Konzentrierte KZ's

Das ist nun wahrlich kein Urlaub! Aber durch den Besuch des israelischen Präsidenten Herzog bin ich mit der Nase auf dieses Thema
gestoßen. Durch meine persönliche Betroffenheit bin ich für diese Schandeinrichtungen sensibilisiert und beschloss, die vier Anstalten
die ich in meinem Leben besucht habe, zusammenzufassen.
Am Ende dieses Textes kommt dann noch Bergen-Belsen dazu, aber erst möchte ich ein bisschen ausholen.
2009 war ich auf einer Klassenfahrt in München. Wir meinten, dass für deutsche Gymnasiasten ein Besuch in einem KZ verpflichtend sein
muss. Deshalb legten wir einen Tag in Dachau ein.

"Sofort am 22. März 1933 ("Machtergreifung" 30. Jan. 1933) erreichen erste Gefangenentransporte das Lager, das auf dem Areal einer
stillgelegten Pulver- und Munitionsfabrik eingerichtet wurde.
Adolf Hitler beschließt 1935, das KZ-System als dauerhaftes politisches Terrorinstrument einzusetzen und weiter auszubauen.
Der Weg für einen permanenten Ausnahmezustand und die Willkürherrschaft der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) und SS
unter Heinrich Himmler ist damit geebnet." Dachau war sozusagen der Prototyp für solche Lager.



Zu jedem Lager scheint ein Eingang zu gehören, der demonstriert: Hier ist eine geschlossene Einheit!



Und der Zynismus soll den Willen des Gefangenen brechen: "Arbeit macht frei", am besten frei von Leben!

Funfact am Rande. Am Ende trafen wir uns hinter díesem Tor. Ich hörte eine Schülerin zu ihrer Freundin sagen:
"Der Führer war gar nicht schlecht". Als ich sie darauf ansprach, zuckte sie zusammen, denn sie meinte unseren Reiseleiter.
So kommen Missverständnisse auf.



Für die Gefangenen wurden einfache Baracken erbaut, die meistens die Nachkriegswirren nicht überstanden haben.
In Dachau hat man einige nachgebaut.



Und ein zentraler Appellplatz gehörte auch dazu.



Man kann an den Einfriedungen erkennen, wie viele Baracken es gab.



Die Baracken enthielten keine Zimmer, sondern waren Hallen, die mit solchen "Schlafplätzen" ausgestattet waren.



Und das waren die Toiletten.



Da das Arbeiten zum Töten ausgelegt war, musste man sich etwas einfallen lassen, wie man die Leichen entsorgen kann.
In Dachau reichte das alte Krematorium nicht mehr aus, es musste ein neues installiert werden.



Wer sich nicht totarbeiten ließ, für den hatte man diese Gaskammer eingerichtet.



Nach dem Krieg wurden natürlich Mahnmale aufgestellt.

   

Die Aufforderung hat bis heute Bestand!                                                                                   Dieses Denkmal soll an die Erbärmlichkeit
                                                                                                                                              der Gefangenen erinnern.



Das ist der Eingang in das KZ Weimar. Wegen der Verbindung zu Goethes Stadt zog man dafür den Namen "Buchenwald" vor.
Natürlich wussten die Planer nichts von den Abläufen hier, aber sie wollten den Namen Goethes nicht besudeln! Womit bloß?



Der erste Schlag in die Magengrube erfolgt am Tor.



Ein Wachturm.



Vor der Kleiderkammer sind noch die Standorte der Baracken.



Das überrascht in einem KZ: Das Bärengehege war Teil eines kleinen Zoos zur Belustigung der Angehörigen des Personals und der
Anwohner in der Nachbarschaft. Muss kribbelnd sein, Tiere im Zoo und dahinter Menschen hinter Gittern! (Darf man die streicheln?)



Damals auf dem Weg nach Prag wusste ich noch nicht viel über meine Familiengeschichte.
Erst später fand ich heraus, dass mein Opa in Theresienstadt "zwischengelagert" wurde, bis er nach Auschwitz verlegt wurde,
wo sich seine Spur sofort verlor. Vermutlich in einer Gaskammer.



Theresienstadt war tatsächlich eher ein Durchgangslager als ein fester KZ-Platz.



Der gemütliche Schlafplatz in Terezin.

