Spannend in der Au - gar nicht 08/15


Nun liegt Berlin nicht vor den Toren Braunschweigs, also muss man sich den Abenteuer-Veranstaltern der DB unterwerfen.
Meine Erfahrungen der Abenteuerreise zeugen von (fast guter) Service-Leistung. Die Logistik will ich mal nicht erwähnen!
Motto: Wenn Du so was erleben willst, dann darfst Du nicht sparn,
Dann fahre mit der Bundesbahn!
Bei Buchung mit der DB-App hat man wenigstens einen regen Mailverkehr! Zeitig buchen verhindert fluchen!
Warum muss aber auch bei Gifhorn der Güterzug entgleisen, so kann man nicht verreisen.
Also erhalte ich am 23.11. ne Mail, die ankündigt, dass es Probleme geben kann. Welche, steht nicht drin, also zur Info am Bahnhof fahren.
Die Strecke über Wolfsburg ist gesperrt, also gibt es keinen ICE WOB-B!
Am 3.12. wird die Mail konkreter. Schienenersatzverkehr BS-WOB entfällt. Denn der ICE WOB-B ist nicht.
Am Infostand erfahre ich von einem Extrazug von WOB nach Spandau. klingt spannend, den nehm ich. aber wie komme ich nach WOB,
ich schlafwandele zur Info, um die Abfahrtzeit des SEV zu erfahren. Heißt Abfahrt bei mir um 7,10 Uhr.
Am 8. und 9. Dez. kriege ich zwei Mails, die den ICE absagen. Stört mich nicht, aber was wollen mir die zwei Ausweichhalte in Halle und Erfurt sagen!
Wozu war ich mal Erdkundelehrer, die liegen nicht auf meiner Strecke. Das sagt mir die Info auch, ich war ja ohnehin zur Abfahrt am Bahnhof.
Also gute Fahrt! Der Wunsch hat geklappt. (Fortsetzung folgt)
Ich bin pünktlich und kann die Kunst am Bahnhof Wolfsburg genießen:

        
Dieser Herr ist der typische Wolfsburger:              Und das hier ist ein Wolfsburger Kunstwerk, für das Daniel Buren 2004 bis 2005 gewonnen
Ein Spätaussiedler!                                                  werden konnte. Daniel Buren ist weder Spätaussiedler, noch Fliesenleger.

Spandau, da bin ich also. "Spandau - Da kiekste zweemal hin!" Wenn es nur nicht so neblig wäre!
Spandau, das ist doch Berlin. Den Satz sollte man in Spandau nie von sich geben, wenn man nicht darauf aus ist, gelyncht zu werden!
Seit dem 7. Jahrhundert ist das Havelland von den slawischen Hevellern bewohnt. Eine noch nicht entdeckte slawische Burg geriet 1157 in
den Besitz von Albrecht, dem Bären (Der Askanier also!). Eine Burg in Spandau wird 1197 "zum ersten Mal urkundlich erwähnt
(„Everardus advocatus in Spandowe“ in einer Urkunde des Markgrafen Otto II.). Offenbar handelt es sich dabei schon um die nördlich von Alt-Spandau
gelegene neue askanische Burg. Als die Burg den an sie gestellten Anforderungen nicht mehr gerecht werden konnte, wurde sie ausgebaut.
Im Zuge dieses Ausbaus wurden wohl die Bewohner in den heutigen Teil der Altstadt Spandau umgesiedelt."
"Entgegen allgemein verbreiteter Ansicht wird in der am 7. März 1232 von den Markgrafen Johann I. und Otto III. ausgestellten Urkunde
Spandau nicht das Stadtrecht erteilt. Der Text der Urkunde – sofern die erhaltene deutsche Übersetzung authentisch ist, was teilweise angezweifelt
wird – macht vielmehr deutlich, dass Spandau bereits Stadtrechte besitzt,



und hierin noch zusätzliche Rechte – vor allem der Bau einer Flutrinne, der Vorgängerin der Schleuse – gewährt werden.
Wann die Verleihung der Stadtrechte erfolgte, geht daraus nicht hervor. Da allerdings für das Alter von Städten die förmliche Verbriefung durch
eine Urkunde mit der Verleihung von städtischen Rechten gilt und in der genannten Urkunde Spandau zum ersten Mal als Stadt erwähnt wird,
ist es erst ab 1232 nachweislich als Stadt anzusehen, (die eine frühere Existenz nicht nachweisen kann!)
"Die auf der Spreeinsel gelegene Stadt Cölln wurde 1237 erstmals urkundlich erwähnt, 1244 folgte dann die erste Erwähnung (Alt-)Berlins."
Berlin ist also jünger als Spandau!
Bis 1560 wuchs Spandau als eigenständige Stadt weiter,



bis Kurfürst Joachim II. anordnete, die Burg durch eine Landesfestung zu ersetzen.
Der gerufene Baumeister Rochus zu Lynar baute die Zitadelle Spandau und sich selbst ein Schloss in der Stadt (das aber nicht mehr steht).
1920 wurde Spandau eingemeindet.

