Uelzen - mit hundert Wassern gewaschen

Als gebürtiger Verdener, den es nach Braunschweig verschlagen hat, bin ich es ja schon gewohnt, dass der Löwenheini aus Braunschweig beim
Städtemonopoli mitgespielt hat. Aber in Uelzen kommt mal eine neue Variante zum Tragen:
"Die Wurzeln der heutigen Stadt liegen in Oldenstadt (Ulessen, Ullishusen), einer Siedlung im Umfeld eines Klosters aus dem 10. Jahrhundert,
von dem heute noch die ehemalige Klosterkirche Oldenstadt zeugt. Das Kanonissenstift Oldenstadt wurde um 970 durch Bischof Brun I. von Verden
auf seinem Gut gegründet und war der Maria und dem Heiligen Johannes Baptist geweiht."



So bildete der Gründer der Merian-Hefte diese Siedlung um 1654 als Kupferstich ab. Quelle:



Vom Kloster ist heute noch die Kirche erhalten. Um sie zu betrachten, müsste ich aber über die Ilmenau und den Elbe-Pleiten-Kanal latschen,
was ich - natürlich nur aus Rücksicht auf meine Krankenkasse - unterlasse. Daher ein Foto von obiger Quelle.

"Nach Unstimmigkeiten mit ihrem Grundherrn, dem Bischof von Verden, zog ein Teil der Einwohner um 1250 kurzerhand an das Westufer der
Ilmenau und gründete dort planvoll eine eigene Stadt. Durch eine Fehde mit den Grafen von Schwerin gelang es dem ersten Regenten des
Fürstentums Lüneburg, Welfenherzog Johann von Braunschweig und Lüneburg, Eigentumsrechte an der Stadt zu erwerben.
Zuvor unterstand die neu gegründete Stadt der Herrschaft des Schweriner Grafen Gunzelin III.
Uelzen trug seinerzeit den Namen Löwenwalde (Loewenwolde, Lauenwold) und wurde 1270 mit allen dazugehörigen Rechten ausgestattet,
Der Name Löwenwalde taucht bis ins 14. Jahrhundert auf, setzte sich jedoch nicht durch, denn die Bevölkerung sprach weiterhin von Neu-Uelzen
(Nien Ulessen) und Alt-Uelzen (Olden Ulessen bzw. Oldenstadt). In der Symbolik des Stadtwappens (rechts) ist der Name Löwenwalde indes bis
heute erhalten. Obgleich im Jahre 1350 etwa 500 Einwohner der jungen Stadt an der Pest starben, entwickelte sich Uelzen zu einer wohlhabenden
Handelsstadt. 1371 bestätigten die sächsischen Herzöge Wenzel und Albrecht von Sachsen-Wittenberg als regierende Fürsten von Lüneburg die
Stellung Uelzens und billigten den Uelzener Kaufleuten unter anderem das Recht auf Zollfreiheit im Lüneburger Lande zu, um den Handel zu fördern.
Die verkehrsgünstige Lage an der südlichen Verlängerung der Alten Salzstraße wirkte sich ebenfalls positiv auf die Stadtentwicklung aus.
1374 wurde Uelzen Mitglied der Hanse."



Und das ist also die Grenze der heutigen Altstadt, die ich als Verdener problemlos überschreiten durfte.



Neben der Ilmenau wurde am Ende des 30-jährigen Krieges 1643 ein Ilmenau-Arm aufgestaut zum Ratsteich.
Das Ausflugscafé an der Seite zeigt die Beliebtheit des Naherholungsgebietes.



Die Fontäne wurde 2000 gesponsert und hat windgesteuerte Stufen zwischen 6 m und 12 m Höhe.

Und jetzt komme ich zu einer Erläuterung meiner Überschrift:
Der Wiener Árchitekt Friedrich Stowasser, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Friedensreich Hundertwasser war mal ein österreichischer
Künstler, der auch gute Ideen hatte.



Nicht nur für die Müllverbrennungsanlage in Wien, sondern auch für die "grüne Zitadelle" in Magdeburg (2004-2005),
deren Eröffnung er wörtlich nicht mehr erlebte. Die Planung hatte er aber noch zu Lebzeiten fertiggestellt.



Kurz vorher entwarf er für Uelzen ein neues Bahnhofsgebäude, rechtzeitig zur Expo 2000 in Hannover.
"Am 25. November 2000 fand ohne den zwischenzeitlich verstorbenen Ideengeber und Planer Hundertwasser die feierliche Einweihung des
neuen Bahnhofs statt."



Da ich 9-Euro-gerecht mit der Bahn kam, waren diese Bahnsteiginstallationen mein erster Eindruck des Bauwerkes.
Die Treppen zum Fußgängertunnel.



Wer wollte, kann auch den Fahrstuhl nutzen.



