Landmarke 7 - Kohnstein
2. Gedenkstätte Mittelbau Dora



"Britische Luftangriffe auf die Produktionsstandorte der A4-Rakete (Aggregat 4) - von der NS-Propaganda als Vergeltungswaffe 2 — »V2« — bezeichnet —
führten zur Untertageverlagerung der Fabrikation in eine vorhandene Stollenanlage bei Nordhausen im Südharz.
Im August 1943 gründete die SS das Lager Dora, das zunächst dem KZ Buchenwald als Außenlager unterstellt war."
(Dora kommt von der deutschen Buchstabiertafel für den Buchstaben "D")
"Für den Ausbau der Stollenanlage im Kohnstein und die Serienproduktion der Raketen deportierte die SS tausende KZ-Häftlinge aus anderen
Konzentrationslagern in das Lager Dora. In Ermangelung einer Lagerinfrastruktur beging die SS-Lagerführung einen menschenverachtenden Tabubruch
mit folgenschweren Auswirkungen für die Insassen: In den ersten neun Monaten mussten Tausende in einem Häftlingslager im Stollen leben und
arbeiten. Ohne Tageslicht, Frischluft sowie medizinische und hygienische Versorgung, setzte unter den Häftlingen ein Massensterben ein.
Ab Jahresbeginn 1944 startete die Produktion der A4-Rakete im unterirdischen Werk der »Mittelwerk GmbH«.
Neben deutschen Zivilangestellten arbeiteten hier über 5.000 KZ-Häftlinge in der Endmontage der Rakete. Aufgrund der mangelnden Serienreife,
der katastrophalen Arbeitsbedingungen für die KZ-Häftlinge und der ungünstigen Produktionsbedingungen in der unterirdischen Fabrik wurde nur
eine geringe Produktivität bei gleichzeitig hoher Ausschussquote erreicht, sodass die realitätsfernen Zielvorgaben der NS-Führung nie erfüllt werden
konnten. Die etwa 200 vorgefertigten Baugruppen der A4-Rakete wurden von hunderten Zulieferbetrieben aus dem gesamten Deutschen Reich in den
Südharz transportiert. Diese waren ihrerseits von unzähligen Subunternehmen in ganz Europa abhängig. Dabei setzte fast jedes dieser Unternehmen
Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge in der Fertigung ein.
Die Mehrheit der Insassen des KZ Mittelbau-Dora war jedoch nicht in der Raketenproduktion, sondern auf Untertagebaustellen und in
Rüstungsbetrieben der Umgebung zur Zwangsarbeit eingesetzt. Im November 1944 wurde aus dem Buchenwalder Außenlager Dora das administrativ
selbstständige Konzentrationslager Mittelbau und damit den übrigen Hauptlagern wie Buchenwald oder Sachsenhausen gleichgestellt.
Jeder Dritte der über 60.000 KZ-Häftlinge im Lagerkomplex überlebte die mörderischen Arbeits- und Lebensbedingungen nicht.
Von 1937 bis 1945 wurden im Rüstungszentrum Mittelwerk Dora und ab 1943 im Konzentrationslager Mittelbau unterirdisch die V2-Waffe produziert."



Mit solchen Waggons wurden die Gefangenen transportiert.

  

Im Eingangsbereich steht dieses Denkmal für die KZ-Todesmärsche. Ein solcher Todesmarsch von Dora endete ja in Gardelegen



Der Nachbau einer Lagerbaracke.



Das ist der Eingang in den Mahnmal-Bereich.



Noch ein Nachbau einer Baracke, allerdings der des Wachpersonals.



Das sind die Fundamente des Lager-Gefängnisses.



Der Ausgang aus dem Gefängnis führte meist in diese Ecke, den Exekutionsplatz.



Hier lag die Küche. Im Hintergrund der Appellplatz.



Dieses Foto zeigte damals die Küche.



Der Überrest einer Schmalspurbahn für Materialtransporte im Lager.



In diesem Unterstand wachte das Lagerpersonal über die Insassen.



