Harly - so ganz ohne Davidson
Nein, ich suche heute kein Motorrad, sondern ich fahre mit dem
Camp-Goo nach Vienenburg. Nach dem Aufsteigen des Brocken-Massivs wurde
es ja durch die Kollision
von Europa und Afrika weiter nach Norden
verschoben. Die Verschiebungslinie wird in der Geologie als
"Harznordrandstörung" ausgewiesen.
Sie erbrachte für den Nordharz großen
Druck, der auch auf das Salzvorkommen im Untergrund wirkte. Bei
Vienenburg und an anderen Orten löste der Druck ein Aufsteigen
der
Salzschichten aus, die die darüber liegenden Gesteine aufdrückten. Das
erklärt die Existenz kleinerer Bergzüge wie der Harly, die Asse und
weitere.
Die höchste Erhebung im Harly ist der Harly persönlich mit
256 m üNN.
Gleich am Beginn des Wanderweges weist dieser Gedenkstein auf den
Landschaftsmaler Fritz Laube hin, der in Vienenburg beerdigt ist.
Wenn jemand an röhrenden Hirschen interessiert ist, kann er ihn ja
goggeln!
Wenig später
steigt ein Bussard auf. Ob er aus der Höhle kam, konnte ich nicht
erkennen.
Höhle? Ja, am
Fuß dieses Steinbruchs liegt die Kräuter-August-Höhle. Um diese Höhle
rankt die Erzählung, dass der Naturbursche August hier gelebt hat und
mit seinem
Wissen über Kräuter die Anwohner medizinisch beraten hat.
Der Medicus - ein Hexerich?
Man sieht hier
die Schichtung im anstehenden Kalkgestein.
Jetzt hätte ich noch
zum Harlyturm weitergehen können, aber an einem Donnerstag gibt es
keinen Ausblick. Da hätte ich Sonntag kommen sollen.
Am Fuß des
Harly liegt Wöltingerode. Der Ort besteht praktisch nur aus dem Kloster,
das man betreten kann.
Dieses Tor ist
der Zugang zum 1174 gegründeten Benediktinerkloster.
Das Gutshaus,
das nach 1809 benötigt wurde, als das Kloster aufgehoben wurde.
Heute ist
dieser Trakt Teil eines Hotels.
Ein zentraler
Teil des Klosters war (und ist auch heute) die Klosterbrennerei.
Seit 1682 wurde
hier die Gerste aus den Klosteräckern gedarrt (getrocknet). Das
Gerstendarrmalz wird mit Weizen und Wasser zur Maische vermischt,
der dann in mehreren Brennvorgängen das Äthanol (Alkohol) entnommen
wird, womit Korn und Liköre hergestellt wurden.
Seit 2004 wird auch
wieder Bier gebraut.
Wie sang Udo
Jürgens doch: "Der Teufel hat den Schnaps gemacht, um uns zu verderben.
Ich hör' schon, wie der Teufel lacht, wenn wir am Schnaps einmal
sterben."
Ich wusste gar nicht, dass der Teufel im Kloster lebt!
Auch eine Mühle
gab es im Kloster, aber davon ist nur noch der Mühlbach übrig geblieben.
Die
Klosterkirche existiert seit 1174, wurde aber vielfach umgebaut. Der
Turm z.B. stammt von 1718.
Die rötliche Farbe stammt von den
verarbeiteten Rogensteinen.
So sieht sie
innen aus. Nach 1700 entstand die barocke Innengestaltung.
Und in einer
Ecke liegt die Jesusfigur. Trotz Ostern immer noch im Sarg?
Die
wichtigsten Gebäude - zumindest für die Außenwelt - sind der Klosterkrug
(links) und die Klosterbäckerei.
Die Funktion
dieses landwirtschatlichen Geräts erschließt sich mir nicht, Die Walze
vor dem Pflug?
Von den
Harzrandgebirgen zieht es mich jetzt mehr an den direkten Harzrand. Hier
liegt die Harznordrandstörungszone. Der Harzgranit wurde ja nach Norden
verschoben.
Dabei muss er natürlich wie eine Planierraupe das vor ihm
liegende Gestein verschieben.
In Oker wird hier Kalk abgebaut, aber
im laufenden Betrieb kann man schlecht mit der Kamera rumrennen, zumal
die um 16 Uhr Feierabend machen.
Von der anderen Seite erhält man
diesen Eindruck von der Straße nach Goslar. Nicht befriedigend!
Aber
irgendwann finde ich einen Weg, mit dem man besser rankommt. Das ist der
Steinbruch der Kalkwerke Oker.
Man sieht die
abwechselnden Schichten von Kalk und Sand, die der "Granithobel" hier
senkrecht gestellt hat.
Am deutlichsten
ist es hier zu erkennen. Die Schichten wurden vor163 bis 152 Mio. Jahren
waagerecht
aufgeworfen.
Auf meinem
Wanderweg sah ich diese Morchel. Ist doch noch gar nicht Pilzzeit!
Mit diesem
Kumpel hab ich mir ein Wettrennen geleistet. Ich hab gewonnen, weil ich
ihn auf meinem Rückweg überrundet hab.
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