Und im Pflaster sind solche Bilder eingelassen.



So sieht der Tunnel aus. Bei Hundertwasser gibt es keine Ecken, deshalb ist der Tunnelrand bei Gedränge für Leute mit Rollkoffern ein echtes Problem.



Die Ladenzeile im Bahnhofsgebäude.



Noch ein nettes Eckchen.



So macht die Auskunft doch Spaß!



Heute zwar geschlossen, aber früher hatte ich schon mal das Bedürfnis nach diesem Raum.

    

Als Junge, der auf einer Ziegelei aufgewachsen ist, freue ich mich,               Natürlich gibt es bei einem Herrn "Hundert-" kein ordinäres Gleis 1.
dass nicht nur maßgefertigte Fliesen verarbeitet wurden, sondern auch             Dafür sucht man Gleis 9 3/4  vergebens!
Anderes verbaut wurde. Aber es sind keine Hutberger Pfannen!



Aber Uelzen hat auch noch mehr in der Altstadt zu bieten. So wie hier der ehemalige Uelzner Hof von 1647.

           

Auch kleinere Häuser hat die Stadt aufzubieten. Zumindest im linken Haus hängen keine Gardinen.



Das Gildehaus von 1400 war mal Sitz der Honoratioren der Stadt, heute eines Restaurants.



Das alte Rathaus von 1347 ist heute Sitz der VHS und eines Cafés.



Es gibt heute noch diese Inschrift über dem Portal:
„Am 13. Dezember 1270 verlieh Herzog Johann von Braunschweig dem Orte Loewenwolde (Ulessen) Stadtrechte.“



Das ist das alte Stadtsiegel, dessen Abbild an einer Hauswand hing.



Zu einem Rathaus gehört auch ein Ratskeller, aber gleich eine ganze Weinhandlung? In Uelzen gab es wohl viel zu raten?



Fachwerkhäuser aus der Schmiedestr.



Ein weiteres "Tiny-House" beherbergt einen Asia-Imbiss.



Der Schnellenbergbrunnen.



Die Hauptkirche Uelzens ist die Marienkirche.
"Die dreischiffige gotische Hallenkirche wurde im Jahre 1292 von dem Bischof von Verden geweiht und noch im selben Jahr zur Pfarrkirche erhoben."



Das ist also die Halle und der Altarraum mit seinen Bleiglas-Fenstern.



Die Kanzel stammt aus 1900.



Der bekannteste Wertgegenstand der Kirche ist das goldene Schiff, ein Wahrzeichen der Stadt.
"Um das Wahrzeichen der Stadt ranken sich viele Geschichten - bis heute wissen wir nur, dass wir eigentlich nichts über seine Herkunft wissen.
Umso reicher ist die Sagenwelt rund um diesen mit Edelsteinen bestückten Tafelaufsatz, der ein Marktkreuz auf der Mastspitze trägt und an einen
„Holk“, ein mittelalterliches Frachtschiff aus dem westeuropäischen Raum, erinnert.
Das Schiff steht heute in der St. Marien Kirche. Es wurde bislang kein vergleichbares Werk gefunden. Auch deshalb sind die Geschichten seiner
Herkunft so phantasiereich - unter anderem erzählte man sich, ein Uelzener Kaufmann, der bei Königin Elisabeth I. in Gnade stand, habe es im
16. Jahrhundert aus London mitgebracht." Quelle

        

Der Turm ist ganze 86 m hoch.                                                      Im Schatten der Kirche steht die Figur vom Uhlenköper.
                                                                                                     Sie basiert auf der Uhlenköpersage:
"Uelzen wird im regionalen Sprachgebrauch auch die Uhlenköperstadt genannt.
Dies rührt von der Sage her, dass ein Uelzer Bürger von einem Bauern Eulen (Ulen, Uhlen) anstelle von Birkhähnen kaufte:
Die Sage berichtet, dass ein gewitzter Bauer vom Land in die Stadt Uelzen kam, im Gepäck einen Sack mit lebendem Inhalt.
Dort traf er auf einen neugierigen Kaufmann, der ihn fragte, was er in dem Sack habe. Der Bauer antwortete Baarftgaans (Barfußgeher),
was der Händler jedoch falsch als Barkhahns (Birkhähne) verstand und dem Bauern einen stattlichen Preis zahlte, ohne in den Sack zu schauen.
Zu Hause angekommen, wollte er seiner Frau die soeben erworbenen Birkhähne zeigen, doch als er den Sack öffnete, flatterten drei Eulen hinaus
und richteten allerlei Schaden in der Wohnung des Kaufmannes an. Der Kaufmann verklagte daraufhin den Bauern.
Dieser sagte jedoch zu seiner Verteidigung, er habe eindeutig „Baarftgaans“ verkauft und die Tatsache, dass Eulen barfuß gingen,
könne man ihm nicht abstreiten. Der Richter soll sich derart über die Schläue des Bauern amüsiert haben, dass er ihn freisprach.
Daher heißen die Uelzer bis zum heutigen Tag „Uhlenköper“, also Eulenkäufer.Die Bronze-Statue an der Marienkirche erinnert an diese Sage.
Ein Reiben an der Münze der Statue und gleichzeitiges Klimpern des Kleingeldes in der Hosentasche soll dafür sorgen, dass man immer genug
Geld hat. Die Münze ist daher hellblank gerieben." Ich habe aber nicht die Katze im Sack gekauft,