Diese Effektenkammer wahrte die Habseligkeiten (Kleidung usw.) der Gefangenen auf, die sie am Eingang aufgeben mussten.



So fanden die Befreier die Baracken vor. Wer noch lebte, versammelte sich draußen bei den Befreiern!



Das Krematorium, das am Ende überfordert war. Deshalb wurden viele Leichen auf Scheiterhaufen verbrannt.



Hier wurde die Asche entsorgt und später ein Massengrab daraus gemacht.



Das Denkmal vor dem Krematorium.



Ich bin ja nicht religiös, aber dieser tote Baumstamm beim Krematorium zeigt, dass Totes Basis für neues Leben ist.



Das also ist der Eingang zum Stollen B.. Normalerweise gehören diese Stollen zum Programm für Besucher, wenn heute nicht gerade Montag und
damit Ruhetag wäre. Also ist das Gelände frei, aber Museum und Führungen gibt es nicht.
Mangels Möglichkeiten muss ich auf Bilder aus dem Internet zurückgreifen:



Diese Fotos zeigen die fluchtartig verlassenen Stollen.
Ab 1944 wurde die A4 in Stollen des Mittelbaus Dora gefertigt.
Im Schnitt waren etwa 4.000 Häftlinge des KZ Mittelbau unter Aufsicht von ungefähr 3.000 Zivilangestellten mit dem Zusammenbau beschäftigt"
"Insgesamt wurden 60.000 Häftlinge in den KZ-Komplex Mittelbau-Dora (inkl. Außenlager) verschleppt und fast 90 Prozent von diesen als Berg- und
Bauarbeiter ausgebeutet. 16.000 bis 20.000 KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter, die meisten zwanzig- bis vierzigjährig, starben nach Schätzungen
zwischen September 1943 und April 1945 im Lagerkomplex Mittelbau-Dora sowie auf Liquidations- oder sogenannten Evakuierungstransporten.
Unter den Opfern befanden sich allerdings auch etwa 1.300 in der Boelcke-Kaserne Zurückgelassene, die größtenteils durch zwei britische Luftangriffe
am 3. und 4. April 1945 auf Nordhausen getötet worden waren.
Etwa 8.000 Menschen verloren ihr Leben durch den Einsatz der Waffe, die meistens im Raum London und Antwerpen einschlug."
Was aus der Sicht der Aggressoren Vergeltung für die unverschämte Gegenwehr sein sollte! Wer sieht da Parallelen zu
RasPutin?



Diese Stollen waren also die Produktionsstätten der Raketen und gleichzeitig der Wohnort der KZ-Arbeiter.
Eine Belüftung wie im Bergwerk gab es nicht! Quelle der Stollenfotos



Der Eingang zu Stollen A wurde gesprengt.



Die Zufahrt zu Stollen A.

  

Gestartet wurden die Raketen dann in Peenemünde auf Usedom.                                                                Eine "V 2 Rakete" in Peenemünde
In Ermangelung technischer Kenntnisse noch auf diesen Schlitten.



Auf diesem Gestell war die Rakete montiert und durch den Tunnel wurde sie geführt, bis ihr Tempo zum Flug reichte.
Später hat der Konstrukteur Wernher von Braun die Starttechnik in Cape Canaveral verbessert.

4 Salzaquelle



Etwas Entspannung gefällig? Auch das bietet Nordhausen. Das ist das Flüsschen Salza, es beginnt in einem solchen See.



Für ein kleines Flüsschen ein ziemlich breiter Start.



Auf einer Tafel am See hab ich diesen geologischen Querschnitt in die Landschaft hier entnommen.
Man erkennt, dass hier eine geologische Störzone vorliegt, an der sich die Gesteinsschichten verschoben haben.
Kalstein (Dolomit) und Gips liegen hier dicht unter der Oberfläche. Grundwasser aus dem Sandstein (links) kann hier durch die porösen Steine
fließen und treten an der Oberfläche aus. Die Quellen reagieren deshalb etwa mit einem Monat Verspätung auf Regenfälle.
"Nordhausen liegt im Nordthüringer Hügelland, welches durchweg aus Buntsandstein (an der Oberfläche und darunter Gipsschichten besteht).
Die beckenartige Hügellandschaft wird überwiegend landwirtschaftlich genutzt. In den Tälern gibt es Ablagerungen von Löss und anderem
Lockergestein und durch unterirdische Auslaugungen zahlreiche Erdfälle (Dolinen)." Der letzte große Erdfall mit Gebäudeteilen fand am 19. Februar 2016 statt



