
Kalk schnell brökkelig wird, wenn er ungeschützt dem Wetter ausgesetzt
ist, hat man hier ein schützendes Dach errichtet.
Denn hier gibt
es eine Besonderheit: Die oberen Steine sehen so ungewöhnlich rund aus.
Es handelt sich
um Stromatolithen, die hier freigelegt wurden. Sie erhielten ihren Namen
(griechisch; "Deckensteine") 1908 von Ernst Kalkowsky,
der sie hier
in der Gegend vorfand und erstmals beschrieb. Sie bilden hier die
Abdeckung des Steinbruchs.
Stromatolithen sind Gebilde, die von
urtümlichen, wasserlebenden Bakterien gebildet wurden, indem sie einen Stein
mit einer Schleimschicht bewachsen.
An diesem Schleim bleiben
Schwebstoffe kleben und vergrößern so in langsamer Schichtung den Stein.
Das vorhandene Kohlenstoffdioxid sorgte für Bindung vor allem
von Kalk, der
sich im Schleim verfing. Wegen der Wellenbewegung im Meer sind die Deckschichten pilzförmig
ausgeprägt.
Diese Bakterien gehören wohl zu den ältesten Lebewesen, die
die Erde seit dem Präkambrium (vor etwa 4 Mia. Jahren) bevölkert haben.
Da sie eine Form der Photosynthese betreiben
konnten, haben sie wohl die Ur-Atmosphäre verändert, indem sie das
massenhaft vorhandene CO2
verbrauchten
und Sauerstoff freisetzten. Jedenfalls wurde in ihnen
Eisenoxid nachgewiesen, zu dessen Bildung Sauerstoff in heutiger Form
von O2
benötigt wird.
Ohne sie hätte sich kein Leben in der heutigen Form
bilden können! Stromatolithen sind jedenfalls die ältesten je gefundenen
Fossilien.
Das meinte ich
mit pilzförmig. Das haben die nicht bei den Beatles abgeguckt, sondern
ist natürlich entstanden.
Man erkennt den schichtenweise aufgebauten Stromatolithen.
An
Australiens Westküste gibt es heute noch Gebiete, in denen
Stromatolithen entstehen.
Der hohe Salzgehalt hier verhindert das
Auftreten von Fressfeinden, die es im Präkambrium noch nicht gab.
Leider kann ich nicht mal eben für ein Foto
nach Australíen fliegen, aber Wikipedia erledigte das für mich.
Bei einem
anderen Steinbruch entdeckten die Arbeiter eine weitere Besonderheit.
Auch hier wurde ein Witterungsschutz errichtet.
Ein Vertiefung
mit einer Mulde. Die Wand ist relativ glatt, was hier durch Verputzen
übertrieben dargestellt ist.
Es handelt sich
um einen Gletschertopf. Er wurde wohl in der vorletzten Kaltzeit
(Saale), als auch das Harzvorland unter den skandinavischen
Gletschermassen lag, gebildet.
Das Schmelzwasser unter dem Gletscher
strömte schnell aus und Strudel gruben sich in den Erdboden ein.
In Anderbeck hat
ein Verein die Windmühle gekauft und restauriert.
Auch das Backhaus
hat man wieder errichtet.
"Karl Friedrich
von dem Knesebeck hatte am 1. Januar 1822 zur Anerkennung seiner
Verdienste im Krieg gegen Napoleon die Huysburg und das Rittergut
Röderhof mit
528 ha Fläche vom preußischen König Friedrich Wilhelm
III erhalten."
Auf dem Rittergut ließ er ein Schlösschen errichten.
Vom Parkplatz aus
sieht man zuerst die Rückseite.
Der Eingang mit
der Kapelle.
Da man die Anlage
nicht betreten darf, ein Anblick über den Zaun.
Oder durch das
Gitter vom Tor.
Links neben der
Kapelle wurde der Kreuzgang vom verfallenden Kloster angebaut.
In der Mauer
sieht man einigen Steinen den Kalkstein an. Die Steinbrüche in der
Umgebung dürften hier eingebaut sein.
Das Kloster
Huysburg ist seit 1084 durch eine Urkunde belegt.
"Die Bauernunruhen
1525 und der Schmalkaldische Krieg 1547 bereiteten dem Kloster
wirtschaftliche Schwierigkeiten.
Die militärischen Invasionen im
halberstädtischen Land zwischen 1626 und 1648 schädigten das Kloster und
die Klosterherrschaft schwer.
Erst nach 1677 kam durch Abt Nikolaus
von Zitzewitz das Kloster wieder zu neuem Wohlstand und einer weiteren
Ausdehnung seines Besitzes.
Dieser war im Lande sehr verstreut. Die
Haupthöfe Röderhof und Eilenstedt wurden von mönchischen Provisoren
geleitet.
1804 wurde das Kloster aufgehoben und zur staatlichen
Domäne umgewandelt"
Durch dieses Tor
kann man die Anlage betreten.
Das Tagungs- und
Gästehaus wurde nach dem ersten Abt Ekkehard-Haus benannt.
Die Klosterkirche
St. Maria besteht seit 1121.
Die Orgel von 1760
"In der Westapsis
steht eine frühbarocke Sandsteintaufe in Kelchform.
Der Altar, gesäumt von zwei Seitenaltären.
Ihre Kuppa ist geschmückt
mit Engeln und Fruchtfestons im Hochrelief.
Die Szene auf dem hohen
Holzdeckel stellt die Taufe Jesu durch
Johannes den Täufer im Jordan
dar."
Huch, hat die
Plattentektonik mich nach Afrika verschoben? Nein, in Dedeleben gibt es
eine Straußenfarm.
Bis jetzt stimmte
die Wetterprognose nicht, es war gutes Reisewetter. Der Regen seit der
Nacht blieb aus.
Aber um drei Uhr passte sich das Wetter der
Vorhersage an. Man sieht dem nicht aufgehellten Bild an, dass sich der
Himmel zuzog und die Dämmerung verfrüht eintraf.
Das beendete meinen
Ausflug schlagartig.
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