Gegenüber der Marienkirche steht die Propstei aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts.



Auch weitere kirchliche Gebäude gibt es in Uelzen.
z.B. die Gertrudenkapelle von 1511



und die Heiligen Geist Kapelle von 1321.



"Im Lüneburger Erbfolgekrieg zwischen Welfen und Askaniern (1371–1388) wurde die Stadt mit Wall und Graben sowie einer Stadtmauer befestigt,
die mehr als 20 Türme und Wachtposten sowie drei repräsentative Stadttore (Lüneburger Tor, Veerßer Tor, Gudestor) zählte und ursprünglich
etwa 4,5 Meter hoch war. Gegen Westen war die Stadt durch den mächtigen Vangelturm verschlossen, der auch Schwarzer Bär genannt wurde.
Im Jahr 1396 besetzten die Celler Herzöge Heinrich der Milde und Bernhard zu Braunschweig-Lüneburg die Stadt und begannen von hier aus den
Satekrieg, um die durch den Lüneburger Erbfolgekrieg verlorene Macht wieder zu vergrößern.
Erst nach mehr als anderthalbjähriger Besetzung gaben die Herzöge die Stadt wieder frei. ."
Viel ist von der Mauer heute nicht mehr zu sehen.



Außerdem gibt es noch die Torwache am ehemaligen Gudestor. Gegenüber vom Ratsteich.

"Der "Weg der Steine" in Uelzen führt vom Hundertwasserbahnhof in die Innenstadt.

    

21 großformatige Felsbrocken wurden von der deutsch-schwedischen Künstlerin Dagmar Glemme bearbeitet und mit zum Teil phantastischen
und mystischen Motiven bemalt. Die Aufstellung erfolgte im Jahr 2008. In der Nähe jedes Steines ist eine einfache Messingplatte im Boden
verankert, die aber nur den Namen des Steines und die Künstlerin bezeichnet. Nähere Erklärungen fehlen.

                                                                 

Die Steine selbst sind bis zu drei Meter hoch und haben ein Gewicht von bis zu acht Tonnen."       Das trifft sicher auch auf diesen Stein zu, aber
                                                                                                                                             er gehört nicht zu der Serie.

Fortsetzung der unendlichen Geschichte: Das 9-Euro-Ticket läuft aus, also fahre ich stilecht mit der Bahn ein.



Am Bahnhof in Braunschweig begeistert mich diese Ankündigung! Also hab ich eine Stunde mehr Aufenthalt am Bahnhof in Braunschweig



und kann mich über den laufenden Stand der technischen Entwicklung der Bahn informieren.
Der nächste Zug startet pünktlich und landet nach 15 Aufenthalten mit nur 4 Minuten Verspätung in Uelzen.
Großbaustelle um den Bahnhof! Beschilderung Glückssache!
Am Nachmittag lande ich um 16,18 Uhr wieder am Bahnhof.  Der Zug sollte schon seit 10 Minuten auf dem Weg sein,
aber er wurde mit 25-minütiger Verspätung angekündigt - wegen der Vorfahrt eines anderen Zuges!
Seit wann fahren auch ICE's auf einer eingleisigen Strecke? Mir egal, glücklich erobere ich einen Sitzplatz.
Dann die Durchsage, weil die Strecke besetzt ist, können wir noch nicht starten.
Später dann die Korrektur: April, April, wegen der hohen Verspätung hat man beschlossen, diesen Zug vollständig zu streichen.
Also aussteigen und auf den nächsten warten.



Noch einmal Zeit, den Bahnhof zu genießen. Der Zug kommt auch (fast) pünktlich aus Braunschweig an und startet pünktlich,
weil die Haltedauer verkürzt wurde. Kurios: als wir im Zug waren, kam eine Durchsage: "Wer keinen Sitzplatz erhalten hat: wir stellen einen
weiteren Zug zusammen." (Den hätte ich gerne gleich gehabt!) (Fast) pünktlich landen wir in Braunschweig und kurz vor 8 bin ich zu Hause.
Hoffentlich wird das 9-Euro-Ticket verlängert, um meine schlechten Erfahrungen vergessen zu machen!


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