Hier erkennt man an der Wasseroberfläche, trotz Windstille und kaum erkennbarer Strömung, Wellen, die nur aus dem Untergrund kommen können.
Hier steigt Wasser auf!
"Die Salza entspringt dem Salzaspring, der größten Karstquelle Thüringens
Die durchschnittliche Schüttung der Hauptquelle liegt bei 400 Liter pro Sekunde. Mit allen Nebenquellen, wie auch dem sogenannten
Grundlosen Loch beträgt die Gesamtschüttung der Karstquellen 704 Liter pro Sekunde (213–1435 l/s).
Die maximale Tiefe der Salza beträgt 70 Zentimeter, der Sulfatgehalt liegt bei 800 mg/l.



Aus Zeitgründen hab ich auf das Suchen grundlos verzichtet und bediene mich bei Wikipedia.
In unmittelbarer Nähe der Quelle des Salza-Baches befindet sich das „Grundlose Loch“. An jener Stelle soll einst ein großer Mühlenbesitz gestanden
haben. Der Müller war ebenso mit Geld und Gut gesegnet wie von bösem Geist besessen. Bei ihm klopfte eines Tages ein umherziehender,
von Almosen gutherziger Leute lebender, fast blinder Wandersmann an und bettelte um einen Kanten Brot mit etwas geringer Zukost, um den
schlimmsten Hunger zu stillen. Mit heimlich hämischem Grinsen tat der reiche Mühlenbesitzer, als wolle er dem alten Mann gnädig sein und wickelte
ihm zwei Brotscheiben in ein Leinentuch, zwischen die er Kot gestrichen hatte. Der Bettler bedankte sich und trollte seines Weges, um seine
Mahlzeit an einem geruhsamen schattigen Platz zu verzehren. Als er beim ersten Bissen die ekelhafte Schändlichkeit des reichen Herrn bemerkte,
stieß er bei Gottvater und allen seinen Heiligen einen fürchterlichen Fluch aus und verwünschte die Mühle mit allem, was darinnen ist, unter die Erde.
Kaum waren seine Worte über die Lippen gekommen, da tat sich die Erde auf und der ganze Mühlenbesitz versank im heraufquellenden Wasser.
Es entstand das Grundlose Loch."
"Ungefähr 8,5 Prozent des Salza-Quellwassers stammen im Jahresdurchschnitt aus dem Grundlosen Loch.
Die kreisrunde Quelle ist eine 3,5 Meter tiefe Einsturzdoline und hat eine blau-grüne Farbe. Grundlos erscheint die Quelle nur.
Die durchschnittliche Temperatur des Quellwassers beträgt 10,1°C. Deshalb ist die Salza auch im Winter eisfrei.
Nach 5,6 km Flusslauf mündet die Salza in die Helme, einen Nebenfluss der Unstrut, um dann über die Saale in der Elbe zu landen.

8. Stadtmauern, Tore... Nordhausen
Nordhausen im Südharz - und dann lag es auch noch in Ostdeutschland, aber ziemlich an der Westgrenze! Gibt es noch mehr Himmelsrichtungen?
"Das 876 zum ersten Mal erwähnte Nordhusa wurde 929 als Nordhuse in einer Schenkungsurkunde Heinrichs I. an seine Frau Königin Mathilde genannt,
die hier 961 ein Damenstift einrichtete. Nordhausen war ab 1220 neben Mühlhausen eine von zwei freien Reichsstädten in Thüringen, bis es 1803
infolge des Reichsdeputationshauptschlusses an Preußen fiel. Zudem gehörte sie mit der heutigen Landeshauptstadt Erfurt und Mühlhausen dem
Thüringer Dreistädtebund an. Im 15. Jahrhundert war die Stadt Mitglied der Hanse."