Der sogenannte Knüppelkrieg zwischen Berlin und Spandau fand im August 1567 statt. Ein Bild der Schlacht kann hier eingesehen werden
"Der brandenburgische Kurfürst Joachim II. Hektor ließ damals zur Volksbelustigung eine Art See-Manöver zwischen Berlinern und Spandauern
durchführen. Die Berliner und Cöllner gingen mit vollständiger Ausrüstung, aber nur mit kurzen Knüppeln oder Stangen bewaffnet gegen
einbestellte Spandauer vor, wodurch das Ereignis die Bezeichnung Knüppelkrieg erhielt.
Auch wenn zuvor verabredet worden war, dass die Berliner die „Schlacht“ gewinnen sollten, entwickelten die Spandauer nach einem
spielerischen Beginn der Veranstaltung so viel Ehrgeiz, dass sie sich mit der für sie vorgesehenen Niederlage nicht abfinden wollten.
Sie lockten die Berliner in einen Hinterhalt und schlugen mit ihren Knüppeln auf sie ein. Das gefiel dem Kurfürsten überhaupt nicht,
weshalb er die Aufstellung von Kanonen befahl (die allerdings nicht geladen waren) und schließlich selbst in das Geschehen eingriff,
wobei auch sein Pferd von Knüppelschlägen verletzt wurde und ihn infolgedessen abwarf. Über den Ausgang des Knüppelkrieges war der
Kurfürst so erbost, dass er den Spandauer Bürgermeister Bartholomäus Bier für einige Monate in einer Festung einsperren ließ."
Erklärt das die Abneigung der Spandauer gegenüber Berlin? Eine Revanche auf der Zitadelle ließ Wowereit 2007 veranstalten.

"Am 1. Oktober 1920 verlor Spandau die kommunale Selbstständigkeit und wurde Teil des achten Bezirks von Berlin.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte der Bezirk Spandau zum Britischen Sektor Berlins und verlor einen Teil des Ortsteils Staaken (West-Staaken)
an die Sowjetische Besatzungszone. Erst 1990 wurde das abgetrennte West-Staaken mit dem Bezirk Spandau wiedervereinigt."

Im 19. Jahrhundert wurde in Spandau die Rüstungsindustrie massiv ausgebaut.



Von hier kam u.a. das Maschinengewehr MG 08/15 (Bild von Wikipedia), das Hans Hellmut Kirst 1954 in seiner Romantrilogie über seine Erfahrungen
als Wehrmachtsoffizier sprichwörtlich eingemeindete.

Die alliierten Soldaten im 1.Weltkrieg bezeichneten die Bewegung von Leichen im Stacheldraht sarkastisch als "Spandau Ballett",
weil diese Opfer des MGs waren. Unsicher ist, wie eine unpolitische britische Rockband auf die Idee kam, sich diesen Namen zuzulegen.
Das bekannteste Jodeltalent aus Spandau war aber sicherlich Hans Rolf Rippert, der unter dem Namen Ivan Rebroff erfolgreich war.
Im Ersten Weltkrieg wurde die Rüstungsindustrie noch mehr erweitert, sodass Spandau ein bedeutendes Rüstungszentrum des Deutschen Reichs war.



So präsentiert sich die Stadt auf dem Weg vom Bahnhof.



Das Rathaus von 1910 versteckt sich hinter Weihnachtsbuden. Der 80 Meter hohe Turm steckt im Nebel.



Ich will ja nicht klagen, aber mein Gymnasium hatte auch eine helle Front, in Beton-Outfit.

       

Die Nikolaikirche stammt aus dem 14. Jahrhundert. Der Turm blieb mit seinen 77 Metern Höhe noch unter dem Rathausturm (oder umgekehrt?)
Außerdem hat sie freitags nur nachmittags geöffnet, dann bin ich schon auf Besuch!



Das gotische Haus aus dem 15. Jahrhundert beherbergt heute die Tourist-Info.



Das ist kein englischer Briefkasten, sondern ein Feuermelder.



Dieses Mahnmal am Lindenufer weist auf die Judenverfolgung der Nazis hin. Die Synagoge wurde zerrissen, aber in der Mitte strahlt Licht.



Daneben steht dieses Mahnmal gleichen Inhalts.



Das ist ein einfaches Haus in Spandau.



Über die Schleuse scheint die Bastion durch. Du kommst später ran!



Ein einfaches Tor.



Der Rest von der Stadtmauer.



