Statuen für einen Rolf? - Nein, für Rolande!

In Frankreich hat das Rolandslied etwa den gleichen Stellenwert wie das Nibelungenlied für das Rheinland.
Im Rolandslied dreht es sich um Herrn Hruotland, einen Paladin von Karl dem Großen, teilweise auch als Neffe von Karl beschrieben.
Roland kämpfte in der Sage gegen den gigantischen Maurenkämpfer Ferracutus,, dessen Nabel seine einzige verwundbare Stelle ist."
Als Paladin des mächtigen Königs Karl wird Roland seit dem 14. Jahrhundert, auch unter dem Einfluss Karls IV., zum Sinnbild für die Freiheit der Städte
gegenüber dem Territorialfürsten. Als Zeichen für diese Freiheit wurden in vielen Städten Statuen aufgestellt."
Daraus entwickelte sich, dass eine Rolandstatue in der Stadt die Eigenständigkeit hinsichtlich des Marktrechts und der Gerichtsbarkeit demonstrieren sollte.
Bei meinen Städtetrips bin ich häufig auf so eine Statue gestoßen. Hier fasse ich zusammen, welche das waren.
Die erste Erwähnung einer Rolandstatue soll 1245 von Halle/Saale nachgewiesen sein. (Wobei die Angaben bei mehreren Autoren abweichen)

          

"Seit 1973 steht der Roland in Bremen unter Denkmalschutz und wurde 2004 gemeinsam mit dem Rathaus von der UNESCO zum Weltkulturerbe der
Menschheit erklärt. Die Figur hat eine Höhe von 5,47 Metern und steht auf einem 60 Zentimeter hohen, gestuften Podest. Im Rücken wird sie von einem
Pfeiler gestützt, der von einem gotisch ornamentierten Baldachin gekrönt wird. So erreicht das Denkmal eine Gesamthöhe von 10,21 Metern und ist damit
die größte freistehende Statue des deutschen Mittelalters."
Ein Vorgänger des Bremer Roland war vermutlich in den 1340er oder 1350er Jahren aus Holz hergestellt und wurde 1366 von Erzbischofs Albert II.
abgebrannt. Er hatte – wie der neue – das kaiserliche Wappen getragen und war, wie die anderen ältesten Rolandstatuen auch, wohl in den 1340er
oder 50er Jahren aufgestellt worden.
"1404, noch vor dem Baubeginn des Rathauses, ließ der Bremer Rat den neuen, steinernen Roland aus Elmkalkstein errichten.
Die Steinmetzen Claws Zeelleyher und Jacob Olde wurden dafür mit 170 Bremer Mark bezahlt.
Der Originalkopf kann heute im Focke-Museum betrachtet werden."

Roland zu Bremen, von Friedrich Rückert:
Roland, der Riese, am Rathaus zu Bremen. Steht er im Standbild, Standhaft und wacht.
Roland, der Riese, am Rathaus zu Bremen. Kämpfer einst Kaisers Karls in der Schlacht.
Roland, der Riese, am Rathaus zu Bremen. Männlich die Mark' einst Hütend mit Macht.
Roland, der Riese, am Rathaus zu Bremen. Wollten ihm Welsche Nehmen die Wacht.
Roland, der Ries', am Rathaus zu Bremen. Wollten ihn Welsche Werfen in Nacht.
Roland, der Ries', am Rathaus zu Bremen. Lehnet an langer Lanz' er und lacht.
Roland, der Ries', am Rathaus zu Bremen. Ende ward welschem Wesen gemacht.
Roland, der Ries', am Rathaus zu Bremen. Wieder wie weiland, Wacht er und wacht!
    (Es gibt Versionen mit "Ries'" und auch mit "Riese")

       

In Halberstadt wurde das Rathaus im Krieg zerbombt. Der direkt davor stehende Roland blieb verschont, weil er eingemauert wurde.
Nach der Wende wurde das Rathaus wieder nachgebaut und das Stadtbild von früher wieder hergestellt.
Es handelt sich um die älteste im Original erhalten gebliebene Rolandstatue Deutschlands von 1433.

          

"Der Brandenburger Roland wurde 1474 ersetzt. Er hat im Zweiten Weltkrieg die Bombenangriffe überstanden, da er ausgelagert worden war"

     

Nordhausen. Roland "1411 ersterwähnt, 1717 neu angefertigt, befindet sich im Neuen Rathaus, eine Nachbildung befindet sich am Alten Rathaus.
Die Nordhäuser feiern alljährlich das unbeschadete Überleben des hölzernen Roland bei den schweren Luftangriffen auf Nordhausen am 3. und 4. April 1945
(mit Feuersturm) als "Wunder". Wahrscheinlich war er eingemauert oder ausgelagert." Er gilt als Prototyp heutiger Holzrolande.

      

Der Magdeburger Roland wurde mehrmals zerstört und durch eine neue Statue ersetzt.
Er ist einer der Rolande in Norddeutschland, die den Schalk im Nacken haben. Auf ihrer Kehrseite ist ein Bildnis von Till Eulenspiegel, weil dieser ihre
Stadt heimgesucht hat.

