Entspannung in einer Bahn?

Ballenstedt liegt nur einen Steinwurf von Quedlinburg entfernt. Also haben wir die Idee, entspannt mit der Quedlinburger Bimmelbahn durch den
Ort zu schlendern. Nach dem 9-Euro-Ticket noch nicht genug Bahn gefahren? Einer geht noch!



Und das ist also die Adler von Quedlinburg. Der steht da und wartet auf Abfahrt. Aber kein Platz mehr frei! Jim Knopf von Quedlinburg verweist
uns darauf, dass in zwei Stunden sicher Plätze frei sind. Also zwei Stunden Zeit, um die Gegend um den Marktplatz zu erkunden.
Heute ist hier der Teufel los: Die Hölle von Quedlinburg endet hier. Das scheint ein Triathlon zu sein. Und die Läufer kommen am Rathaus
durchs Ziel. Anscheinend nicht im Pulk, sondern jeder individuell.



Mein erster Anblick ist die Nikolai-Kirche.



Hier am Markt kriegt man einen kleinen Anblick, weshalb Quedlinburg als Stadt der Fachwerkhäuser gilt.
In Quedlinburg soll es rund 1300 Fachwerkhäuser aus sechs Jahrhunderten geben. Die Zahlen weichen in anderen Artikeln ab.



Auch hier auf dem Münzenberg gibt es viele Exemplare.



Die Fachwerkgeschichte beginnt 1347, als das Ständerhaus erbaut wurde. Es gab zunächst nur senkrechte Balken.
Die Vorteile waagerechter Balken wurden erst spät entdeckt. Heute beherbergt das Haus ein Museum zum Fachwerk.

    

Es folgen einige Beispiele für Fachwerkhäuser Quedlinburgs.

   



Das Hotel zur goldenen Sonne (rechts) hinter dem Mathildenbrunnen





   



Ein Bürgerhaus von 1569



Das Brauhaus, erkennbar am großen Tor für die Kutschen.



Das Haus hat den tollen Namen: "Vorhof zur Hölle". Es steht am Eingang in die Straße Hölle.



Das Rathaus am Markt, noch ganz in grün.



Im Herbst wird es dann zum roten Rathaus.



Davor im Pflaster das Wappen der Stadt.

    

Erstmals 1460 wurde der Quedlinburger Roland erwähnt.                          Auf dem Markt steht diese aus vier Musikanten bestehende
Mit seinen 2,75 m ist er der zweitkleinste und neben den Rolanden               Bigband. Die Beatles sollen es aber nicht sein!
von Bremen und Halberstadt eine der ältesten erhaltenen Rolandfiguren.



Die Marktkirche St. Benedikti aus dem 15. Jahrhundert steht gleich neben dem Markt.

  

Ein Blick auf den Raum mit dem Altar von 1700.

 

Die Kanzel wurde 1595 gestiftet.



An einer Seite hängt der Vesperaltar von etwa 1500.



Am Anfang des Marktes steht das Palais Salfeldt,



Interessanter Wasserspeier, aber heute fiel kein Tropfen.



So und dann haben wir endlich einen Platz im Bähnle ergattert. Bahn und Fotos, das passt nicht zusammen.
Aber ich war ja schon mal in der Stadt und kann auf die Bilder von 2016 zurückgreifen.



Das Schloss steht auf einem mächtigen Hügel.



Der Turm am Marschlinger Hof ist ein Relikt der Stadtbefestigung.



Was der Erdkundelehrer noch nicht wusste: Dieses Haus, heute die Kreismusikschule Harz, wurde einem gewissen Herrn Carl Ritter gewidmet.
"Carl Ritter war sehr an der außereuropäischen Welt interessiert, vor allem an Afrika, dem er den ersten Band seines vielbändigen Werkes über
Erdkunde (1817, erw. Ausgabe 1822) widmete. Die Beschäftigung mit Afrika ließ ihn zu einem radikalen Gegner der Sklaverei und des
Sklavenhandels werden, was ihn mit Alexander von Humboldt verband. Besonderes Augenmerk richtete Ritter auf die Kolonie Liberia, von der er
einen zivilisatorischen Impuls für den gesamten Kontinent erwartete. Insofern war Ritter in traditionellen, christlich-abendländischen
Denkkategorien verhaftet, aber er war im Gegensatz zu vielen Zeitgenossen nicht von der angeborenen Höherwertigkeit der Weißen überzeugt.
Durch seine empirischen Studien sieht er im international denkenden und handelnden Menschen die Möglichkeit zur Veränderung eines regionalen
Zustandes. Die Naturressourcen der einzelnen Regionen, mit denen der Mensch umgehen muss, sind seiner Ansicht nach die „Mitgift“ Gottes.
Daher ist der kleine Kontinent Europa „zum (kulturellen) Herrscher über die ganze Welt“ geworden
Ritter war Gründer und wirkliches Mitglied der 1808 in Hanau entstandenen Wetterauischen Gesellschaft für die gesamte Naturkunde
1820 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften gewählt.
1822 wurde er ordentliches Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften und 1842 wurde er mit dem Orden pour le mérite für
Wissenschaft und Künste ausgezeichnet. 1836 wurde er Ehrenmitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg.
Die Bayerische Akademie der Wissenschaften nahm ihn 1848 als auswärtiges Mitglied auf, im selben Jahr ernannte ihn die Österreichische Akademie
der Wissenschaften zum Ehrenmitglied. 1849 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences und 1855 in die Académie des Inscriptions
et Belles-Lettres gewählt. Im Jahre 1853 erhielt er den Bayerischen Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst.
Durch die Gesellschaft für Erdkunde wurde bis in die 1980er Jahre die Carl-Ritter-Medaille verliehen.
Das Bildungshaus Carl Ritter trägt seit 1990 seinen Namen."



Das müsste logischerweise Carl Ritter sein. Warum sonst steht die Statue vor seinem Haus?
Wer es noch nicht wusste: Das Rittergebirge in China wurde durch seinen Schüler Ferdinand von Richthofen zu seiner Ehre benannt.
Ebenfalls seinen Namen tragen der Mondkrater Ritter und der Mount Ritter in Kalifornien.
Im Bismarck-Archipel wurde die später durch einen verheerenden Vulkanausbruch berühmt gewordene Ritter-Insel nach ihm benannt.
Ich bitte um Eintrag ins Lexikon des unnützen Wissens.

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