"Die Kirche St. Marien am Behnitz ist die zweitälteste der nach der Reformation (1847/48) gebauten römisch-katholischen Kirchen im Großraum Berlin



(nach der Sankt-Hedwigs-Kathedrale im Gendarmen-Viertel). Siehe den Schluss vom Bericht über den Alex.



Der Stadtteil Kolk erlaubt einen historischen Rückschritt ins Mittelalter.



Das ist also die Zitadelle an der Havel. Kurfürst Joachim II. ordnete an, die Burg durch eine Landesfestung zu ersetzen.
Der gerufene Baumeister Rochus zu Lynar baute 1559–1594 die Zitadelle Spandau und sich selbst ein Schloss in der Stadt
(das aber nicht mehr steht).
Die Zitadelle ist etwa quadratisch aufgebaut. An allen vier Seiten gibt es vorgelagerte Bastionen, die über eine Kurtine mit der Zitadelle
verbunden sind. Dabei wurde darauf geachtet, dass es keine toten Winkel gibt.
Gelegentlich wird die Zitadelle mit dem Kriegsverbrechergefängnis Spandau in Wilhelmsdorf (Bezirk Spandau) verwechselt,
in dem die Kriegsverbrecher vom Nürnberger Tribunal ihre Strafe absaßen. Nach dem Selbstmord des letzten Insassen (1987),
Hitlers Stellvertreter Rudolf Heß, wurde das Gebäude abgerissen.



Das Eingangsportal. Aus verteidigungsorientierten Gründen seitlich angelegt, damit sie im Verteidigungsbereich der Bastion König liegt.
Eigentlich kostet der nächste Schritt 4,50, aber es wird gerade eine Veranstaltung aufgebaut, deshalb erhielt ich heute freien Eintritt.



Das brandenburgische Wappen vom Portal.



Der Palas der Zitadelle (von 1520 bis 1523 erbaut) mit dem 30 Meter hohen Juliusturm.
Der Name des Turms könnte auf einen Besuch von Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel (1528–1589) zurückgehen oder aus der
Bezeichnung Judenturm abgewandelt worden sein.



Diese Mörser unterstützten die Verteidiger.



Wen diese Skulptur darstellt, hab ich nicht klären können.



Das 1813 abgebrannte und rekonstruierte Zeughaus.



Hier beginnt die Kurtine zur Bastion Königin.



Der Ritter versperrt den Weg zur Bastion.



Die italienischen Höfe wurden zwischen 1822 und 1824 angelegt.



Und links darüber kommt man zur Bastion Brandenburg. 



Die alte Kaserne verbindet die beiden hinteren Bastionen.



Ein Wehrgang zu den Schießscharten.



Das Offiziershaus.




Zugang zur Bastion Kronprinz.



Vorgelagert und ohne bauliche Anbindung an die Zitadelle liegt der Ravelin Schweinekopf.



Der Palas vor dem Juliusturm.

           

Wir wollen unsern alten Kaiser Willem wieder ham. Da isser!            Ich sprach ja schon davon, dass hier eine Veranstaltung aufgebaut wird.
Der Mann mit dem Bart ist schon da!



In der Zitadelle ist viel Platz für Buden.



Jetzt schließt sich mein Berliner Kreis. Vor meinem Hotel am Lützowplatz kann ich sehen, wie Berliner jagen.



Und nach der Jagd wird sich ausgeruht.



Unser letztes Bild von Berlin, der Hauptbahnhof.
Aber uns interessierte etwas ganz anderes: Da war doch noch die unendliche Geschichte (Teil 2):
Es kommt ne Mail: der ICE 377 nach Braunschweig fällt aus, wegen ist nich. "Ihr bisheriger Reiseplan (nicht mehr möglich)"
Alternativen? Wo bleibt die Überraschung.
Ach ja, im Angebot kam am Abreisetag ein ICE 377, aber nach Wolfsburg. Im Zug kommt ne Durchsage, dass es einen D-Zug von WOB nach
Braunschweig gibt ("Beachten Sie die Durchsage am Bahnhof.") Die kommt auch, aber ohne Gleisangabe.
Wir irren wie die Irren am Bahnhof lang. Offizielle haben wohl im Baumarkt gelernt. Man findet sie nicht!
Im Empfangssaal gibt es die Anzeigetafel, die zeigt den Zug nach BS auch an, aber ohne konkret zu werden.
Dafür steht was von einem SEV-Bus nach Braunschweig, den kriegen wir noch und auf gehts nach BS. Der Rest ist Aufgabe der BSVG, das klappt!
Abgesehen von der niedrigen Frequenz, aber nach 15 Minuten Frieren kommt der Bus und ich schaffe es noch bis zum Polizeiruf
(kein Tatort heute!).

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