                 

In Trier wurde das Haus "Steipe" 1430 erbaut. Seinen Namen verdankt es den Spitzbogenarkaden im Erdgeschoss, die durch Säulen
(regionalsprachlich Steipen) gestützt sind.
Neben den Trierer Stadtpatronen im Erdgeschoss sind im zweiten Stock zwei Ritterfiguren, die dem Roland gleichgesetzt werden können.
"Während die linke, der „Bürgerkirche“ St. Gangolf zugewandte Figur ihr Visier zur Kirche offen trägt, hat die rechte, dem kurerzbischöflichen Dom
zugewandte Figur ihr Visier geschlossen. Die Skulpturen sind Kopien, die originalen Figuren (die vor der Kriegszerstörung abgenommen worden waren)
'befinden sich im Stadtmuseum Simeonstift Trier."

      

In Erfurt gab es seit 1448 eine Figur des Stadtheiligen Martin. Nachdem diese abgerissen wurde, gab es 1591 einen Ersatz, der nur als "Römer" von den
Erfurtern bezeichnet wurde.
Zugegeben, heute wird der Römer nicht mehr als "Rolandfigur" geführt, weil er Ersatz für eine Heiligenfigur ist, also einem anderen Zweck diente.

 

Der Gardeleger Roland wurde 1526 installiert und dann mehrmals zerstört und nach altem Vorbild neu erbaut.

    

Nach einer kriegerischen Auseinandersetzung, die Quedlinburg verlor, wurde "der um 1435 vor dem Haus der Gewandschneider auf dem Marktplatz
aufgestellte Roland gestürzt und zerschlagen.
1569 ließ der Rat diese Rolandsfigur im Hof des Ratskellers wieder neu aufstellen und 1869 wurden die Bruchstücke der Rolandstatue vor dem Rathaus
aufgestellt. 2013 wurde die Figur gesäubert und komplettiert.

      

Der Stendaler Roland wurde 1525 aufgestellt. Auch er hat den Schalk Till Eulenspiegel im Nacken.

Neben den ausdrücklich als Roland zu bezeichnenden Standbildern entstanden auch ähnlich gestaltete Ritterfiguren als Symbol der von den Bürgern
verteidigten oder zumindest beanspruchten städtischen Freiheit:

         

Der Marktbrunnen in Hildesheim wird allgemein als Rolandbrunnen benannt, auch wenn seine Motive nicht zu einem Roland passen.

Keine Rolandfiguren heute mehr erkennbar sind in den beiden von mir subjektiv ausgewählten Städten:

      

Bei den Stichworten "Braunschweig" und "Roland" liefert Goggel nur den Hinweis, dass Roland Kaiser demnächst auftritt, aber im 15. und 16. Jahrhundert
gab es in der Stadt tatsächlich eine Rolandfigur. Näheres außer der Angabe "im Dom" konnte ich nicht herausfinden.
Denn die "Fürstenfigur" steht nicht mehr an der süd-östlichen Vierungssäule.
Aber was soll eine Stadt mit einem allgemein üblichen Symbol, wenn sie ein einzigartiges Symbol aufweist? Das Symbol von Heinrich dem Löwen,
dem große Teile Deutschlands untertan waren - von München bis Lübeck!



Diese Plastik wurde in der Mitte des 12. Jahrhunderts erstellt.
Zusammen mit anderen Kunstschätzen blieb der Löwe bis zum 23. Oktober 1945 in seinem Versteck im Rammelsberg, deshalb überstand er die
Bombardierung Braunschweig schadlos. "Der Bronzeguss wiegt 880 kg, hat eine Höhe von 1,78 m, eine Länge von 2,79 m und eine maximale Wandstärke
von 12 mm. Der Braunschweiger Löwe ist die älteste erhaltene Großplastik des Mittelalters nördlich der Alpen und der erste größere figürliche Hohlguss
seit der Antike; darüber hinaus ist er die einzige mittelalterliche Freiplastik, die (bis zum 9. Juli 1980) noch an ihrem ursprünglichen Aufstellungsort stand.
Das Original befindet sich seither „einige Meter“ weiter in der Burg Dankwarderode.
Auf dem Burgplatz, am alten Standort, befindet sich jetzt eine originalgetreue Kopie.
Eine wichtige Rolle nimmt der Braunschweiger Löwe in der so genannten Heinrichssage ein. Diese spätmittelalterlichen Erzählung schildert eine
abenteuerliche Reise Heinrichs des Löwen und diente unter anderem dem italienischen Komponisten Agostino Steffani 1689 als Grundlage für seine
Oper Enrico Leone. Auf seiner Pilgerfahrt in das Heilige Land, so die Legende, sei Heinrich Zeuge des Kampfes zwischen einem Löwen und einem Drachen
geworden (Alternative Erzählung: der Löwe hatte einen Dorn im Fuß). Der Herzog kommt dem Löwen zur Hilfe und erschlägt den Drachen.
Der dankbare Löwe kehrt daraufhin mit ihm ins heimische Braunschweig zurück.



Nach dem Tod Heinrichs habe der trauernde Löwe alle Nahrung verweigert und  wollte zu ihm in den Dom.
Weil man ihn nicht einließ, kratzte das verzweifelte Tier an der Tür. (Die Spuren gibt es heute noch).
Kurz danach sei er auf dem Grabe seines Herrn liegend selbst gestorben, woraufhin die Bewohner Braunschweigs zu Ehren des Löwen ein Grab- bzw.
Denkmal auf dem Burgplatz errichtet hätten." Von welchem anderen Roland ist so eine Ergebenheit überliefert?

 
      

Ähnlich wenig Informationen fand ich zu der in den Listen aufgeführten Rolandfigur in Verden, die es im 17. Jahrhundert gegeben haben soll.
Unser "Roland" war eben Klaus Störtebeker!

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