Das System der "Todesmärsche". "Gegen Ende April 1945 beginnt die SS im KZ Dachau Häftlinge zu evakuieren, um deren Befreiung durch
die alliierten Truppen zu verhindern. Mindestens 25.000 Gefangene aus dem Dachauer Lagersystem werden in Gewaltmärschen zu Fuß in
Richtung Tirol geschickt oder in Güterzügen abtransportiert. Mehrere Tausend Häftlinge kommen dabei um. Solche Todesmärsche hat es
systematisch gegeben. Das Gedenken an Exzesse bei zweien solcher Märsche habe ich besucht: in Gardelegen oder in Celle
Am 29. April 1945 befreien Einheiten der US-Armee das KZ Dachau. Noch am selben Tag gründen Überlebende ein internationales Lagerkomitee.
Für Tausende Häftlinge kommt die Rettung zu spät – sie sterben an Entkräftung, Krankheiten und den Folgen der KZ-Haft."

Für Zahlenfreaks (nach Wikipedia)

Ort Besonderheit Zeit max. Inhaftierte
(geschätzt)
Verstorbene 
(geschätzt)
Dachau Prototyp März 1933 bis April 1945 200 000 etwa 41 500
Buchenwald KZ bei Weimar Juli 1937 bis April 1945 250.000 56 000
Theresienstadt Sammel- und Durchgangslager November 1941 bis Mai 1945 32 000 2 500
Bergen-Belsen KZ bei Bergen April 1943 bis April 1945 200 000 56 000
Auschwitz Vernichtungslager Oktober 1941 bis Januar 1945 400 000 1,1 bis 1,5 Mio
Mittelbau-Dora bei Nordhausen,
Arbeitslager für V2-Raketen
28. August 1943 - 11. April 1945 60 000 mind. 20.000
Außenlager KZ Neuengamme        
Braunschweig Arbeitslager Büssing-Werke 7. August 1944 - 26. März 1945 800 300
Fallersleben Arbeitslager KdF-Wagen 31. Mai 1944 - 8. April 1945 800 mind. 6 (?)

Aus regionaler Sicht habe ich 2 der mind. 86 Außenlager des KZ's Neuengamme HH eingebunden.
Das KZ versorgte viele Orte in der Nähe mit billigen Arbeitskräften.



Dieses Foto stammt von der Braunschweiger Gedenkstelle Schillstr. und zeigt das Lager in Braunschweig.

"Die Gedenkstätte Bergen-Belsen liegt in der südlichen Lüneburger Heide, etwa 25 Kilometer entfernt von  Celle.
Mit dem Gründungsjahr 1952 ist sie die älteste staatliche Gedenkstätte Deutschlands und wird jährlich von etwa 200 000 Menschen besucht."
Einer davon war ich also.
Der Grund dieser Gedenkstätte ist natürlich deprimierend. Die Nazis haben hier Stück für Stück aus einer Kaserne erst einen
Truppenübungsplatz geformt. Der dient auch heute noch der Bundesrepublik. Für die Arbeiten wurde ein Lager errichtet.
Das war der Grundstein für ein KZ, das allmählich erweitert wurde.
"1943 übernahm die SS einen Teil des Lagers und nutzte es als „Aufenthaltslager“ für „Austauschjuden“, jüdische Häftlinge,
die gegen deutsche Zivilinternierte im Ausland ausgetauscht werden sollten. Später kamen ein Männer- und ein Frauenlager für kranke
und arbeitsunfähige Häftlinge aus anderen Konzentrationslagern hinzu. Ab März 1944 wurden weitere Zehntausende Häftlinge aus
frontnahen Konzentrationslagern in das KZ Bergen-Belsen verlegt.
Bis zur Befreiung des Lagers durch britische Truppen am 15. April 1945 starben im KZ Bergen-Belsen mindestens 52.000 Häftlinge
aufgrund der Haftbedingungen. Für Tausende war es eine Durchgangsstation in Vernichtungslager."



Das war das Lager, wie es sich einem Aufklärungsflug per Luftbild bot.
(Natürlich hab ich die Fotos von damals nicht selbst machen können. Sie stammen alle aus der Ausstellung im Dokumentationszentrum)
Auf Metalltafeln wurde die Lage der Teillager angezeigt.

  

So standen die Baracken des KZ's angeordnet.                       Der in hell hervorgehobene Bereich war das Frauenlager.