Wegen des kuppigen Untergrundes gehören solche Treppen zum Stadtbild in Nordhausen.
Diese Kuttelpforte wurde 1206 erstmals erwähnt. 
Ihren Namen verdankt sie der Tatsache, dass die Fleischer die Eingeweide (Kutteln) hierdurch im Mühlgraben entsorgten.
Die Treppe hat 74 Stufen mit zehn Absätzen. Gut, dass ich sie abstieg!



Sie ist die einzige Treppe, die noch durch eine Maueröffnung führt.



Das Badehaus wurde 1907 erbaut und besteht auch heute als Erlebnisbad. Leider hatte ich keine Badehose dabei (und auch keine Zeit!).



Von 1238 bis 1526 existierte hier ein Kloster der Zisterzienserinnen, Kloster Altendorf.
Eine Kirche St Maria im Tal war schon vorhanden, als das Kloster von Wolfleben nach Nordhausen umzog.
Daher ist auch dieser Name üblich. 1353 musste eine neue Kirche gebaut werden.



Um 1234 erhielt Friedrich II von seinem Vater den Auftrag, den neuen Stadtteil "Hagen" anzulegen.
1498 wird als Datum an dieser Kirche angegeben. Die unterschiedlichen Türme sind Folge eines Blitzschadens 1634.
Ich konnte zwar die Kirche betreten, aber nichts sehen, weil darin eine Vorführung geprobt wurde, deren Kulissen alles überdeckten.



Vor der evangelischen Pfarrkirche steht eine Statue von Martin Luther.



Im Jahre 1866 wurde auf Iniative des Landrats Baron Eduard Wiprecht Leopold von Davier das Landratsamt erbaut.
Es hat seine Aufgabe bis heute erhalten.



Das Gebäude der Flohburg von 1473 beherbergt heute ein Museum zur Stadtgeschichte.



Das ist der Dom zum heiligen Kreuz. Neben Erfurt die einzige Kirche Thüringens, die sich Dom nennen kann.
961 wurde hier eine Kirche gegründet, in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts wurde die Kirche derart umstrukturiert, dass bis heute keine
Spuren der alten Kirche gefunden wurden.



Der Eingang heute.



Der Chor mit dem Hochaltar von 1726.

     

Zwei Kirchenfenster

       

und zwei Seitenaltäre an der Nebenwand



Die Orgel von 1853 begleitete mich mit Musik während meines Rundgangs.



Ist das das heilige Kreuz?



Die Stadtmauer am Barfüßer Tor. In großen Abschnitten ist die Mauer auch heute noch in der Stadt anzutreffen.





Das Alte Rathaus wurde zwischen 1608 und 1610 im Renaissancestil erbaut. 
Zwischen 1608 und 1610 wurde der offene Arkadengang von mehreren Kaufmagazinen genutzt und 1883 mit Fenstern versehen.

1411 wurde ein Roland erstmals erwähnt. Nach Bränden wurde 1717 ein Ersatz aus Eichenholz mit 3,20 m Höhe erstellt.
Der nordhäuser Roland wird als Stammvater der hölzernen Rolande des Südharzes angesehen.



Gegenüber vom alten Rathaus steht der Neubau von 1936.



Das Torhaus des Barfüßer-Klosters wurde 1667 erbaut und diente bis 1882 dem Totengräber vom dahinter gelegenen Spendenkirchhof als Wohnung.



Im Sommer 2022 fließt natürlich auch die Zorge spärlich. Über der Betonplatte sind vielleicht 3 cm Wasser.

     

Nordhausen hat auch einen Gedenkstein für die im "3. Reich"                                             "Anfang April 1945 wurde die von Fachwerkhäusern geprägte Stadt
in der Stadt getöteten Juden.                                                                                             durch zwei Luftangriffe der Royal Air Force zu drei Vierteln
                                                                                                                                       zerstört; über 8800 Menschen starben,
                                                                                                                                       Zehntausende wurden obdachlos."


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