   

Im Sternenlager waren Leute mit dem Judenstern untergebracht,    Und das war entgegen der Genfer Konvention das Lager der
die irgendwann ausgetauscht werden sollten.                                     Kriegsgefangenen.



Weil die Engländer (mit dem Vater des heutigen israelischen Präsidenten zusammen) diese Zustände vorfanden, haben sie sicherheitshalber
die Holzbaracken abgebrannt, um die Ausbreitung von Seuchen zu verhindern. Deshalb ist heute nichts mehr vom ehemaligen Zustand zu sehen.



Der heutige Eingang in das 55 ha umfassende Gelände.



Gleich am Eingang empfängt dieser Gedenkstein die Besucher.



Dieses Foto vermittelt einen Eindruck in die Größe des KZ-Bereiches.



Ganz hinten liegt dann der Gedenkbereich.



Hinter der Idylle der Heidelandschaft liegt so ein Hügel, wie er auch auf obigen Bildern zu sehen ist.



Unter britischer Aufsicht wurden die zahlreichen Toten des Lagers in Massengräbern bestattet.



Vor den Hügeln steht ein Gedenksteín, der angibt, wie viele Tote hier beerdigt liegen.
Ich vermute, dass das aus Schätzungen entspringt, denn die KZ-Aufseher kamen mit der Verbrennung im Krematorium nicht mehr mit
und ließen die Gefangenen viele Leichen selbst in Massengräbern verscharren.



Manchmal gibt es auch Einzelgräber, Man kann vermuten, dass da zwei Leichen rumlagen.



Später wurden dann im Gedenkbereich Grabsteine für bekannte Opfer aufgestellt.



Eine Gedenkstele mit zahlreichen Kränzen, denn der israelische Präsident und zahlreiche Repräsentanten aus Deutschland waren gerade da.



Diesen Gedenkstein ließ der Vater des heutigen Präsidenten aufstellen.



Im Hintergrund ist dann der Friedhof mit einer Gedenkmauer und einem Obeliskén zu sehen.



Da rechts stehen zwei Kränze.

       

Der eine wurde vom israelischen Präsidenten gelegt,                          Dieser Kranz stammt von mir und allen anderen Deutschen;
                                                                                                        denn den hat Steinmeier mit unseren Steuern finanziert.



Auch das Krematorium steht heute nicht mehr. An seiner Stelle liegt heute ein Hügel, gefüllt mit Asche, die man beim Lager gefunden hat.

      

Das Foto stammt von einer Familie aus Amsterdam, der Familie Frank.              Die Anne-Frank-Stiftung stellte diesen Stein auf.



Die Franks hatten sich in diesem Haus in Amsterdam versteckt und sich so eine Zeit lang dem Zugriff entzogen.
Wie es ihr dabei ging, hat Tochter Anne Frank in einem Tagebuch festgehalten. Später in Form von Briefen an eine fiktive Freundin.
Ein Auszug daraus. "Ich weiß, dass ich nicht sicher bin. Ich habe Angst vor den Zellen und Konzentrationslagern.
Aber ich fühle, dass ich mutiger geworden bin und in Gottes Armen liege."
Ob wohl auch in Holland niemand geahnt hat, was mit den Juden gemacht wird oder woher kommt diese Angst?
Die Familie wurde dann doch irgendwann verraten. Es spricht einiges dafür, dass dies ein jüdischer Familienvater machte in der Hoffnung,
seine Familie damit zu schützen. Aber bewiesen ist das nicht!
Am 4. August 1944 wurde die Familie Frank deportiert. Anne und ihre ältere Schwester kamen nach Birkenau und dann nach Bergen-Belsen,
wo beide kurz vór der Befreiung - wahrscheinlich an Fleckfieber oder Thypus, die gerade  grassierten, starben.
Denn Juden werden nicht medizinisch betreut. Die Eltern kamen nach Auschwitz, was nur der Vater überlebte.
Die Hausbesitzer in Amsterdam haben das Tagebuch vor Zugriff der SS geschützt und es nach dem Krieg dem Vater ausgehändigt.

Wer noch nicht in eine Depression gerutscht ist, kann sich hier informieren, wie viele (28) der ca 480 Personen des Personals nach dem
Krieg zur Verantwortung gezogen wurden.

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